Georgien – Sagenumwobener Kaukasus (21. Juni bis 5. Juli 2024)

In diesem Jahr geht unsere Sommerreise nach Georgien. Wir haben uns für eine Wanderreise entschieden mit bis zu zwölf Teilnehmern und Teilnehmerinnen. Bevor wir unsere Reise starten, werfe ich natürlich immer einen mehr oder weniger kurzen Blick auf die Geschichte des Landes, in das wir reisen. Ich will versuchen, es diesmal in wenigen Sätzen zusammenzufassen:

Auf dem Gebiet des heutigen Georgiens wurde bereits im 4. Jhdt. in den damaligen Königreichen Lazika und Iberia das Christentum zur Staatsreligion erklärt. Sie waren daher nach Armenien das zweite und dritte Land, dass sich zum Christentum bekannte. Beide Staaten waren in den folgenden Jahrhunderte aber Spielball größerer benachbarter Reiche. So unterwarfen die Römer das Land. Auf die Römer folgten als Eroberer die Perser, die Byzantiner und die Araber.

Am Ende des zehnten Jahrhunderts wurde Georgien in seinem „goldenen Zeitalter“ vereint. Die langjährige Abhängigkeit vom Byzantinischen Reich wurde abgeschüttelt. Unter Dawit dem Erbauer und Königin Tamar wurde Georgien zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert die stärkste Macht in Transkaukasien. Es folgte aber eine mongolische Invasion unter Timur. Im 16. Jahrhundert zerfiel Georgien in die Königreiche Imeretien, Kachetien und Kartlien sowie fünf Fürstentümer, die unter osmanischem und iranischem Einfluss standen.

1783 schloss Ostgeorgien (Kartlien-Kachetien) einen Schutzvertrag mit Russland. 1801 wurde Kartlien-Kachetien per Dekret des Zaren annektiert und sein Königshaus entthront. Die Regionen im Westen des Landes blieben noch ein Jahrzehnt lang staatlich unabhängig. Erst 1810 eroberte Russland das georgische Königreich Imeretien. Russland brauchte weitere 54 Jahre, um die vollständige Kontrolle über Westgeorgien zu gewinnen.

Nach der Oktoberrevolution erklärte sich Georgien am 26. Mai 1918 unabhängig und zur demokratischen Republik. Artikel 1 des Gesetzes vom 22. November 1918 über die Wahlen zu gesetzgebenden Gremien, das das aktive und passive Frauenwahlrecht garantierte, wurde vom Nationalen Rat und dem Ministerrat angenommen. Am 16. Februar 1921 wurde die Demokratische Republik Georgien von der Roten Armee besetzt und in die Sowjetunion eingegliedert und bestand als Georgische SSR bis zum Ende der Sowjetunion im Jahre 1991. Im Verband der Sowjetunion erlebte Georgien die Industrialisierung, die georgische Landwirtschaft spezialisierte sich auf den Export südländischer Früchte und die Republik wurde zu einer der wichtigen Tourismus- und Urlaubsregionen des Landes. Erwähnenswert ist, dass der langjährige sowjetische Diktator Joseph Stalin Georgier war.

Im zeitlichen Zusammenhang mit dem sowjetischen Reformprozess (Perestroika und Glasnost) entwickelte sich in den späten 1980er Jahren eine starke georgische Unabhängigkeitsbewegung. 1989 kam es in der georgischen Hauptstadt Tiflis wiederholt zu Massendemonstrationen. Im Oktober 1990 gewann ein breites Parteienbündnis um den Dissidenten Swiad Gamsachurdia die Parlamentswahlen. Am 9. April 1991, noch vor dem Augustputsch in Moskau, der den Zerfall der Sowjetunion beschleunigte, erklärte sich Georgien erneut unabhängig. Es kam zu Sezessionskriegen in Abchasien und Südossetien. Wegen der starken Militärpräsenz Russlands hat die georgische Regierung allerdings noch heute keine Kontrolle über Teile ihres Territoriums.

Georgiens erster Präsident nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit, Swiad Gamsachurdia, wurde Anfang 1992 durch einen Putsch abgelöst. Sein Nachfolger wurde der frühere georgische KP-Chef und sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse. Er leitete demokratische Reformen ein. Die Wirtschaft stagnierte jedoch auf niedrigem Niveau. Hinzu kamen eine weitverzweigte Korruption und regelmäßige Wahlfälschungen. Im November 2003 wurde Schewardnadse durch die Rosenrevolution von der Macht verdrängt. Im Januar 2004 wurde Micheil Saakaschwili mit 96 Prozent der Stimmen zum neuen Präsidenten gewählt. Premierminister wurde Surab Schwania. Für wichtige Reformfelder wurden erfolgreiche Auslandsgeorgier als Minister ins Land geholt. Als vorrangige politische Ziele wählte die Regierung die Entbürokratisierung (und damit die Entmachtung alter Eliten und Netzwerke) sowie die wirtschaftliche Liberalisierung aus.

Korruption und Kriminalität wurden energisch verfolgt, wenngleich sich viele Maßnahmen gegen Vertreter der Opposition richteten und radikale Mittel ergriffen wurden. So wurden im April 2004 alle 16.000 Verkehrspolizisten fristlos entlassen. Das führte jedoch dazu, dass die „georgische Mafia“ in der Folge verstärkt in Westeuropa operierte, was 2010 zur Operation Java führte. In dieser Zeit stieg Georgien im Korruptionswahrnehmungsindex der Transparency International vom Platz 133 im Jahr 2004 auf Platz 51 im Jahr 2012, höher als Italien, Lettland und Tschechien. Dabei ist die früher allgegenwärtige Alltagskorruption („petty corruption“) praktisch verschwunden. Transparency International stellte 2019 jedoch fest, dass die Antikorruptionsmaßnahmen die Korruption mit hohen Beträgen bestehen ließen, die aufgrund von Systemschwächen schwer einzudämmen sei.

Im August 2008 eskalierte der Südossetien-Konflikt erneut und es kam zum offenen Krieg mit Russland, gemäß einem späteren EU-Bericht angestoßen durch Georgien: Nach mehreren Scharmützeln begann die georgische Armee, ihre militärischen Möglichkeiten überschätzend, einen Angriff auf Südossetien. Russische Truppen marschierten in Südossetien und Abchasien ein und besetzten Teile des georgischen Kernlands. Die fünf Tage dauernden Kampfhandlungen forderten 850 Menschenleben und führten zeitweilig zur Flucht von mehr als 130.000 Menschen. In der Folge erkannte Russland die Unabhängigkeit Abchasiens und Südossetiens an und möchte die beiden Gebiete in die Eurasische Union aufnehmen. Dazu wäre es nötig, dass Belarus, Kasachstan und Armenien deren Unabhängigkeit ebenfalls anerkennen, was sie in eine offene Konfrontation mit Georgien brächte. „Deshalb hat Moskau nun den Plan ausgeheckt, die beiden Gebiete stärker zu «integrieren»“, sagte der damalige Parlamentspräsident (im Oktober 2014) Dawit Ussupaschwili, für Georgien „ein weiterer Schritt hin zur definitiven Annexion“. Die USA und Kanada forderten am 8. August 2018, zehn Jahre nach dem erfolglosen Angriff georgischer Truppen auf Südossetien, den Rückzug der russischen Truppen aus Abchasien und Südossetien.

Nach zwei Amtszeiten durfte Saakaschwili 2013 nicht mehr zu den Präsidentschaftswahlen antreten. Bidsina Iwanischwili gründete am 19. April 2012 die Oppositionspartei Georgischer Traum, der sich nach nur zwei Monaten acht weitere Parteien und Bürgerbewegungen anschlossen. Ziel des Wahlbündnisses war die Ablösung der zunehmend autokratisch herrschenden Regierung des georgischen Präsidenten Saakaschwili bei den Parlamentswahlen am 1. Oktober 2012, was mit einem Erdrutschsieg auch erreicht wurde. Iwanischwili, der schon vor seiner Wahl angekündigt hatte, nach der Abwahl Saakaschwilis nur kurzzeitig das Amt des Präsidenten einzunehmen, übergab dieses im November 2013 an Giorgi Margwelaschwili. Dieser wurde im Dezember 2018 von Salome Surabischwili abgelöst.

Nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine reichte Georgien am 3. März 2022 ein Beitrittsgesuch für die Europäische Union ein. Zuvor hatte die Republik Moldau einen solchen Antrag gestellt. Anfang 2023 begannen große Demonstrationen gegen einen Gesetzentwurf der georgischen Regierung zur Einführung eines Registers für „ausländische Agenten“, das als Analogie zum Gesetz über „ausländische Agenten“ in Russland kritisiert wurde. Die Regierungspartei „Georgischer Traum“ und ihre Verbündeten teilten mit, wegen der „Spaltungen in der Gesellschaft“, die durch den Gesetzentwurf ausgelöst worden seien, werde dieser im Parlament zurückgezogen. Am 11. Mai 2024 demonstrierten erneut Zehntausende in Tiflis gegen dieses geplante Gesetz. Viele schwenkten Flaggen Georgiens, der Ukraine und der EU. Am 14. Mai 2024 billigte eine Mehrheit der Abgeordneten das Gesetz in dritter Lesung mit 84 Ja-Simmen und 30 Nein-Stimmen. Präsidentin Salome Surabischwili kündigte an, das Gesetz komplett zurückzuweisen, was sie sechs Tage später auch tat. Die EU, die Regierung Biden und die NATO kritisieren das Gesetz und haben Konsequenzen ankündigt. Die wohl deutlichste Konsequenz wird sein, das sowohl ein Beitritt Georgiens zur EU als auch zur NATO auf unabsehbare Zeit ausgeschlossen sein wird. Die heutige Regierungspartei scheint gewillt, sich wieder stärker Russland zuzuwenden als tatsächlich in die EU aufgenommen zu werden. Dem steht aber wohl der Wille von über 80 % der Bevölkerung gegenüber. Am 26. Oktober 2024 findet in Georgien die nächste Parlamentswahl statt. Hier wird sich sicher auch die weitere politische Richtung von Georgien entscheiden. Über folgenden Link kann man in der Neuen Züricher Zeitschrift nachlesen, was sich da in Georgien gerade entwickelt: Bidsina Iwanischwili macht sich zum Herrscher über Georgien (nzz.ch)

Soweit ein kurzer Blick in die Geschichte und ein etwas längerer Blick auf die Gegenwart. Hier noch ein kurzer Steckbrief zu Georgien:

Name:  Georgien (deutsch): Sarkatwel (georgisch)

Lage: Georgien liegt zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer sowie dem Hohen und dem Kleinen Kaukasus. Im Norden grenzt es an Russland, im Osten an Aserbaidschan und im Süden an Armenien und die Türkei.

Hauptstadt: Tiblissi (Tiflis) mit 1.082.400 Einwohnern (2016)

Staatsform: Parlamentarische Republik

Staatspräsidentin: Salome Surabischwili seit 2018

Regierungschef: Premierminister Irakli Kobachidse seit Februar 2024

Fläche: 69.700 Qkm (57.215 Qkm unter eigener Kontrolle)

Einwohner: 3,7 Millionen (3,4 Millionen ohne Abchasien und Südossetien)

Bevölkerungsdichte: 65 Einwohner pro Qkm

Man sieht schon an diesem Steckbrief, dass Georgien ein kleines Land ist, etwa so groß wie Bayern, obwohl letztere natürlich immer bestreiten würden, dass sie klein sind. Auch die Einwohnerzahl ist, dies allerdings im Gegensatz zu Bayern, recht klein. Ein Drittel der Einwohner lebt in der Hauptstadt Tiflis. 87 Prozent der Landfläche sind Gebirge.

Hier nun ein Überblicksplan unserer Reise in Georgien. Die Reise „Georgien-Sagenumwobener Kaukasus“ ist eine 15 Tägige Reise durch Georgien mit dem Bus und sieben Wanderungen zwischen 5 und 14 Kilometern. Durchgeführt wird die Reise durch das Münchner Reiseunternehmen Hauser Exkursionen.

Ein Kommentar

  • Regina Sakowitz sagt:

    Hallo Wolfgang, ich wünsche Euch eine tolle Reise mit vielen schönen Eindrücken und Erlebnissen in Georgien.
    Genießt die traumhaft schöne Natur und Gastfreundschaft der Bewohner. Ich werde Euch gerne digital begleiten und freue mich auf die Reiseberichte.
    Liebe Grüße
    Regina

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