Heute begebe ich mich gegen 10 Uhr auf einen Stadtrundgang durch die Altstadt von León. Da das Frühstück aber wieder nur ein 3 €-Frühstück war, kehre ich schon bald in eine kleine Bar gegenüber der Kathedrale ein und gönne mir noch einen Kaffee und ein kleines Baguette Brötchen mit Serrano-Schinken.

León schaut auf eine 2000-jährige Geschichte zurück. Es wurde gegründet als Lager der VII. römischen Legion um 1 n.u.Z. 988 wurde die Stadt von den Mauren zerstört. Nach ihrem Wiederaufbau wurde sie zu einem wichtigen Stützpunkt der Reconquista und zu Beginn des 10. Jahrhunderts sogar Hauptstadt des Königreiches Asturien-León. Die Vereinigung mit dem kastilischen Reich beendete diese Ära 1230. Sie wird aber heute in der Stadt durch Hinweise auf die alten Herrscher lebendig gehalten. Zwar verlor León damals an politischer Bedeutung, konnte dies aber in wirtschaftlicher Hinsicht als Ort am Jakobsweg durch die Handels- und Pilgerströme kompensieren. Heute ist León Provinzhauptstadt der gleichnamigen Provinz und hat etwa 150 Tsd. Einwohner.

Nach meiner Stärkung besuche ich dann die Kathedrale von León. Ich bekomme wieder einen altersbedingt reduzierten Eintritt und ein Audiophon. Der Audioguide ist allerdings nicht so gut strukturiert wie in Burgos, weil man nur fünf Berichte hat und die sind dann doch zu lang. Wenn möglich sollte man sich die Kathedrale in León ansehen, bevor man in Burgos war. Wenn man wie ich die Kathedrale in Burgos zu erst gesehen hat, für den hat die Kathedrale von León nichts Besonderes zu bieten. Damit tut man ihr natürlich Unrecht.

Die Hauptbauzeit der ca. 90 Meter langen und 30 Meter breiten Kathedrale liegt zwischen 1255 und 1303. Erster Baumeister war wohl „Meister Enrique“ der zuvor zwischen 1243 und 1260 das Querschiff und das Langhaus der Kathedrale von Burgos gebaut hatte. Er hatte von 1255 bis 1277 dann hier in León die Bauleitung inne. Das Besondere an der Kathedrale von León sind sicher ihre Fenster und damit ihre Helligkeit und ihre Baugeschichte. Die 125 Fenster sind teils 12 Meter hoch und bedecken eine Fläche von 1800 qm². Es gibt drei große Rosettenfenster, das größte in der Westfassade ist leider zur Zeit nicht zu sehen, weil es restauriert wird. Meister Enrique wollte sich offensichtlich nicht an seinen Erfahrungen in Burgos orientieren, sondern wagte etwas Neues. Dieser Wagemut rächte sich allerdings in den folgenden Jahrhunderten. So verfeinerte reduzierte er das Profil der Pfeiler und schuf ein verglastes Triforium, also alle drei Stockwerke wurden mit großen Fenstern ausgestattet. Dies stärkte nicht gerade die Stabilität des Bauwerks und später mussten viele Öffnungen zugemauert werden. In der Mitte des 19. Jahrhunderts drohte sogar der Einsturz und das Bauwerk musste vollständig restauriert werden, was über 50 Jahre in Anspruch nahm. Zur Baufälligkeit trugen aber auch die Veränderungen der Barockzeit bei, in der der Kathedrale wohl über der Vierung eine Kuppel aufgesetzt wurde, die einen so hohen Druck auf das übrige Gemäuer ausübte, dass sie als erstes entfernt wurde, um den Einsturz zu verhindern. Auch hatte man es in der Barockzeit fertig gebracht mit einem der damals üblichen gewaltigen Altäre, die Lichtdurchflutung der Kathedrale zu verhindern und hatte den Coro aus dem Chorraum in die Mitte der Kathedrale gesetzt. Den Altar hat man dann im 19. Jahrhundert entfernt und, wenn ich es richtig verstanden habe, mit alten Altarbildern einen neuen Altar gebildet, der nun wieder die Lichtdurchflutung ermöglichte.

Im Übrigen ist die Ausstattung der Kathedrale von León gegenüber Burgos aber auch gegenüber anderen spanischen Kirchen eher zurückhaltend und schlicht. Hervorhebenswert ist sicher die Marienfigur, die Maria als Schwangere zeigt und das Grabmal eines der Könige des Königreichs León, dessen Name mir entfallen ist. Nach dem Besuch der Kathedrale schaue ich noch zum Kreuzgang, der aber Extraeintritt kostet. Eine Besonderheit ist allerdings auch er nicht.

Nach dem Besuch der Kathedrale spaziere ich ein wenig durch die Altstadt. Was auffällig ist sind die vielen Bars und Restaurants und auch die zum Teil sehr schönen Gebäude aus wirklich allen Stilrichtrungen der vergangenen Jahrhunderte. Mein Weg führt mich schließlich zur Plaza de San Isidoro, wo ich mir eigentlich das königliche Pantheon, in dem 23 Könige und Königinnen von Kastilien und León begraben liegen. Dieses Pantheon soll mit bunten Fresken und Kapitellen sowie Gemälden mit biblischen und alltäglichen Themen geschmückt sein, was ihm den Beinamen romanische sixtinische Kapelle eingebracht hat. Leider ist aber hier wieder mal geschlossen und die nächste Führung soll erst morgen auf Spanisch sein und ohne Führung darf man ohnehin nicht hinein. So werfe ich nur einen Blick in die romanische Stiftskirche der Real Colegiata de San Isidoro de León, in der man auch einige maurische Elemente findet.

Nachdem ich hier wieder herauskomme, ist es fast unerträglich heiß geworden und ich mache nun das, was die Spanier bei solchem Wetter machen und ziehe mich in mein Zimmer zurück und mache einen Mittagsschlaf. Allerdings sollte ich unabhängig davon die sicher beiden wichtigsten und meistbesuchten Profangebäude Leóns erwähnen. Da ist zum einen der Palacio de los Guzmanes, ein imposantes Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert mit einem prachtvollen Innenhof. Es ist angeblich nie fertiggestellt worden, was aber meines Erachtens nicht weiter auffällt und es ist heute Sitz der Provinzregierung. Daneben steht die Casa Botines, ein neogotisches Gebäude von 1884 nach Plänen von Antoni Gaudi, dessen Bronzeskulptur auf einer Bank vor dem Haus sitzt. Hier ist heute ein Museum untergebracht. Ich kann mich der Einschätzung mancher Reiseführer nicht anschließen, dass die Casa Botines ihrer Zeit voraus zu sein scheint. Ich empfinde es noch als sehr traditionell und eines der mich am wenigsten beeindruckenden Werke von Antoni Gaudi.

Abends bummle ich dann wieder in die Stadt und es ist immer noch sehr warm. Ein Abendmenue bekomme ich aber nicht vor 20 Uhr. So muss ich mich gedulden, was mir schwer fällt. Dafür werde ich aber dann mit einem sehr guten Tagesmenue belohnt. Ich habe mir aufgrund der Hitze sicher nicht alles in León angesehen, was gelohnt hätte. Dennoch finde ich die Stadt sehr sympathisch und schätze zumindest die Stadt fast attraktiver ein als Burgos. Aber vielleicht liegt es nur daran, dass ich in León mich in der Innenstadt aufhalte, während ich in Burgos auch die Außenbezirke kennengelernt habe.

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