Mein Quartier lag etwas außerhalb der Innenstadt von Orléans, so dass ich mich nach dem Frühstück erst einmal auf eine kleine Besichtigungstour machte. Orléans macht einen adretten Eindruck. Viele noch leuchtende Stuffsteinhäuser, die die Magistralen der Stadt säumen. Viele besondere Sehenswürdigkeiten hat Orléans aber nicht zu bieten. Natürlich steht die Stadt auch heute noch im Andenken von Jeanne d´Arc, unter deren Führung die die Stadt 1429 von der Belagerung durch die Engländer befreit wurde. Da gibt es ein Monument auf dem zentralen Platz der Stadt, da gibt es das Haus, in dem Jeanne während ihres Aufenthalts in Orléans lebte, dass zwar sehr alt wirkt, aber weil es im Krieg zerstört wurde erst in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts rekonstruiert wurde und da gibt es schließlich auch die Rue Jeanne d´Arc, die schnurgerade auf die Front der Kathedrale zuläuft. Die Kathedrale ist sehr ungewöhnlich für einen gotischen Kirchenbau. Das liegt vor allem an dem Säulenkranz auf der Spitze der Türme, die schon von Weitem ins Auge stechen. Die Kirche selbst besichtige ich heute nicht, weil gerade Gottesdienst war.

Orléans ist der nördlichste Punkt des Loire-Radweges. Insofern radle ich nun erst einmal wieder in südliche bzw. südwestliche Richtung. Ansonsten war der Tag heute nicht besonders aufregend. Es geht durch eine ausgesprochen platte Gegend mit Feldern, Wiesen und Weiden. Insofern kann man mit dem Fahrrad Tempo machen. Einen kurzen Stopp sollte man in Sully-sur-Loire einlegen und sich das Wasserschloss und den vorgelagerten Park anschauen. Ansonsten passiert man danach noch eines der vielen französischen Atomkraftwerke bevor man nach Gien kommt und von der anderen Seite der Loire einen phantastischen Blick auf das Schloss und die Stadt Gien hat.

Kurz vor Gien hatte ich dann noch ein deutsches Pärchen getroffen, das mit Fahrrädern die Gegenrichtung des Eurovelo 6 macht. Sie sind wohl um die 30 und haben sich einen Ausstieg geleistet. Letztes Jahr seien sie mit dem Auto durch Osteuropa gefahren. Nun sei das Auto kaputt und da müssten sie halt mit dem Fahrrad reisen. Die Frau ist wohl fertige Medizinerin, ist aber vor einem Jahr erst einmal ausgestiegen und der Mann „studiert auch noch ein bisschen“ wie man sagte. Sie hatten ein Riesengepäck mit, jeder sicher 25 kg. Sie schienen sich weitgehend selbst zu versorgen, hatten also Zelt, Küchensachen und Camnpoibgkocher mit. Das Gewicht schien ihnen nichts auszumachen. Man gewöhnt sich dran wie die Frau mehrfach versicherte. Kurz bevor wir uns trafen hatten sie auf einem Feld einige Rote Beete eingesammelt, die natürlich heute Abend in den Topf kommen. In Orléans wollen sie sich dann aber mal wieder eine Jugendherberge leisten. Die Frau kam übrigens aus Erfurt und so kamen wir natürlich schnell ins Gespräch. Inzwischen leben die aber in Tübingen und von da sind sie auch vor drei Wochen losgefahren.

Dann radelte ich weiter bis nach Gien. Während ich bisher so wenig Steigungen wie selten hatte, wird es kurz vor Gien wieder etwas welliger, so dass ich nun doch noch auf etwas über 100 Hm gekommen bin, was allerdings bei einer Tour von fast 80 Km zeigt wie platt es hier eigentlich war. Obwohl der Ort mit etwa 15 Tsd. Einwohnern nicht ganz klein ist, wirkt er merkwürdig verschlafen. So wurde es abends richtig schwierig, ein Restaurant oder eine Gasstätte zu finden. Es ist einfach nichts los hier. Der Mann an der Rezeption meinte, dass die Touristen nur hierher kommen, um ein Foto zu machen und dann wieder weg sind. Während der Woche sei es aber gut frequentiert von den Arbeitern des nahe gelegenen Atomkraftwerks.

Tagesdaten: 78,38 Km, 5:30:23 Std. Fz/ 14,23 km/h; 117 Hm

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