Nach dem leichten Frühstück bei Segniora Ane mache ich mich frühzeitig auf den Weg. Es  soll mit 32 Grad erst einmal der heißeste Tag werden. Deshalb habe ich gestern auch noch einmal umdisponiert und fahre nur bis Astorga und spare mir den Weg zum Cruz de Hierro für Sonntagmorgen auf, da ist es sicher angenehmer als am heutigen Nachmittag. Noch in León kaufe ich mir aber ein Baguette mit Schinken und Käse.

Der Weg aus León heraus führt erst einmal entlang einer der Hauptstraßen, allerdings gibt es einen breiten Seitenstreifen. Es geht über die Vorstädte Trobajo und La Virgen bergauf. Da León am Rio Bernesga liegt, liegt es im Tal und man muss, um wieder auf die Meseta zu gelangen, knapp 100 Meter Steigung überwinden. Bei Oncina erreicht man dann wieder die Meseta und nun geht es erst einmal 5 Kilometer auf einer unasphaltierten und manchmal auch recht steinigen Strecke. Ab Chosaz geht es die nächsten 10 Kilometer wieder über Asphalt. Schon sehr früh fährt ein anderer Radfahrer zu mir auf und scheint Anschluss zu suchen. Es ist Glen aus Neuseeland. Wir versuchen uns zu verständigen, was auch mit Englisch einigermaßen gelingt. Glen ist gerade erst in León gestartet und hat eine 7-Tagestour bis Santiago gebucht. Das heißt, er hat seine festen Unterkünfte und hat in León das Fahrrad bekommen. Er ist 63 Jahre alt, arbeitet aber wohl noch. So fahren wir erst einmal zusammen.

Als wir an die Stelle kommen, wo die Asphaltstraße wieder verlassen müssen und eine recht steinige Schotterstrecke vor uns liegt, treffen wir eine Frau, die etwas unschlüssig ihre Karte betrachtet, ob das tatsächlich der richtige Weg ist. Glen spricht sie an und es stellt sich heraus, dass sie auch Neuseeländerin ist und Christina heißt. So fahren wir nun zu dritt weiter und erreichen bald das malerische Hospital de Òrbiga mit der sehenswerten Puente de Órbiga aus dem 13. Jahrhundert. Der Ort hat durch mittelalterliche Turnierkämpfe Berühmtheit erlangt. An jedem ersten Wochenende im Juni wird nun alljährlich ein entsprechendes Ritterfest gefeiert und das findet nun gerade statt. Annika und Marcel hatten mich schon darauf vorbereitet, weil sie gestern hier durchgekommen sind und so erleben wir das fröhliche Treiben hautnah. Viele Bewohner laufen in mittelalterlichen Kostümen herum, es gibt natürlich viele Stände mit spanischen Getränken wie Sangria und mit am Spieß gebratenen Ochsen und Schweinen. Natürlich gibt es auch Stände mit Korbflechtern und Schmieden und allem, was man sonst so nicht braucht. Unterhalb der Brücke, offensichtlich war der Fluss früher breiter, sind Zelte aufgebaut und ein Turnierplatz eingerichtet. Das Turnier scheint aber zu einer anderen Zeit zu beginnen. Die Stadt ist aber schon jetzt sehr voll und mit unseren Fahrrädern kommen wir kaum weiter. Christina und Glen sind sehr beeindruckt und begeistert, so etwas zu sehen und so verabreden wir eine halbe Stunde des Verweilens und jeder schaut sich um. Mir wird der Trubel bald zu viel und ich erstehe einen angeblich alkoholfreien Sangria schön gekühlt und suche mir eine etwas abseits gelegene Bank, um mein Baguette zu verzehren. Eigentlich hätte ich keines gebraucht. Marcel hatte mich gestern schon darauf hingewiesen, dass ich hier Hunger mitbringen sollte. Aber ich hatte zu viel Hunger nach dem Frühstück.

Auch Glen und Christina kommen schließlich dazu und haben sich auch mit etwas zu essen und zu Trinken versorgt. So im Gespräch erfahren wir, dass Christina auch den ersten Tag mit dem Fahrrad unterwegs ist. Sie ist aber bereits die Strecke von Saint-Jean-Pied-de-Port zu Fuß gepilgert. Allerdings hat sie sich wohl noch in Neuseeland am letzten Tag den Fuß  verletzt und dass führte dann dazu, dass er wohl immer mehr anschwoll und sie dann aufs Fahrrad umgestiegen ist. Von Hospital ging es dann noch einmal 16 Kilometer nach Astorga. Glen möchte gerne die Moutainbikestrecke fahren, Christina und ich tendieren aber zur Fahrradstrecke entlang der Straße. Schotterstrecke hatte ich heute schon genug.

So fahren wir dann getrennt nach Astorga. Auffallendste Sehenswürdigkeiten in Astorga sind die Kathedrale mit einem Stilmix aus spätgotischem Kirchenbau, barocker Fassade mit einen eher der Renaissance zuzurechnenden figurenreichen, beeindruckendem Portal sowie der Bischofspalast, der von Antoni Gaudi im neogotischen Stil gebaut wurde und der wie eine Burg auf den Betrachter wirkt. Manche meinen der Bau erinnere an Disneyland, mich erinnert er mehr an Legoland. Aber wahrscheinlich kommt das auf das Gleiche raus. Er ist ein Frühwerk von Gaudi und gehört sicher nicht zu seinen bedeutendsten Bauwerken. Christina und ich verabreden uns dann noch auf einen Besuch der Kathedrale und des Bischofspalastes, der übrigens nie von einem Bischof bewohnt wurde. Es gab offensichtlich Differenzen zwischen Gaudi und den Bauherren. So ist im Bischofspalast heute ein Museum zur Geschichte des Jakobsweges untergebracht.

Den Abend verbringe ich dann in meinem Hostel. Das Zimmer ist leider nicht klimatisiert und sehr aufgeheizt. Vom Preis ist es recht hoch und daher ärgere ich mich darüber, dass man das Zimmer nicht auf angenehme Temperaturen heruntergekühlt bekommt. Aber der Ärger nützt mir wenig.

Tagesdaten: 53,95 Km; 04:25:16 Std. Fz.; 12,2 Km/h; 390 Hm

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