Heute liegen nach einer Zwischenübernachtung in Metz ca. 550 Kilometer vor uns. Ziel ist Le Havre. Wir umfahren Paris im Norden auf den französischen Autobahnen und werden dabei heute ca. 40 € Mautgebühren los. Gegen 16 Uhr sind wir in Le Havre und stehen vor unserem bei booking.com vorgebuchten sehr neuen und modernen low budget Hotel vor verschlossenen Türen. Nach einigem Herumsuchen finde ich einen Automaten, der einen elektronischen check in ermöglicht. Ich kann die deutsche Sprache wählen, werde dann nach meiner Reservierungsnummer oder meinem Namen gefragt. Da mir mein Name geläufiger ist, nutze ich ihn zuerst und siehe da, es klappt. Sofort erscheint das gebuchte Zimmer mit der gewünschten Bettenart zum vereinbarten Preis. Ich werde dann noch gefragt, ob und wie viele Frühstücke gewünscht werden. Nachdem ich dies beantwortet habe und mir der endgültige Rechnungsbetrag ausgewiesen wird, werde ich zur Zahlung mit Kreditkarte aufgefordert. Ich gebe also meine PIN ein und nach kurzer Überlegung gibt die Maschine ihr okay und gibt mir meine Kreditkarte zurück, spuckt die Schlüsselkarte aus und stellt mir auch die Rechnung zur Verfügung. Inzwischen haben wir auch festgestellt, dass das Hotel über einen Parkplatz verfügt, der auch abends geschlossen werden kann. So erobern wir sogar einen überdachten Parkplatz und beziehen daraufhin unser Zimmer.

Da wir noch ein wenig uns in Le Harve umschauen möchten, machen wir uns bald auf den Weg in die Stadt. Le Havre liegt natürlich noch nicht in der Bretagne, aber es ist interessant genug, um mit dieser Stadt unere Reiseberichte zu beginnen. Es sind knapp 3 Kilometer und der Fußmarsch und die Bewegung tun uns nach den langen Autofahrten gut. Le Harve ist sicher eine außergewöhnliche Stadt. Als deutscher Stützpunkt im 2. Weltkrieg, die Stadt war damals von über 40.000 deutsche Soldaten besetzt, wurde Le Harve bei 146 alliierten Luftangriffen praktisch dem Erdboden gleichgemacht. Zwischen 1945 – 1960 wurde die Stadt nicht rekonstruiert, sondern modern unter Federführung des französischen Stahlbeton-Papstes Auguste Perret (1874-1954) wieder aufgebaut. Er ist für einen geradlinig-monumentalen Stil bekannt, der allerdings nicht ohne dekorative Elemente ist. So erinnern auch viele Bauten etwas an den stalinistischen Baustil der fünfziger Jahre. So etwa das Hotel de Ville (Rathaus) mit seinem 74 Meter hohen Turm und die trotz oder wegen ihrer Betonbauweise auch im Inneren beeindruckende Kirche St.-Joseph mit ihrem 106 Meter hohen Turm. Aber auch andere Stararchitekten haben hier ihre Spuren hinterlassen. So wurde das Kulturzentrum am Bassin du Commerce von Oscar Niemeyer, dem Architekten der brasilianischen Hauptstadt Brasilia, geplant. Sicher gibt es zur Architektur in Le Havre unterschiedliche Einschätzungen. Immerhin gehört Le Havre als „herausragendes Beispiel für die Nachkriegsstadtplanung“ zum UNESCO-Welterbe und ist damit neben Brasilia die einzige Stadt, die bisher für die Stadtplanung im 20. Jahrhundert diese Auszeichnung erhalten hat. Wir schlendern über die Boulevards und sind schon relativ beeindruckt von dem Stadtbild. Besonders freuen wir uns als wir die Kirche St.-Joseph noch geöffnet vorfinden und so einen Blick in diesen sicherlich ungewöhnlichen Kirchenbau werfen können. An alten Gebäuden sind in Le Harve lediglich noch Kathedrale Notre-Dame aus dem 16. Jahrhundert, der Justizpalast und einige Gründerzeithäuser erhalten bzw. rekonstruiert worden.

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