Es ist nun doch recht frisch geworden und die Temperaturen sollen noch weiter sinken. So versuche ich nun mit Zwiebelbekleidung mich warm zu halten. Es ist aber auch recht hügelig geworden. Es geht also immer längere Strecken rauf, zum Teil bis 12 Prozent Steigung, und dann wieder runter. Während man rauffährt schwitzt man natürlich und beim runterfahren kühlt einen der dann eisige Fahrtwind aus. Trotzdem bin ich natürlich guter Dinge, dass ich diese Kältewelle überstehen werde.

Das Frühstück in meinem Hotel im Hotel Mauritius war ordentlich und bereits um kurz vor 9 Uhr kam ich los. Nach Crimmitschau geht es gleich mehrere Kilometer bergauf und man kann seine Kondition testen. Ich war ganz zufrieden mit mir. Die Steigungen variieren in etwa zwischen 5 und 12 Prozent. und das wird sich heute noch vier Mal wiederholen mit durchaus 200 bis 250 Metern Höhenunterschieden. Da kommt mit doch sehr zu pass, das meine kritische Auswahl dessen, was ich unbedingt auf die Reise mitnehmen muss, dazu geführt hat, dass ich mit dem derzeitigen Gepäck unter 20 kg liege. In Mössingen kommen dann zwar noch einmal drei Kilo dazu, weil ich erst dort den Schlafsack und einige andere Utensilien einpacken muss, die ich vorher nicht brauche. Dennoch ist das für eine so lange Tour ein passables, eher geringes Gewicht. Zumal von den 19 kg Gepäck allein 5 Kg für die Fahrradtaschen anfallen. Ich bin also mit meiner Gepäcklast ganz zufrieden

Die Hügel bei Crimmitschau sind wohl die Ausläufer des Westerzgebirges. Ab Zwickau beginnt dann das Vogtland. Die Höhenrücken, die ich heute überquere, werden aber auch durch drei Flüsse bestimmt, deren Täler ich heute passiere. So starte ich in Crimmitschau im Tal der Pleiße, komme dann nach Zwickau an der Zwickauer Mulde und komme am frühen Abend schließlich in Plauen an der Weißen Elster an. Die Landschaft, durch die ich fahre, ist stark landwirtschaftlich geprägt aber auch recht waldreich. Den Städten und Ortschaften sieht man noch heute ihren früheren Wohlstand an. Hier war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine der wohlhabendsten und industriell ausgeprägtesten Regionen im gesamten Deutschen Reich. Da war zum einen die Textilindustrie als Kernindustrie und in ihrem Gefolge der Maschinenbau und schließlich auch ein sehr dichtes Eisenbahnnetz mit zum Teil revolutionären Brückenkonstruktionen, die der hügeligen und bergigen Landschaft Rechnung tragen mussten. Schönes Beispiel ist die aus Backsteinen errichtete gewaltige Götzschtalbrücke, die heute leider nicht auf meinem Weg liegt. Die Städte sind zum Teil wieder sehr schön restauriert und lassen damit den alten Charme erkennen. Leider haben diese Regionen, also insbesondere das Vogtland und das Erzgebirge, bis heute nicht an ihre wirtschaftliche Prosperität vergangener Jahrzehnte anknüpfen können.

Mein Kulturerlebnis ist übrigens heute der Zwickauer Dom, der eigentlich nur Stadtkirche St. Marien heißt. Er ist ein schönes Beispiel für eine Patchworkarchitektur wie sie jahrhundertealte Gebäude sehr oft aufweisen. So entstand die Kirche 1180 ursprünglich als romanische Saalkirche. Sie wurde dann zwischen 1453 und 1563 zur dreischiffigen Hallenkirche im spätgotischen Stil erweitert und umgebaut. Der weithin sichtbare Kirchturm ist jedoch ein barocker Glockenturm aus dem Jahre 1672. In den Jahren 1885 bis 1891 wurde die Kirche im Geist des Historismus restauriert. Dabei gab es auch im Äußeren auffallende Veränderungen, indem an den Strebepfeilern zahlreiche Skulpturen von Propheten (Chor), Aposteln (Südseite) und Reformatoren auf der Nordseite angebracht wurden.

Gegenüber dem Hauptportal des Domes stehen übrigen noch vier von ursprünglich zwölf Priesterhäusern, die wohl mit zu den ältesten noch erhaltenen Wohnbauten in Deutschland gehören. Ich mache zunächst einen kurzen Rundgang durch das Innere und anschließend um das Äußere der Kirche. Sehr ausgedehnt sind meine Rundgänge aber nicht, weil es mich doch sehr schnell zu meinem Fahrrad zurückzieht, dass ich zwar angeschlossen aber eben doch frei zugänglich auf dem Marktplatz stehen gelassen habe. Zu meiner Freude steht das Fahrrad aber nach meiner Rückkehr völlig unberührt da. Hier muss ich wohl noch lernen, das notwendige Gottvertrauen zu entwickeln, denn sonst werde ich mir nichts in Ruhe ansehen können.

Nun geht es weiter über Reichenbach nach Plauen. In Ebersbrunn komme ich an der Pleißequelle vorbei und mach dort eine kurze Mittagspause. Sieben Kilometer vor Plauen fährt man dann über die Staumauer der Talsperre Pöhl, die auch das vogtländische Meer genannt wird. In Plauen gastiere ich im Hotel Deutsches Haus. Die Unterkunft ist relativ preisgünstig, wenn auch sehr unpersönlich. Es ist wohl eines der ersten Hotels, in dem ich kein Frühstück bekomme.

Tagesdaten; 65,82 Km; 06:11:10 Std. Fz.; 10,64 Km/h; 868 Hm

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