Das Maison Blue ist wirklich ein sehr hübsches Anwesen. Einmalig der Blick aus den rückwärtigen Fenstern in die Landschaft. Auch das Grundstück selbst scheint recht groß zu sein. Madame hat mir dann um 8 Uhr ein sehr gutes französisches Frühstück serviert, so dass ich gestärkt in den Tag gehen konnte. Heute liegen immerhin über 100 Kilometer vor mir.

Die Landschaft bleibt zunächst noch sehr hügelig und ist geprägt insbesondere von Weidewirtschaft. Ich fahre wieder durch viele kleine Dörfer mit ihren romanischen Kirchen. aus dem 11. bis 13. Jahrhundert. Dabei fällt auf, dass die damaligen romanischen Kirchen in den darauffolgenden Jahrhunderten nur wenig verändert wurden. Das erscheint mir etwas anders zu sein als beispielsweise in Sachsen-Anhalt. Die gotische Architektur blieb hier in Frankreich dann doch wohl eher den größeren Orten vorbehalten. Sie war natürlich kostenintensiver und aufwändiger. Etwas anderes ist ebenfalls auffallend. Die Franzosen weisen ihre historischen Denkmäler mit den Ortshinweisschildern aus. So findet sich an den Ortshinweisschildern auch immer das Hinweisschild auf die romanische Kirche des Ortes. Aufgrund meiner bisherigen Tour kann man den sicher nicht unberechtigten Eindruck gewinnen, dass durch ganz Frankreich eine oder mehrere Straßen der Romanik führen.

Inzwischen fahre ich auch wieder gelegentlich durch etwas größere städtische Ortschaften. Ribérac an der Dronne gelegen, einem Nebenfluss der Isle, ist die erste der größeren Städte. Hier fülle ich bei ALDI erst einmal meine Reisevorräte auf. Übrigens sind ALDI und Lidl hier fast so verbreitet wie in Deutschland. Von den französischen Handelsketten dominieren ansonsten noch Intermarche und Caarefour. Die Städte hier machen auf mich übrigens keinen sonderlich einladenden Eindruck. Sie wirken ein wenige heruntergekommen. Zahlreiche Gebäude stehen leer und verfallen oder sind mit Brettern versehenen Fenstern notdürftig gesichert. Auf Farbe wird wenig Wert gelegt und so wirkt alles recht grau. Vielleicht tue  ich den Städten auch ein wenig Unrecht, denn der Tag bleibt trotz steigender Temperaturen recht grau, was sich natürlich auch auf die Ausstrahlung von Landschaft und Städten auswirkt.

Gleiches gilt für die größere Stadt Montpon-Ménestérol, wo ich auch über die Isle fahre und Castillon-la-Bataille, wo ich an die Dordogne gelange. Kurz davor fahre ich durch den kleinen Ort Villefranche-de-Lonchat, wo das Weinbaugebiet Bergerac beginnt. Geografisch ändert gelange ich jetzt in den Großraum Bordeaux. Ab hier verändert sich die Landschaft in zweierlei Hinsicht. Die Landwirtschaft wird nun für die nächsten 80 bis 100 Kilometer durch den Weinbau völlig verdrängt und die Landschaft wird an vielen Stellen deutlich flacher. Etwas irritiert bin ich, dass die Weinbaufelder bis an die doch recht stark befahrenen Straßen heranreichen. Wenn man sieht, was manches Dieselfahrzeug in Frankreich noch so ausspuckt kann man sich eigentlich kaum vorstellen, dass dies dem Wein gut tut. – Trotzdem schmeckt er.

Das letzte Stück meines Weges führt mich nun auf ebener Strecke entlang der Dordogne in den kleinen Ort Branne, wo ich mein heutiges Chambre d´Hotes. gefunden habe. Die Vermieter hatten mir mitgeteilt, dass sie mich nicht vor 19 Uhr empfangen könnten, weil sie zum Kardiologen müssten. Nun, die Gefahr besteht auch nicht. Nach 107 Kilometern erreiche ich das hübsche moderne Siedlungshaus, wo mich Monsieur und Madame begrüßen, erst gegen 19:30 Uhr. Beide sind wohl auch Rentner und haben sich hier vor drei Jahren ihren Alterssitz eingerichtet. Monsieur spricht etwa so gut Englisch wie ich und so können wir zumindest ein wenig miteinander parlieren. Monsieur ist 63 und die Vorstellung einer Rente mit 67 wie in Deutschland ist ihm nur schwer verständlich. Recht hat er! Die beiden sind sehr freundlich, laden mich sogar zum Abendessen ein Gemüsesuppe mit Baguette und Fromage)  und ich bekomme auf meine Bitte hin sogar meine Wäsche gewaschen. Die Unterkunft ist nicht besonders abgetrennt von den Räumlichkeiten der Familie und liegt im Dachgeschoss. Die wohl zwei Zimmer sind aber wie das gesamte Haus frisch und hochwertig restauriert und haben auch ein extra Bad und WC. Was mir in diesen Chambres meistens fehlt, ist ein kleiner Tisch oder Schreibtisch. Das scheint hier eher unüblich zu sein.

Tagesdaten: 107,24 Km; 08:08:25 Std. Fz.;  13,17 Km/h 801 Hm

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