10. Tag: 25. September 2024 – Von Wladyslawowo nach Gdansk

von 26. September 2024Aktuelles

Tagesstrecke: 67,2 Km; 13 Km/h; 233 Hm

Nach dem guten Abendessen im Restaurant unseres Pensjonats Luan folgte nun auch noch ein phantastisches Frühstücksbuffet, was keine Wünsche offenließ. Danach begannen wir unsere letzte Tagesetappe von Wladislawowo nach Gdansk. Sicher keine sehr herausfordernde Tour, aber da ich die meiste Zeit ohne Unterstützung fahren musste, war es doch recht anstrengend, zumal sich bei mir ab mittags erste Anzeichen einer Erkältung ankündigten und ich immer matter wurde.

War es nach Wladyslawowo noch ländlich, wurde es auf den letzten 30 Kilometern doch zunehmend städtisch und industriell. So war die Fahrt durch den Gdyniaer (dt. Gdingener) Hafen fast schon zu einem Kulturschock, nach der ruhigen beschaulichen Landschaft der letzten acht Tage. Vor allem kam er so plötzlich. Wir fuhren eine Anhöhe hinunter und waren plötzlich mittendrin in einem Straßenlabyrinth mit unzähligen LKW und Blick auf eine sehr große Hafenanlage mit Containerkränen und allem, was sonst noch dazu gehört. Respekt aber auch wie man durch dieses Gewusel die Radwege verlegt hatte, sodass man ohne Todesängste durch den Hafen und durch die Stadt kam.

Gdynia war bis 1918 ein Dorf. Durch den Friedensvertrag von Versailles bekam Polen durch den Polnischen Korridor Zugang zur Ostsee, besaß aber keinen eigenen Hafen. Deswegen wurde Gdynia planmäßig zu einem der größten Handels-, Auswanderungs-, Kriegs- und Fischereihäfen ausgebaut. Das Zentrum von Gdynia ist wegen der starken Entwicklung der Stadt ab den 1920er Jahren durch viele Gebäude der Moderne geprägt.

Gdynia steht mit rund 250.000 Einwohnern auf dem zwölften Rang der größten Städte Polens. Sie ist Hauptquartier der Kriegsmarine der Republik Polen und besitzt mit der Marineakedemie und der zivilen Seefahrt-Universität zwei Hochschulen für Nautik. Gdynia belegt regelmäßig Spitzenpositionen in Städterankings nach Lebensqualität, darunter als einzige polnische Stadt im Rahmen des LivCom-Award.

Als wir ins Zentrum kommen legen wir in einer Pizzeria eine Mittagspause ein und gönnen uns eine Pizza. Dann geht es weiter ins nur wenige Kilometer entfernte Sopot. Es bildet zusammen mit Danzig (Gdańsk) und Gdingen (Gdynia) den Ballungsraum Dreistadt (polnisch Trójmiasto). Während in den beiden Nachbarstädten vor allem Handel, Industrie und Häfen von Bedeutung sind, profitiert Sopot mit seinen ca. 35 Tsd. Einwohnern als Kurstadt vornehmlich vom Fremdenverkehr.

Nach einer Kaffeepause geht es dann weiter nach Danzig. Derr Weg führt ziemlich nah an der Ostsee entlang, aber ers ist hier nicht mehr so viel Betrieb wie ich es schon bei früheren Besuchen erlebt habe. Erfreulich ist auch, dass man nun einen neuen Radweg gebaut hat und Fußgänger und Radfahrer nicht mehr in einen Konflikt miteinander kommen können. Von Sopot bis Danzig sind es dann noch etwa 15 Kilometer.

 

Gdansk

Mit über 470.000 Einwohnern ist Danzig die sechstbevölkerungsreichste Stadt des Landes. Zusammen mit der industriell geprägten Hafenstadt Gdynia (Gdingen) und dem Erholungsort Sopot (Zoppot) bildet Danzig das Zentrum der Metropolregion Dreistadt (Trójmiasto). Im gesamten städtisch geprägten Ballungsraum Danzig (aglomeracja gdańska) leben mehr als 1,2 Millionen Menschen.

In den 1980er Jahren war Danzig das Zentrum der oppositionellen antikommunistischen Bewegung, die in der Gewerkschaft Solidarność unter der Führung von Lech Wałęsa ihren Mittelpunkt fand. Diese spielte eine wichtige Rolle bei der Beendigung der kommunistischen Herrschaft in Polen und beeinflusste den Niedergang der kommunistischen Regime des ganzen Ostblocks bis hin zum Fall der Berliner Mauer und der Auflösung der Sowjetunion.

Wichtige Institutionen in Danzig sind die Universität Danzig, die Technische Universität Danzig, das Nationalmuseum, das Shakespeare-Theater Danzig, das Museum des Zweiten Weltkrieges, die Baltische Philharmonie sowie das Europäische Zentrum der Solidarność.

Danzig ist eng mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs verbunden. Ende August 1939 erklärte sich der nationalsozialistische Gauleiter Danzigs, Albert Forster, zum Staatsoberhaupt und verfügte am 1. September 1939 völkerrechtswidrig, nachdem reichsdeutsche Streitkräfte das polnische Munitionsdepot auf der Westerplatte angegriffen hatten, den Anschluss Danzigs an das Deutsche Reich. Der deutsche Angriff auf die Westerplatte wird heute als Beginn des Zweiten Weltkriegs in Europa gesehen.

Auf unserer Einfahrt in Danzig kommen wir nahe an der Plac Solidarnosci vorbei und machen ein kurzen Abstecher dorthin. Hier steht das hoch hinausragende Denkmal der drei Kreuze mit Ankern für die Gefallenen Werfarbeiter. Hinter dem Denkmal erhebt sich das massive Gebäude des Europejskie Centrum Solidarności, das Europäische Solidarność-Zentrum bzw. einfacher ausgedrückt das  Europäisches Zentrum der Solidarität (ECS). Es ist die im Herbst 2007 vom gleichnamigen Gewerkschaftsbund NSZZ Solidarność und dem polnischen Kulturministerium in Danzig ins Leben gerufene Einheit aus einem Museum über die Gewerkschaft, ihrem Zentralarchiv, einer Multimedia-Bibliothek sowie einem Bildungszentrum. Die Anlage besteht aus mehreren neu gestalteten und historischen Elementen. Einbezogen werden geschichtsträchtige Orte wie der plac Solidarności mit dem Denkmal für die gefallenen Werftarbeiter und dem berühmten Werfttor sowie das Gebäude der Arbeitsschutzhalle der Danziger Werft, das den Gewerkschaftsaktivisten während der legalen Phase ihrer Arbeit als Konferenzsaal diente. Der Bau des ECS wurde von der Europäischen Union mit 51 Mio. Euro gefördert. Es wurde am 31. August 2014 eröffnet.

Nach dieser kurzen Besichtigung des Platzes geht es nun weiter zu unserem Quartier. Wir haben uns in Danzig ein kleines Appartement gemietet und wollen hier noch zwei Tage verbringen. Leider fühle ich mich bei der Ankunft dann eher bettlägerig. Die Nase ist dicht, im Hals kratzt es, ich habe leichte Ohren- und auch etwas stärkere Kopfschmerzen und möchte mich einfach hinlegen. In unser Quartier Quartier kommen wir nicht durch einen persönlich Kontakt hinein, sondern durch WhatsApp-Nachrichten, die uns die notwendigen Codes zum Zugang ins Haus und zum Apartment mitteilen. Es ist ein schönes Apartment und sehr gut gelegen für einen Besuch in der Danziger Altstadt. Den Abend lassen wir dann im sehr lohnenswerten Fishmarkt Restaurant auf dem Fischmarkt unweit unseres Quartiers ausklingen. – Nach etwa 570 Kilometern seit Szczecin sind wir hier in Gdansk angekommen.

 

 

 

 

 

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