15. Tag: (23. März 2024) – Von Nogent-le-Rotrou nach Le-Mele-sur-Sarthe

Tagesstrecke: 60,79 Km; 11,34 km/h; 510 Hm

Heute geht es also weiter. Ich habe zwar nicht so gut geschlafen, aber das hatte sicher damit zu tun, dass ich natürlich gespannt war, ob ich den heutigen Tag gut überstehe. Natürlich sind auch nach fünf Tagen noch nicht alle Erkältungssymtome verschwunden, aber ich fühle mich weitgehend wieder fit. Was mich natürlich ärgert, ist, dass nach fünf wunderschönen Frühlingstagen nun gerade heute ein Temperatursturz kommt, Schauer angesagt sind und starker West – und damit Gegenwind von 25 bis 30 km/h drohen.

Aber erst mal gibt es wieder ein schönes Frühstück, dass mich dann gleich wieder hoffnungsvoller in den Tag blicken lässt. Gepackt habe ich bereits vor dem Frühstück weitgehend. Gegen 9 Uhr bin ich dann startklar, verabschiede mich von Madame Krzanowski und radle los. Es ist zwar merklich kühler geworden, jetzt um 9 Uhr sind es gerade mal 6 Grad und über 9 Grad sollen es heute auch nicht werden. Aber immerhin scheint erst mal die Sonne.

Die Strecke führt mich heute durch den Regionalen Naturpark Perche, der aber nirgends durch Hinweisschilder erkennbar ist. Über den Perche habe ich ja gestern schon einiges geschrieben, viel mehr gibt es darüber auch nicht zu sagen. Zunächst geht es auf ruhigen Landstraßen hinter Nogent mehrmals auf und ab bis ich nach etwa 10 Kilometern das wirklich pittoreske Dorf Villaray erreiche. Seine kleinen niedrigen und ursprünglichen Häuser reihen sich entlang einer Abfahrt. Auf der Höhe liegt aber noch ein äußerlich nicht sonderlich attraktives Schloss gleichen Namens, dass aber ein Hotel und sogar einen Spa-Bereich beherbergt. Von den Häusern scheinen doch schon zahlreiche leer zu stehen. Wenn man dann die Abfahrt genommen hat erreicht man unten am Fluss Huisine eine alte Wassermühle, die auch sehr malerisch in der Landschaft steht und heute ein Restaurant beherbergt. Im nachhinein betrachtet würde ich dieses Dorf Villeray als das Highlight meiner heutigen Tour betrachten.

Hinter Villeray führt der Fahrradweg etwa 40 Kilometer, also weitgehend den Rest meiner heutigen Strecke auf einer stillgelegten Eisenbahntrasse, dachte ich. Dieser Bahntrassenradweg wird mich aber auch noch über mein heutiges Ziele La-Mele-sur-Sarthe begleiten. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht wie bei uns in Deutschland eher üblich, asphaltiert ist, sondern man hat eine feste Kiesschicht aufgelegt wie ich es bereits von einigen Bahntrassenradwegen in Polen kennengelernt hatte. Das ist sicher umweltfreundlicher, bremst aber auch die Geschwindigkeit und hat einen höheren Sanierungsaufwand.

Die ersten 10 Kilometer war der Radweg gerade wohl neu saniert und es lief gut. Entlang der Strecke sind übrigens die alten Bahnwärterhäuschen und Bahnhöfe noch stehen geblieben und inzwischen zum großen Teil privat vergeben. Die Bahnhöfe liegen meist außerhalb der Ortschaften, so dass auf meiner Strecke eigentlich überhaupt keine Orte mehr vorgesehen waren. Das Gebiet des Perche ist übrigens in den Ebenen sehr sumpfig, das merkt man, wenn man auf dem Bahntrassenradweg entlang fährt daran, das links und rechts oft Wasser steht.

Nach 10 Kilometern wurde die Strecke aber doch schlechter und wies zunehmend dringenden Renovierungsbedarf auf. Ich wunderte mich schon über ein Schild das auf eine Umleitung für den Veloscenie verwies. Nach einiger Zeit begriff auch ich, dass die Umleitung wohl auch mich an mich adressiert war und fuhr nun die nächsten 25 Kilometer asphaltierte Straße und kam durch zahlreiche Orte. Dies war sicher einfacher zu fahren, führte aber auch zu mehr Kilometern. Gegen Mittag kamen dann auch größere Regenwolken ins Blickfeld. Eine sah besonders bedrohlich aus. Ich fuhr gerade durch Comblot, 100 Seelen-Dorf und sah die offene Kirche Saint Hilaire und kam gerade noch rechtzeitig hinein, bevor der Schauer herunterplatzte. Die Kirche in Comblot scheint gerade in Restauro zu sein und hat es auch nötig. Ich machte es mir gemütlich und aß in einer der Kirchenbänke mein vom Frühstück mitgebrachtes mit Schinken und Käse belegtes Baguette. Als ich so dasaß begannen plötzlich die Glocken der Kirche so zu Leuten, dass ich beinahe von der Kirchenbank gefallen wäre. Nachdem ich die Lautstärke meiner Hörgeräte etwas runtergestellt hatte, wurde es etwas erträglicher. Es war natürlich das typische katholische  Samstagmittagsgeläut. Als ich fertiggegessen hatte regnete es immer noch. Also zwängte ich mich in meine neuen Regensachen und siehe da, als ich losfuhr hörte es fünf Minuten später auf zu regnen. Es war auch der letzte und einzige Schauer, den ich heute abbekam. Dafür kam der Wind und der war, wie schon befürchtet, nicht ohne. so ließ ich mich einmal eine Abfahrt runterrollen, bei der ich sicher bei leichtem Wind auf eine Geschwindigkeit von 40 Km/h gekommen wäre nun hatte ich schon nachhelfen, um auf 25 Km/h zu kommen

Nun ging es ziemlich kreuz und quer entlang der Umleitungsschilder durch den Perche. Ab und zu kreuzte ich dann wieder die Bahntrasse und sah, dass der Zustand eher noch schlimmer geworden war. Ich kam durch mehrere zum Teil auch etwas größere Orte, machte aber nirgends einen längeren Stopp. Kurz vor Le-Mele-sur-Sarthe führte die Umleitung mich wieder auf die Bahntrasse, so dass ich die letzten etwa sechs Kilometer wieder auf einem schönen festen Bahntrassenradweg mein Ziel erreichte.

Der Ort Le-Mele-sur-Sarthe ist mit seinen ca. 650 Einwohnern hier schon ein größerer Ort. Das sieht man an der für einen Ort dieser Größe schon erstaunlichen Vielfalt der Läden und angebotenen Dienstleistungen. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen ein künstlich angelegter See für Freizeitaktivitäten und eine Kirche mit Glasfenstern nach Marc Chagall. Mal sehen, ob ich da morgen noch mir was anschauen kann. In der Kirche wird es sicher schwierig am Sonntag.

Da es nach meiner Ankunft wieder anfängt zu regnen, verlasse ich mein Hotel nicht mehr. Das Hotelrestaurant, vermutlich das einzige Restaurant am Ort, erweist sich als unerwartet nobel, sowohl was die Leistung aber natürlich auch was den Preis betrifft.

 

 

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