Heute ist es wieder bedeckt. Es nieselt. Francoise begleitet mich noch etwa 20 Kilometer auf meiner Rückfahrt nach La Charité. Die Rückfahrt ist entspannt. Sie ist auch nicht so steigungsintensiv wie die Hinfahrt. Ich nehme heute die Route südlich der N 151. Die N 151 gilt übrigens als die längste schnurgerade Nationalstraße in Frankreich wie mir Francoise erzählt. Wieder blicke man über weite Felder, die aber inzwischen weitgehend abgeerntet und winterfest gemacht sind. Kurz vor La Charité kommt plötzlich aus bedecktem Himmel ein Regenguss. Ich kann gerade noch meine Regenjacke aus der Tasche holen, um zumindest den Oberkörper zu schützen. Ansonsten werde ich und mein Gepäck, das ja Gott sei Dank wasserdicht ist, doch noch mal richtig pitschnass. So komme ich schon um 14.30 Uhr wie ein begossener Pudel vor dem kleinen Hotel du Bon Laboreur (zum guten Pflüger) an, dass ich heute gebucht habe. Leider macht die Rezeption erst um 16 Uhr auf. Ich lasse daher erst mal alles von mir abtropfen und nach etwa einer halben Stunde merkt man doch, dass die Funktionskleidung schon wieder recht trocken ist. Lediglich Schuhe und Strümpfe sind noch richtig nass. Ich beschließe trotzdem zum 2 Kilometer entfernten Intermarche zu fahren und mich für die nächsten zwei Tage mit dem Nötigsten einzudecken: Zwei Sandwiches, zwei Äpfel, Bananen, Wasser und eine Flasche Rotwein. Als ich aus dem Intermarche rauskomme stelle ich zu meiner großen Freude fest, dass es wieder anfängt zu regnen. So werde ich nun ein zweites Mal nass. Allerdings ist es nach meiner Rückkehr gerade 16 Uhr vorbei und ich kann einchecken. Das kleine Hotel ist ein alter Gasthof aus dem frühen 19. Jahrhundert. Ich habe ein nettes Zimmer, wieder einmal mit niedrigen Holzbalken, aber sonst wirklich sehr ordentlich. Die Heizung funktioniert und so kann ich auch meine Sachen zum Trocknen darüberlegen. Ich tröste mich derweil mit der Prognose, dass es nun eine Woche Sonnenschein mit Temperaturen bis zu 25 Grad geben soll.

Gegen Abend mache ich dann noch einen kleinen Rundgang durch La Charité. Leider ist die sehenswerte Loirebrücke derzeit in Restauro. Obwohl sie eigentlich schon fertig ist, sind die Gerüste noch nicht abgebaut und werden offensichtlich noch kleinere Mängel beseitigt. Das trübt natürlich den Blick auf La Charité, dessen ungewöhnlicher Name „Nächstenliebe“ wohl davon herrührt, dass hier einmal ein Kloster war und das wohltätige Wirken des Klosters dann bewirkte, dass sich der ganze Ort den Namen La Charité verlieh.

Seine Bdeutung erlangt der Ort durch die Gründung eines Klosters durch Hugo von Cluny. 1107 wird die Prioratskirche durch Papst Paschallis II: geweiht und das Kloster wird als „erstgeborene Tochter Clunys“ bezeichnet. Auch die Prioratskirche Notre-Dame ist nach Cluny der größte Kirchenbau zur damaligen Zeit gewesen. Inzwischen ist die alte Kirche eine Ruine. Es stürzte mehrere Male etwas ein, 1204 stürzte sogar der südliche Turm in das Langhaus. Allerdings ragt noch einer der Türe ins Land. Das Kloster La Charité war auch mehrmals Angriffen ausgesetzt. So nahmen die Protestanten die Stadt und das Kloster 1562 und 1598 ein und plünderten die Stadt und das Kloster. So wurden auch die Mönche und mehrere Hundert Bürger der Stadt im Rahmen der Hugenottenkriege ermordet. Heute ist La Charité auch Station des Jakobsweges und gehört seit 1998 zum Weltkulturerbe „Jakobsweg in Frankreich“.

Tagesdaten: 63,15 Km; 4:45:18 Std. Fz; 13,28 Km/h; 381 Hm

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