Ab heute ist eine Schönwetterphase angesagt, die eine ganze Woche lang anhalten soll. Der Blick aus dem Fenster verspricht zumindest für heute schon mal Gutes. Zwar ist noch Nebel, aber dahinter wird schon zunehmend Sonne sichtbar. Um es vorweg zu nehmen: Es wird ein phantastischer Tag. Sonne pur und Temperaturen deutlich über 20 Grad. Das Bon Laboreur, in dem ich abgestiegen bin, ist übrigens sehr empfehlenswert. Auch das Frühstück ist sehr ordentlich. Man bekommt sogar eine Sorte Wurst, was für Frankreich schon eher ungewöhnlich ist.

Ich versuche möglichst früh loszukommen, denn ich habe mir über 100 Kilometer vorgenommen. Gannay-sur-Loire ist mein Ziel. Mit der Buchung der preisgünstigen Unterkunft warte ich aber noch, bis ich abschätzen kann, ob ich es schaffe. Der Weg heute bietet wenig Außergewöhnliches. Er führt zunächst an der Loire entlang bis nach Cuffy bzw. le Bec d´Allier, wo der Allier in die Loire mündet. Hier ist übrigens auch der Beginn des Loire-Radweges. Warum er erst hier beginnt, obwohl es bis zur Quelle noch mindestens 400 Kilometer sind, habe ich bisher nicht herausgefunden. Ein Stück weiter auch die Pont Canal, die Kanalbrücke des Canal Latéral à la Loire, also des Loire-Seitenkanals, über den Allier kurz vor seiner Mündung in die Loire. Danach geht es an Nevers vorbei bis Decize etwa 40 Kilometer entlang des Loire-Seitenkanals. Ich fahre jetzt durch Burgund, eines der am wenigsten dicht besiedelten Gebiete in Frankreich und das merkt man auch. In Decize geht es dann etwa 10 Kilometer entlang des Canals du Nivernais, der die Verbindung zwischen der Loire und der Seine herstellt. Danach geht es noch auf einigen recht verschlungenen Wegen in weiterer Entfernung entlang der Loire bis ich gegen 19 Uhr in dem 500-Seelen-Dorf Gannay-sur-Loire ankomme.

Auf der ganzen Strecke kommt man kaum durch Dörfer, einzige nennenswerte Stadt ist Decize. Ansonsten fährt man durch ein durchaus hochentwickeltes landwirtschaftliches Gebiet. Die meisten Felder sind aber inzwischen winterfest gemacht. Nur gelegentlich sind einige Mais- und Mohrenhirsefelder noch nicht gemäht. Gelegentlich wartet auch noch ein Buchweizenfeld auf seine Ernte und auch Rüben wachsen noch und warten auf ihre Erntezeit. An vielen Weiden kommt man vorbei, wo immer noch Hunderte, wenn nicht Tausende Kühe weiden. Ich bitte es nicht misszuverstehen, aber ich habe noch nirgends so viele Rindviecher gesehen wie in Frankreich. Sie sind übrigens überwiegend weiß bzw. beige. Überhaupt: Seitdem ich nun in Frankreich bin, habe ich wenig Industrie und viel Landwirtschaft gesehen. Das liegt sicher auch an den Gegenden durch die ich fahre, aber die Landwirtschaft ist hier in Frankreich doch deutlich ausgeprägter als in Deutschland.

Ja, in Gannay-sur-Loire komme ich dann erst in der Dämmerung an. Die Vermieterin ist gerade in einem aufgeregten Telefongespräch beschäftigt und lässt mich erst einmal warten, entschuldigt sich aber dann in gutem Englisch, dass sie erst einmal mit ihrer Tochter habe telefonieren müssen, die heute durch die Fahrprüfung gefallen sei, Freitag der 13.eben! Dafür habe ich natürlich Verständnis. Dann werde ich freundlich empfangen. Die Domaine de Bourg ist eine etwas alternative Einrichtung mit alten Zimmern und alten Möbeln aber ausgesprochen gemütlich. Es ist ein alter ausgedienter Bauernhof in dem Stil wie man sie hier häufig sieht. Im Ort gibt es ein Hafenrestaurant (!) am Bootshafen für die Boote des Loire-Seitenkanals. Man avisiert mich dort und ich fahre hin, denn um 20.30 Uhr ist jetzt in der Nachsaison ohnehin in den meisten Lokalen auf dem Lande Schluss. Das Hafenrestaurant sieht zwar aus wie eine Imbissbude aber ist dann doch ganz nett eingerichtet und das Essen ist durchaus annehmbar. So sättige ich mich mit einem Entrecote mit Pommes Frites, trinke ein Bier und zum Abschluss einen Kaffee, was in Frankreich ein Espresso ist und fahre zufrieden in mein Quartier. Leider funktioniert das Internet nicht ausreichend. Ich bekomme keine Bilder hochgeladen. So verliert man denn gelegentlich viel Zeit und geht dann dennoch unverrichteter Dinge ins Bett.

Tagesdaten: 110,95 Km; 7:54:00 Std. Fz; 14,03 Km/h; 220 Hm

 

 

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