8. Tag: 25. April 2023 – Von Lidzbark Warminski nach Bartoszyce

Heute wieder ein Morgen ohne Frühstück im Hotel. Aber die Infrastruktur ist deutlich besser als als Pienziewo. So habe ich schon gestern Abend ein Zabka, die bessere Ausgabe der kleinen Supermarktketten in Polen, gefunden, bei dem es frischen Kaffee gibt und auch ein Bäckerei. Beides liegt nur etwa 100 Meter von meinem Hotel Warmia entfernt. So gehe ich schon sehr früh dort zur Bäckerei, decke mich mit zwei belegten Brötchen und noch zwei Käsestangen ein. Dann geht es zum Kaffee trinken ins nebenan gelegene Zabka. Im Zabka erlebe ich etwas merkwürdiges. Ich will einen Cappuccino und die junge Verkäuferin hilft mir und als ich auf die Frage: mala? unvorsichtigerweise nicke, bekomme ich einen kleinen Cappuccino. Den trinke ich nun erst und bezahle dafür 9 PLN. Nun überlege ich mir noch einen zweiten größeren in mein Hotel mitzunehmen und drücke nun auf duzo und bekomme auch einen schön gefüllten Becher. Ich lege der Frau 20 PLN hin, weil ich davon ausgehe, dass er das Doppelte kostet wie der kleine. Sie gibt mir erst einmal den Zehner zurück und dann noch einmal 3,50 PLN. Als ich etwas irritiert gucke, versucht sie mir wohl zu erklären, scheitert aber an meiner Sprachbarriere. So habe ich mich nur gewundert aber nicht verstanden, warum der kleinen Cappuccino teurer war als der Große.

Die Tagesstrecke

Für heute war vormittags Regen angesagt. Das Regengebiet sollte aber bis mittags durchgezogen sein. Da ich im Hotel bis 12 Uhr bleiben konnte, hatte ich vor, erst gegen Mittag zu starten. Nach dem Frühstück sah ich aber auf die Regen-App und stellte fest, dass das Regengebiet nun doch nicht von Ost nach West zog, sondern von Norden nach Süden. So entschied ich mich doch früher loszufahren. Nachdem ich alles verpackt hatte und mich regengerecht eingekleidet hatte, ging es kurz nach 10 Uhr los.

Der Regen war heute auch anders als die Schauer gestern. Während gestern die Schauer sehr unvermittelt und heftig kamen, war es heute ein eher milder Dauerregen. Die Strecke war nicht sonderlich lang, aber die Wegequalität war sehr unterschiedlich. Etwa die Hälfte der Strecke verlief über gut asphaltierte, meist verkehrsarme Straßen. Dann kamen aber auch wieder Schotterpisten, matschige Sandwege, Waldwege und schließlich sogar kleinere Strecken mit Feldsteinpflaster. Da ich das Risiko von Stürzen vermeiden möchte, habe ich an diesen Stellen das Fahrrad sogar geschoben.

Der Regen hat dann auch die Wärme der letzten Tage verdrängt. Waren es heute Morgen noch 11°, sackte die Temperatur bis gegen Mittag auf deutlich unter 10° ab. Auch für die nächsten Tage ist deutlich kühleres Wetter angesagt, allerdings soll der Regen schon ab morgen nachlassen.

Die Landschaft hier im Ermland und in Masuren ist, wie ich ja schon öfter festgestellt habe, nichts Besonderes. Sie erinnert mich immer wieder an Mecklenburg und sie ist auch geografisch sehr ähnlich. Eiszeitliche Moränenhügel, viele Wälder und viel Ackerbau und wenig Viehzucht. In den Dörfern sind insbesondere die Backsteinkirchen auffällig. Gelegentlich gibt es auch mal einen Gutshof, die hier aber noch seltener saniert sind als in Mecklenburg. Aber da entwickelt sich sicher auch noch was.

Highlights des heutigen Tages waren das Kloster Stoczek, das früher Springborn hieß und ein Marienwallfahrtsort ist. Bekanntheit erlangte das Kloster auch, weil hier von Oktober 1953 bis Oktober 1954 der der populäre Primas von Polen, Kardinal Stefan Wyszyński, von den Kommunisten interniert worden war. Er lebte hier begleitet von einem Priester und einer Ordensschwester. Nachdem Radio Freies Europa den Aufenthalt des Primas öffentlich gemacht hatte, wurde er nach Prudnik in Oberschlesien verbracht.

Weiteres Highlight ist das ehemalige Schloss Gallingen, heute Galiny, im gleichnamigen Ort. Der älteste Teil des heute erhaltenen Schlosses geht auf einen Bau zurück der von Botho von Eulenburg 1589 erbaut wurde. Der Bau hatte war als zweigeschossiger Putzbau um einen u-förmigen Hof angelegt. Die Umbauten aus dem 19. Jahrhundert und von 1921 sind inzwischen wieder beseitigt worden. So erstrahlt das Schloss heute wieder im früheren Glanz, behaupte ich jetzt einfachmal. Der Bau ist damit einer der wenigen gut erhaltenen Herrensitze aus seiner ursprünglichen Bauzeit sein.

Insgesamt kam ich gut voran und kam dann bereits gegen 14:30 Uhr in Bartoszyce an. Mein Quartier hatte ich im Hotel Bartis, an einer Ecke des Marktplatzes genommen. Das Hotel macht einen deutlich professionelleren Eindruck als die letzten beiden. Man konnte sich auf englisch verständigen. Ich bekam sofort einen Platz für mein Fahrrad und das Einchecken verlief völlig problemlos. Nachdem ich mich auf meinem Zimmer eingerichtet hatte, machte ich mich auf den Weg, die Stadt zu erkunden.

Tagesstrecke: 43,36 Km; 12,41 Km/h; 200 Hm

 

Spaziergang durch Bartoszyce

Bartoszyce ist zwar mit fast 22 Tsd. Einwohnern eine der größeren Städte in Ermland-Masuren hat aber kulturell sicher nicht die Bedeutung wie Frombork und Lidzbark-Warmanski erlangt. Es war zwar ebenfalls eine Gründung des Deutschen Orden, aber die Ordensburg wurde in den diversen Auseinandersetzungen mehrfach zerstört und nach der letzten Zerstörung 1454 nicht mehr aufgebaut.

Bedeutung erlangte die Stadt erst wieder 1868 als die Ostpreußische Südbahn durch die Stadt geführt wurde und damit die Voraussetzung für die Ansiedlung zahlreicher Industriebetriebe geschaffen. Es entstanden eine Eisengießerei, eine Maschinen- und eine Wagenfabrik. Außerdem entwickelte sich ein bedeutender Eichenholzhandel. Bartenstein wurde Garnisonsstadt und Sitz des Land- und des Schwurgerichts.

Nachdem sich Bartenstein zur größten Stadt im Kreis entwickelt hatte, wurde es 1902 Kreisstadt und gab 1927 dem Kreis auch seinen Namen. Im Ersten Weltkrieg befand sich hier das Hauptquartier von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg. Im Januar 1945 wurde Bartenstein von sowjetischen Truppen eingenommen und dabei bzw. in der Folgezeit zu 60 % zerstört; doch blieben wesentliche Teile, darunter der große Marktplatz, erhalten. Im Sommer 1945 wurde Bartenstein von der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens gemäß dem Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung gestellt. Soweit die deutschen Bewohner nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit größtenteils aus Bartenstein vertrieben.

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