5. Tag (2. August 2024) – Von Nowy Sacz nach Tarnow

Tagesstrecke. 85 Km; 700 Hm; 15,01 Km/h

Das Wetter ist besser als erwartet. Entgegen den Prognosen werde ich heute mein Ziel Tarnow trocken erreichen. Bevor ich losfahre, mache ich noch einen kurzen Rundgang durch die Stadt Nowy Sacz.

Die Fahrt von Nowy Sacz nach Tarnow

Dann geht es los. Die Strecke ist nicht mehr so imposant wie am Vortag. Der Fahrradweg ist oft gut ausgebaut, auf ca. 30 Km fehlt er aber und es gibt weder Hinweisschilder noch Radwege, sondern es geht über zum Teil recht verkehrsreiche Straßen. Auf diesem Teilstück  gibt es dann auch einige herausfordernde Steigungen. Der heutige Weg führt zwar grundsätzlich am Dunajec entlang, aber teilweise auch durch die Sandezer Beskiden durch die der Fluss hier fließt, ein Mittelgebirge mit Höhen bis zu 1100 Metern. Da wo ich langfahre geht es nur bis zu Höhen von 500 Metern. Wie viele Mittelgebirge haben auch die Sandezer Beskiden für Radfahrer besondere Herausforderungen. Hier passiert mir dann auch ein Irrtum, der mir zusätzlich fünf Kilometer einbringt. So stehe ich gerade vor einer Steigung bis zu 14 Prozent, sehe aber weit und breit kein Schild mehr, was auf den Dunajec-Radweg verweis. Das ist insofern sehr ungewöhnlich, weil man sonst an jeder Ecke ein Schild sieht.

Ich verlasse mich also nicht mehr auf mein Navi, sondern rede mir ein, dass man den Radweg ja in den letzten vier Jahren erheblich aus- und umgestaltet hat. Vielleicht hat man ja tatsächlich eine Alternative zu den Steigungen gefunden. Ich kehre also hoffnungsvoll um und suche an verschiedenen Stellen nach Alternativen – leider vergebens. Ich finde kein Schild mehr, dass die weitere Richtung des Dunajec-Radweges anzeigt. Nachdem ich so mehrere Kilometer zurückgelegt habe, suche ich auf der App eine Möglichkeit möglichst schnell wieder auf meine Navi-Strecke zurückzukommen. Luftlinie liegt sie auch nur etwa 2,5 Kilometer entfernt und führt mich ziemlich gerade zu meinem geplanten Radweg. Leider stehe ich dann nach 500 Metern wieder vor einem Anstieg, wo ich dann schieben muss. Leider weiß ich nicht wie lang der Anstieg ist und wie stark die Steigung ist. Letzteres sehe ich dann bald auf meinem Bordcomputer. Auch dieser Anstieg liegt zwischen 10 und 14 Prozent und das, bis ich den auf meinem Navi ausgewiesenen Weg erreiche. Also außer Spesen (mehr Kilometer) nichts gewesen.

Nach etwa 30 Kilometern taucht dann die Markierung wieder  ebenso unverhofft auf wie sie vorher verschwunden war. Dazwischen lagen noch weitere Steigungen, die aber nicht so intensiv waren wie die erste. Dennoch fraßen sie natürlich Zeit, aber das gehört bei Fahrradtouren nun einmal dazu. Während dieses markierungslosen Zustandes fuhr ich auch noch einmal etwa 15 Kilometer an einem weiteren großen Stausee, dem Roznowskie-Stausee und vier Kilometer an dem kleineren Czschowskie-Stausee entlang. Sie wurden wurde geschaffen, um die Strömung des Flusses auszugleichen und die Hochwasserwelle des Dunajec und damit der Weichsel zu reduzieren. Die Investition wurde durch die Flutkatastrophe im Jahr 1934 beschleunigt. So bin ich inzwischen schon an vier Stauseen auf meiner Tour entlang dem Dunajec vorbeigefahren.

In diesem Abschnitt komme ich auch an der Pfarrkirche St. Adalbert bei Rożnów vorbei. Es ist eine weitere Holzkirche, die im Jahre 1661 erbaut wurde. Sie befindet sich auf einem hohen Bergrücken am Rożnów-Stausee. Das Innere ist mit einem falschen Holztonnengewölbe bedeckt. Mich beeindrucken dabei insbesondere die vier Deckenfresken, bei denen ich bisher noch nicht feststellen konnte aus welcher Zeit sie stammen. Im Garten der Kirche befinden sich noch einige Holzskulpturen und ein freistehender Glockenturm aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Vor der Kirche zieht sich ein größerer Friedhof den Berg hinunter in Richtung des Ortes Roznow. Von hier hat man eine schöne Aussicht in die Sandezer Beskiden.

Zahlreiche Brücken sind neu und ausschließlich für Fahrradfahrer und Fußgänger gebaut. Die Strecke führt hier wi zum Teil auch schon gestern, auch auf dem EuroVelo 11, der Osteuropa-Route von Athen zum Nordkap. In Tarnow liegt mein Hotel mit dem schönen Namen Cristal Park etwa 4 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Da die Fahrt etwas anstrengend war, verspüre ich nun keine Lust mehr, in die Stadt zu fahren. Morgen wird es wohl auch nichts mehr werden, weil es den ganzen Tag regnen soll und ich über 90 Kilometer vor mir habe. Deshalb hier nur ein kurzer Steckbrief zu Tarnow.

Tarnow ist mit etwa 109 Tsd. Einwohnern eine Großstadt. Sehenswert sollen insbesondere die Kathedrale St. Maria sein, die seit dem Jahre 1972 auch Basilica minor ist. Sie wurde im 14. Jahrhundert gebaut und im 15. bis zum 19. Jahrhundert mehrmals umgebaut. Ihr heutiges Aussehen erhielt sie bei der Renovierung in den Jahren 1889 bis 1900 als sie im neugotischen Stil umgestaltet wurde. Die Besonderheit der Kirchenausstattung sollen die Renaissance- und Barockgrabdenkmäler sein, die ich mir gerne angeschaut hätte.

Sehenswert soll auch der Marktplatz mit dem Rathaus aus dem 15. und 16. Jahrhundert und zahlreichen Bürgerhäusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Das Rathaus wurde vor dem Jahr 1448 im gotischen Stil erbaut und nach dem Brand im Jahre 1494 Anfang des 16. Jahrhunderts im Renaissancestil umgestaltet. Heute gehört es zu den wertvollsten Baudenkmälern der Renaissance in Polen. Es beherbergt das Museum der Stadt Tarnów.

 

 

 

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