Nun bin ich schon den fünften Tag hier in Nogent-le-Rotrou und meine Auszeit nähert sich dem Ende zu. Auch meine Erkältung hat sich deutlich entspannt. Am Dienstag habe ich mich in einer Pharmacia (Apotheke) erst einmal mit Medikamenten gegen Erkältungen eingedeckt: Nasenspray, Hustensaft und so etwas ähnliches wie Paracetamol. Den Rest des Tages habe ich dann weitgehend flach gelegen und geschlafen. Danach ging es mir schon am Abend erheblich besser.
Am Mittwoch habe ich mir auch die Stadt hier etwas näher angeschaut und gestern bin ich etwa 15 Kilometer rund um Nogent-le-Rotour durch die Landschaft des Perche gewandert – und es hat mir gut getan. Meine Erkältungssymtome sind zwar noch nicht völlig vorbei aber es hat sich alles erheblich entspannt. Das Wetter war die ganzen Tage herrlich, Sonnenschein den ganzen Tag und die Temperaturen gestern bis 20 Grad. Es wären eigentlich vier sehr schöne Fahrradtage gewesen. Morgen wird es nun bei mir weitergehen und die Wetterprognosen deuten auf einen erheblichen Wetterwechsel hin. Die Temperaturen sinken um etwa 10 Grad und auch ansonsten soll es sehr wechselhaft werden. Das ist zwar schade, aber nicht zu ändern.
Heute komme ich noch einmal auf den Ort Illiers-Combray zurück, wo ich mich ja etwas sibyllinisch ausgedrückt habe und nach dem Bronzejungen auf der Bank gefragt habe, neben den ich mich zur Mittagspause gesetzt hatte. Meine Schwester Heidemarie, eine kenntnisreiche Literaturwissenschaftlerin, hat dazu einen Kommentar verfasst, der sehr kurz den Zusammenhang zu dem Ort mit dem Hauptwerk von Marcel Proust „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ zusammenfasst. Um es nicht allzu einfach zu machen, hatte ich das Foto des in Illiers-Combray eingerichteten Museums für Marcel Proust nicht eingestellt. Deshalb kommt es jetzt hier:
- Das Museum für Marcel Proust in Illiers-Combray.
Illiers-Combray ist die einzige französische Kommune, die einen aus einem literarischen Werk hervorgegangenen Namen trägt.
Nun aber zu der Stadt, in der ich die letzten vier Tage verbracht habe.
Nogent-le-Rotrou
Nogent-le-Rotrou ist eine Kleinstadt und eine Gemeinde mit ca.9 Tsd. Einwohnern. Nogent-le-Rotrou war einst die historische Hauptstadt der Grafschaft Perche. Die Burg (château) von Nogent-le-Rotrou ist die größte Attraktion des Perche. Im Jahr 955 übergab Theobald I., der Vizegraf von Blois und Tours, den Platz an seinen Vasallen Rotrou, dessen Nachkommen noch weitere 270 Jahre lang die Stadt und deren Umgebung beherrschten. Daher ergibt sich wohl auch der Name des Ortes. Nach dem Aussterben der Grafenlinie (1227) wurde der gesamte Perche in die alte Herrschaft zurück überführt. Nogent-le-Rotrou hatte schon im Mittelalter eine regionale Bedeutung als Markt-, Handwerks- und Handelsplatz. In den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts ist die Arbeitslosigkeit jedoch deutlich angestiegen und liegt über dem französischen Durchschnitt.
Die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten sind, wie schon gesagt, zum einen das Chateau Saint-Jean und die drei Kirchen des Ortes, sowie das Hotel-Dieu, die ich hier kurz vorstellen möchte.
Das Chateau Saint-Jean ragt auf einer Bergnase ziemlich wuchtig aber auch majestätisch in das Land hinein. Der ca. 35 m hohe Kernbau stammt aus der Zeit um 1040; seine Mauern sind bis zu 3,50 m dick. Im 12./13. Jahrhundert entstanden die von einem Wassergraben zusätzlich gesicherte Torburg sowie die Fundamente weiterer nicht vollendeter Seitentürme. Aus dem 15./16. Jahrhundert stammt ein angrenzender Wohntrakt. Die Burg beherbergt heute ein kleines Stadtmuseum. Ich habe die Burg Dank meines längeren Aufenthalts zu verschiedenen Tageszeiten fotografieren können und gebe hier ein paar Impressionen wieder.
- Hier ein Rundgang um die Burg.
- Der Kernbau.
- Hier der Wohnbereich aus dem 15./16. Jhdt.
- Hier die Burg beim Sonnenuntergang …
- … und hier bei Mondschein.
Die Kirchen von Nogent-le-Rotour und das Hotel-Dieu
- Die spätgotische Église Saint-Laurent wurde im 14./15. Jahrhundert erbaut.
- Blick in den Innenbereich.
- Ein beleuchteter Altarsockel mit der Szene des letzten Abendmahls.
- Zur Innenausstattung gehört eine Grablegung Christi aus dem 17. Jahrhundert.
- Der Chor.
- Blick zum Eingangsbereich.
- Die Kirche Saint-Hilaire ist die älteste und größte Kirche des Ortes; der Ursprungsbau aus dem 11. Jahrhundert wurde jedoch mehrfach verändert. Heutiges Wahrzeichen ist der im 16. Jahrhundert erbaute Glockenturm..
- Hier ein ebenfalls beleuchteter Sockel mit der Szene des zwölfjährigen Jesus unter den Schriftgelehrten.
- Der Blick in den Chor.
- Das im Stadtzentrum gelegene Hôtel-Dieu geht zurück auf eine Stiftung des ausgehenden 12. Jahrhunderts zugunsten der Versorgung der Jakobspilger. Die Anlage wurde mehrfach umgebaut und ist heute eine weitläufige spätbarocke Anlage mit getrenntem Männer- und Frauentrakt aus dem 18. Jahrhundert.
- Vor dem Hotel Dieu die bronzene Porträtbüste des Maximilien de Béthune, Herzog von Sully. Er war ein hochrangiger französischer Artillerieoffizier, Minister, Staatsmann, Marschall von Frankreich und Freund Heinrichs IV. Er war unter anderem auch Marquis de Nogent-le-Rotrou.
- Die Église Notre-Dame wurde im 12./13. Jahrhundert erbaut. Sie war ehemals eine einschiffige, aber im 15. Jahrhundert um zwei Seitenschiffe erweiterte Kapelle des Hôtel-Dieu.
- Die Westfassade. – Über dem mit Zackenornamenten in spätnormannischer Manier geschmückten Portal befindet sich ein Dreifachfenster in Triumphbogenoptik. Auch interessant., wäre ich ohne wikipedia nicht drauf gekommen.
- Hier eine an die Apsis angrenzenden achteckigen Grabkapelle. In ihr befinden sich auf einem Kenotaph kniende Marmorfiguren des Herzogs Sully und seiner Frau. Leider zur Zeit wegen Restaurierungsarbeiten nicht zugänglich.
- Blick ins Innere der Kirche.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Nogent-le-Rotrou
- Sehr schöne ParkanlageParkanlage …
- … mit Blauer Zeder, die 1830 hier gepflanzt wurde.
- Denkmal für Paul Deschanel (* 1855 † 1922) war ein französischer Politiker, Senator und von Februar bis September 1920 Staatspräsident der Dritten Republik. Deschanel war Teilnehmer der Friedensverhandlungen zum Versailler Vertrag. Er war ein Gegner eines schnellen Friedensschlusses und hielt die Beschlüsse als zu nachgiebig gegen das Deutsche Reich. Von ihm sind, gefragt nach dem Ausgang der Verhandlungen, die Worte überliefert: „Wir haben gerade den zweiten Weltkrieg unterzeichnet.“ Wie recht er doch hatte, ob er diese Entwicklung tatsächlich vorausgesehen hat, mag allerdings bezweifelt werden.
- Die Statue dominiert eine zentrale Kreuzung in der Stadt. Welche Beziehung Deschanel zu Nogent-le-Rotrou hatte, habe ich allerdings bisher nicht herausgefunden.
- Brunnen auf der Place Saint-Pol.
- Das Hotel-de-Ville…
- … mit abendlicher Beleuchtung.
Damit will ich es, was Negent-le-Rotour betrifft, dabei belassen. Nun aber noch zu der
Wanderung rund um Norgent-le-Rotour durch die Landschaft des Perche
Le Perche ist ein Hügelland, dessen höchste Erhebung eine Höhe von nur 301 m erreicht; die durchschnittliche Höhe der Orte liegt bei ca. 150 m. Das Gebiet des Perche war früher ein reines Waldland; heute ist es hauptsächlich ein durch Hecken strukturiertes Weidewirtschaftsgebiet, bei der die früher bedeutende Pferdezucht (sog. Percheron-Pferd) mittlerweile durch Milchwirtschaft und Schweinezucht abgelöst wurde. Pferde sieht man allerdings zur Zeit häufiger auf den Weiden als Kühe und Schweine. Eine Industrialisierung fand nicht statt. Heute sind große Teile des Perche im Regionalen Naturpark Perche integriert. Der Perche beruht in der Hauptsache auf der Wirtschaftskraft der in den zahlreichen Dörfern lebenden Landwirte; Hauptorte des Perche sind Nogent-le-Rotrou (ca. 10.000), Mortagne-au-Perche (ca. 4000) und Bellême (ca. 1500). Wichtigste Flüsse sind die Eure, der Huisne, ein Nebenfluss der Sarthe, und die Même. Die Eure hatte ich ja bereits in Chartres kennengelernt, der Huisine fließt hier durch Norgent-le-Rotour.
- Eigenwillige Fahrraddurchfahrt.
- Die Cloche, eine Nebenfluss der Huisine.
- Übersetzt heißt der See Bordesee.
- Das Dorf Arvisses.
- Es wirkt wie ein Vorort von Nogent-le-Rotrou ist aber in Verbindung mit anderen solchen Orten wohl doch selbständig.
Zum Schluss noch ein Wort zu meiner Unterkunft und meiner Vermieterin, Madame Krzanowski. Wir können uns zwar kaum unterhalten, aber mithilfe der Übersetzungs-App bekommen wir das Notwendigste an Kommunikation hin. Sie bringt mir jeden Morgen um 7 Uhr das Frühstück, dessen Grundlage französisch aber durchaus polnisch angereichert ist. So gibt es immer ein Baguette, ein Croissant aber auch zwei bis drei Scheiben Roggen- oder Roggenmischbrot. Es gibt Wurst und Käse und zwei sehr gute selbstgemachte Marmeladen aus Mirabellen und Schwarzen Johannisbeeren. Dazu gibt es noch ein weich gekochtes Ei und jeden Tag ein frisches Obst, entweder Bananen oder Orangen. Auf Joghurt und Fruchtdrinks habe ich dann ab dem zweiten Frühstück verzichtet. Man kommt damit weitgehend über den ganzen Tag.
Mir wurde auch zweimal schon die Wäsche gewaschen. Das erste mal die verschmutzte und das zweite mal die durch die Erkältung bedingt verschwitzte. So kann ich morgen mit frischen Sachen starten. Das Haus ist ein Einfamilienhaus wie gesagt mit einer meines Erachtens später angebauten Zusatzwohnung, die heute vermietet wird. Um das Haus ist eine sehr schöner nicht allzu großer aber liebevoll angelegter Garten mit einem zur Zeit üppig blühendem Kamelienstrauch. Auch ein kleiner Magnolienbaum steht hier. Der morgendliche Blick in den Garten trägt angesichts des schönen Wetters auch zur Genesung bei.
Mein Dank geht also an Madame Krzanowski. Ich hätte in meiner Situation keine bessere Unterkunft und keine bessere Vermieterin finden können.
- Der Blick in den Garten.
- Der Kamelienstrauch.
Hallo lieber Wolfgang, ich wünsche dir, dass du gesund und mit frischen Kräften weiterreisen kannst. Gut,dass sich auf dieser Reise auch wieder alles gut fügt und du auch eine Genesungszeit genommen hast. Die Fahrt bei Regen ist eben nicht zu unterschätzen. Bleibe achtsam und zieh dich warm an, denn gerade macht ja leider das Frühlingswetter bisschen Pause.
Vielen Dank für deine Reisenachrichten. Es macht Spaß, „dabei“ zu sein. GUTE FAHRT und liebe Grüße Steffi
Liebe Steffi, vielen Dank für Deine guten Wünsche. Ja, ich denke ich bin wieder fit, hatte ja auch eine Auszeit von vier Tagen, was mir gut getan hat. Freut mich, dass Du mich begleitest. Liebe Grüße Wolfgang
Lieber Wolfgang, weiterhin eine gute Reise und noch viele schöne Erlebnisse.
Es ist wieder einmal eine spannende Tour mit tollen Bildern und interessanten Geschichten.
Alles Gute und nich gute Besserung für die Erkältung.
Liebe Grüße aus Düsseldorf
Regina Sakowitz
Lieber Wolfgang, weiterhin eine gute Reise und noch viele schöne Erlebnisse.
Es ist wieder einmal eine spannende Tour mit tollen Bildern und interessanten Geschichten.
Alles Gute und noch gute Besserung für die Erkältung.
Liebe Grüße aus Düsseldorf
Regina Sakowitz
Liebe Regina, vielen Dank für Deine guten Wünsche . Mir geht es aber inzwischen wieder recht gut und auch die gestrige Fahrt habe ich gut überstanden. Ich freue mich, dass Du mich wieder begleitest. Liebe Grüße aus dem Perche