Der Tag ist nun völlig anders gekommen als geplant! Ich bin immer noch in Plauen. Gestern Abend erlebte ich eine für mich böse Überraschung mit meinem Reise-Laptop. Als der Akku weitgehend leer war, wollte ich ihn ans Netz anschließen … und er stürzte ab. Nichts ging mehr. Alle meine Versuche ihn wieder in Gang zu bringen waren erfolglos. Es blieb ein schwarzer Bildschirm. Natürlich ging mir nun einiges im Kopf rum. Ohne funktionsfähigen Laptop wollte ich meine Tour auf jeden Fall nicht fortsetzen. Das Schreiben gehört für mich zu meinen Reisen dazu. Schräg gegenüber meines kleinen Hotels hatte ich übrigens schon bei meiner Ankunft einen PC-Laden mit dem schönen Namen „Computerland“ registriert. Daran erinnerte ich mich jetzt natürlich. Im Internet recherchierte ich dann, dass der Laden aber erst um 10 Uhr aufmacht. Eigentlich ging ich davon aus, das es ohnehin zwecklos ist und ich mir einen neuen Laptop zulegen müsste. In Plauen gibt es auch einen MediaMarkt. Insofern war es sinnvoll, das Problem hier in Plauen irgendwie zu lösen. Irgendwann habe ich dann aber weitere Überlegungen aufgegeben und dennoch überraschend gut geschlafen.

Nachdem ich heute Morgen aufgestanden war, habe ich natürlich noch einmal versucht, den Computer wieder zu starten. Es blieb aber weiterhin alles dunkel. natürlich habe ich den Vorgang mehrfach wiederholt, am Ergebnis änderte sich nichts. Nun musste ich mich aber erst einmal um ein Frühstück kümmern und bis 10 Uhr war auch noch ein Menge Zeit. Das Hotel bot nämlich kein Frühstück an und verwies auf eine nahe gelegene Bäckerei. Da mir diese nicht sonderlich ansprechend erschien, spazierte ich weiter in die moderne Stadt-Galerie, wo es zwei Bäckereien mit Frühstücksangeboten gab. Ich entschied mich für ein Business-Frühstück: drei halbe helle Weizenbrötchen mit unterschiedlichem Belag und eine Tasse Kaffee. Nicht unbedingt ein sonderlich ansprechendes Frühstück aber für den Notfall in Ordnung. Mit einem weitere Pott Kaffee ging es dann auch. Danach schlendert ich noch eine Weile durch die Plauener City und stellte hier schon fest, dass Plauen durchaus sehenswert ist und dass viel gebaut und restauriert wird. Inzwischen hatte ich für mich schon beschlossen, den heutigen Tag noch in Plauen zu bleiben, wollte mir aber eine neue Unterkunft suchen, in der man auch Frühstück bekommt.

Als ich in mein Hotel zurück kam traf ich auch die Vermieterin, vom Akzent her eine Tschechin, die das „Deutsche Haus“, so der Name des Hotels, leitete. Ich fragte, ob ich mein Gepäck noch bis mittags auf dem Zimmer lassen könnte, womit sie kein Problem hatte. Danach recherchierte ich wegen eines anderen Zimmers und fand zu einem adäquaten Preis die Pension „Vogtländer“ in der Bahnhofsvorstadt, etwas abseits vom Zentrum. Der dortige Besitzer sagte mir zu, dass ich auch bereits mittags, das Zimmer beziehen könne.

Gegen 10 Uhr betrat ich dann das Computerland und sagte dem Besitzer, dass ich fürchte, dass ich eine Computerleiche mithabe, aber dennoch wolle, dass ein Fachmann mal schaue, ob man noch etwas tun könne. Er meinte er wolle es versuchen, schloss das Netzteil an, steckte den Stecker in die Steckdose, drückte auf den Ein- und Ausschalter und nach kurzer Zeit leuchtete das surface-Signum auf und zeigte, dass der Computer wieder zum Leben erweckt worden war. Ich muss zugeben, man fühlt sich in einer solchen Situation ziemlich dämlich. Immerhin hatte ich auch mehrmals die entsprechende Taste auch länger gedrückt gehalten. Der Computer-Mensch meinte, dass so etwas schon passieren könne. Es habe wohl aus irgendeinem Grund eine Tiefenentladung gegeben, weil der Akku auch Null Prozent Ladung anzeige. Er schlug daher vor, dass er das Gerät einige Stunden dabehalten wolle, bis es aufgeladen sei und dann noch einmal schauen wollte, ob etwas passiert. Ich willigte ein und hatte nun plötzlich einen Ruhetag und beschloss, mir Plauen etwa näher anzuschauen.

So machte ich erst einmal einen Bummel durch die nahe gelegene City. Hier ist insbesondere der Altmarkt sehenswert mit dem eindrucksvollen Renaissancgiebel aus dem Jahre 1548. An diese Gebäude schließt sich direkt ein riesiger Komplex des Neuen Rathauses aus den Jahren 1912-1923 an, der noch im Stil des Historismus erbaut wurde. Alles überragend und eigentlich von überall sichtbar ist der das Stadtbild prägende Turm des neuen Rathauses mit einer Höhe von 64 Metern. Im Neuen Rathaus ist auch das Spitzenmuseum untergebracht. Mit den berühmten Plauener Spitzen hat es die Stadt Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem beträchtlichem Wohlstand gebracht. So hatte Plauen auch mal etwa 128 Tsd. Einwohner. Heute sind es nur noch die Hälfte. Aber man kann an den Fassaden der inzwischen zumindest in der Innenstadt weitgehend wieder restaurierten Häusern mit ihren kunstvoll gezierten Fassaden den einstigen Wohlstand der Stadt ermessen. Ich schlendere nun noch weiter zur St. Johanniskirche, wo ich kurz hineinschaue und zur Alten Elsterbrücke, die bereits 1244 erstmals erwähnt wurde und damit angeblich zu den ältesten Steinbrücken Europas gehört. Auch die Johanniskirche stammt aus romanischer Zeit, wurde aber mehrfach umgebaut und erweitert und gilt mit ihrer dreischiffigen Halle als Beispiel für eine hochgotische Innenraumgestaltung. Weiter geht es zum Schloss, das für mehrere Jahrhunderte der Amtssitz der Vögte, später der Amts- und Gerichtssitz war und ab 1852 als Gefängnis genutzt wurde. Bei den Luftangriffen des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloss erheblich zerstört, allerdings dienten die erhaltenen Zellentrakte bis weit nach der Wende als Justizvollzugsanstalt. 2013 wurden die Zellentrakte dann abgebrochen und es soll hier der neue Campus der Staatlichen Studienakedemie Plauen in neuen Gebäuden untergebracht werden.

Gegen Mittag hole ich dann mein Gepäck aus dem Hotel und wechsle das Quartier. Mit dem Fahrrad wird mir noch einmal klar wie bergig Plauen eigentlich ist. Am Ende des Tages werde ich insgesamt 12 Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt und dabei über 200 Höhenmeter bewältigt haben. Dennoch mache ich mich am Nachmittag wieder mit dem Fahrrad auf den Weg zu einer Stadtrundfahrt. Ich möchte noch einige Fotos machen und fahre noch bei den Weberhäusern am Mühlgraben vorbei, wo man heute Galerien und Schauwerkstätten findet. Interessant auch das sich an die Weberhäuser anschließende Weisbachsche Haus , das ab 1778 als Kattundruckerei diente und als das besterhaltene älteste Barock-Manufakturgebäude Deutschlands gilt.

Nun wird es aber Zeit, dass ich mich wieder meinem Laptop zuwende. Allerdings ist er um 16 Uhr noch immer nicht fertig, weil er nun 138 updates auflädt, die mir wohl bei einer neulichen Zurücksetzung auf die Werkseinstellungen abhanden gekommen sind. Nun ja, es zeigt sich halt ähnlich wie beim Fahrrad, dass mir technisches Wissen und vor allem auch technische Fertigkeiten doch ziemlich abgehen. Ich gehe also noch einmal in ein Café. Gegen 17 Uhr kann ich dann meinen Laptop mitnehmen. Ich habe allerdings den Eindruck, dass das Belassen des Laptops im Computerland lediglich dem gedient hat, mir dann 39 € in Rechnung zu stellen. Denn außer, dass Chef des Computerlandes den Computer ans Netz angeschlossen hat, damit er sich aufladen kann und dann zugelassen hat, dass die updates hochgeladen werden, ist wohl nichts weiter geschehen. Aber natürlich bin ich froh, dass der Laptop nun wieder funktioniert. Damit kann ich den heutigen Tag beschließen und hoffe, dass ich morgen nun bei immer strenger werdender Kälte nun doch meine Fahrt werde fortsetzen können.

Tagesdaten: 12,64 Km; 205 Hm

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