Nach den gestrigen Aufregungen habe ich dennoch gut geschlafen. Ab heute liegt eine der spannendsten Strecken des gesamten Donauradweges vor mir. Der sogenannte Donaudurchbruch und das Eiserne Tor. Die Schlammwege werden aufhören, weil ich nun auf dem offiziellen Donauradweg über 100 Kilometer Straße unmittelbar entlang der Donau fahre. Auch sonst entwickelt sich einiges zum Positiven. Morgens regnet es zwar noch. Aber gegen 10 Uhr hört es auf und der Himmel klart zunehmend auf. Die Temperaturen steigen bis auf ca. 20 Grad, was gestern noch ganz anders vorausgesagt wurde. Und, um das Wichtigste vorwegzunehmen, die Fahrradkette hält, obwohl ich sie noch einigen Herausforderungen unterziehen werde.

Morgens lasse ich es erst einmal ruhig angehen und gehe in einer nahegelegenen Bäckerei frühstücken. Dort bekomme ich sogar Kaffee und noch besser Cappuccino. Danach kümmere ich mich um mein Fahrrad. Vom Zimmermädchen lasse ich mir eine Bürste eines Schrubbers geben und reinige so den Fahrradrahmen vom gröbsten Dreck. Danach öle ich die Kette neu ein. Nachdem es aufgehört hat zu regnen, verstaue ich mein Gepäck auf dem Fahrrad und radle kurz nach 10 Uhr los.

In Golubac ist man inzwischen wie auch in einigen anderen Städten bemüht, den Ort touristisch attraktiv zu gestalten. So gibt es jetzt eine Uferpromenade entlang der Donau mit einem Radweg und einem Fußweg. Ohnehin habe ich in den letzten Tagen den Eindruck gewonnen, dass sich Serbien in vielen Orten auch um Radwege kümmert. Ein Indiz dafür sind ja auch die fast liebvollen Radwegschilder, die ihren Zitaten originell und insofern recht einmalig sind, denen es aber leider oft noch am Unterbau mangelt.

Mein erstes Ziel ist die etwa fünf Kilometer entfernte Festung Golubac. Leider ist es immer noch etwas diesig, so werden die Fotos nicht ganz optimal. Sie zählt zu den schönsten mittelalterlichen Festungen entlang der Donau und zieht sich vom Donauufer hoch auf einem hervorragenden Felsen in der Donau. Die Tatsache, dass die Festung nun direkt am Ufer der Donau liegt, beruht aber nicht auf den ursprünglichen Planungen, sondern ist dem Umstand geschuldet, dass die Donau hier ein riesiger Stausee ist, durch den der Wasserspiegel sich deutlich erhöht hat. Dazu komme ich aber dann morgen noch genauer. Seit 2014 wurde mit der Restauration und zur touristisch gefälligen Gestaltung der Anlage begonnen. So wurde ein Tunnel gebaut und die früher durch die Unterburg führende Straße verlegt. Fertiggestellt ist auch ein großer Parkplatz mit einem Touristenzentrum und einer Cafeteria. Die weiteren Planungen sehen dann den Bau einer Freilichtbühne in einem nahen Steinbruch und die Errichtung einer Feriensiedlung vor. Das Ganze scheint übrigens auch mit EU-Mitteln finanziert zu werden, denn anders ist die EU-Flagge am Eingangsbereich wohl nicht zu erklären.

Ich verweile einige Zeit hier und mache einige Fotos. Dann geht es weiter. Ganz so aufregend wie der Beginn der Strecke ist der weitere Verlauf doch noch nicht. Sowohl das Balkangebirge als auch die Karpaten halten sich noch ein wenig im Hintergrund und rücken der Donau noch nicht so nah. So entscheide ich mich denn auch nach etwa 30 Kilometern der Empfehlung eines Reiseführers zu folgen und eine Alternativstrecke durch die Berge zu nehmen. Die Empfehlung las sich ganz harmlos. Hätte ich freilich gewusst, was mich erwartet, wäre ich wahrscheinlich eher zurückgeschreckt. Aber es war gut, dass ich es nicht wusste. Denn bereut habe ich es auf keinen Fall. Natürlich heißt in die Berge zu fahren auch Höhenmeter zu bewältigen. Dass es gleich über 500 werden, hatte ich allerdings nicht gedacht. Der Lohn waren freilich fantastische Blicke aus dieser Höhe in das Donautal. Dennoch war die Fahrt recht anstrengend und zeitintensiv. Es war zwar eine asphaltierte Straße, aber die Asphaltierung lag schon mindesten 5 Jahrzehnte zurück und danach hat es auch keine Ausbesserungen mehr gegeben. So fuhr ich also die gesamte Strecke über Asphaltbruch von einem Schlagloch zum anderen. Hoch wäre es wahrscheinlich ohnehin nicht schneller gegangen. Aber abwärts kostete es fast genauso viel Zeit. Ich wage es kaum zu gestehen. Für die 18 Kilometer brauchte ich drei Stunden.

Wieder unten angekommen ging dann die Hauptroute noch mal 200 Meter hoch. Aber jede Last oder Herausforderung hat ja auch sein Gutes und so erfreute ich mich meiner guten Kondition, denn obwohl die Steigungen bis zu acht Prozent betrugen, musste ich kein Mal absteigen und schieben. Ich fuhr dann noch etwa 25 Kilometer entlang der hier durch den Staudamm entstandenen Donauseen. Einzig größere Stadt, die ich passierte, war Donji Milanovac, das aber auch gerade einmal etwas mehr als 3 Tsd. Einwohner hat. Da ich dort zu spät ein ansprechendes Quartier gebucht hatte, buchte ich ein bei booking.com noch ansprechenderes Quartier in Golumbinje. Die Begegnung mit diesem Quartier war aber nach einem schönen Tag ausgesprochen ernüchternd. Man kann daran aber wieder feststellen wie Bilder lügen können. Eigentlich ist es kein Quartier, sondern ein Verschlag mit einer verquanzten Küche, einer Dusche, die ich nicht betreten werde, kaum Ablagemöglichkeiten und sehr bescheidenen hygienischen Verhältnissen. Das Kurioseste sind die Wasserhähne an den Waschbecken. Während die Waschbecken einen Durchmesser von etwa 25 cm haben, haben die Wasserhähne eine Reichweite von etwa 28 cm. Das sagt eigentlich alles über die Unterkunft aus! Ich würde mich darüber auch nicht so ärgern, wenn sie nicht mit 30 € die mit Abstand teuerste Unterkunft in Serbien wäre. Als ich dann nach der Möglichkeit des Abendessens fragte, war der Vermieter zwar sehr beflissen, was ich aber bekam, war ein nicht einmal angewärmter Mixed Grill aus irgendwelchen Überbleibseln mit ebenso vorgekochter aber nicht wieder aufgewärmter Paprika und einem großen Stück Weißbrot. Letzteres war genießbar. Ich kann nur eine Kleinigkeit Positives über dieses Quartier berichten: Das WLan funktioniert wirklich ausgezeichnet. Dennoch: falls jemand mal hier in die Gegend kommt, kann ich nur empfehlen: Meidet das Chalet Ljubicine kolibe in Malo Golumbinje. WLan ist wirklich nicht alles!

Tagesdaten: 77,31 km; 7:06:01 Std. Fz; 10,88 km/h; 770 Hm

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