Heute trotz des durchgelegenen Bettes ausgezeichnet geschlafen. Auch an das Frühstück habe ich mich gewöhnt und mit zwei Viertelbaguettes, einem Croissant, Butter Käse und Marmelade sowie einem ordentlichen Kaffee komme ich gut in den Tag hinein. Leider wird heute über Paris ein geschlossenes Regengebiet ziehen, so dass es wohl den ganzen Tag regnen wird. Ich überlege wie ich den Tag gestalten könne. Zunächst möchte ich erst einmal zum Invalidendom mit dem Sarkophag Napoleons fahren, Danach vielleicht doch ein Museumsbesuch im Musée d´Orsay, mal schauen.
Besuch des Invalidendoms
Als ich dann zur Metro gehe stelle ich fest, dass das Haus um die Ecke meiner Unterkunft gar kein Theater ist, sondern das Rathaus des 18. Arrondissements von Paris, eben von Montmartre. Nun schleißt ein Rathaus nicht den Charakter eines Theaters aus, obwohl es ja eigentlich für Anderes bestimmt ist.
Als ich an der Metrostation Invalides ankomme, muss ich erst mal etwa einen Kilometer auf unbefestigten Wegen laufen, um mein Ziel zu erreichen. Interessant ist auch, dass man beim Zutritt zu Museen zumindest in Paris intensiv kontrolliert wird. Man muss seine Jacke aufmachen bzw. sogar ausziehen und Rucksäcke werden auch genauer inspiziert. Dann darf man erst weiter. Das Hôtel des Invalides, das man bei uns wohl als Invalidenheim bezeichnen würde, ist ein ursprünglich unter der Bezeichnung Hôtel royal des Invalides im Auftrag von König Ludwig XIV. in den Jahren von 1670 bis 1676 errichtetes Heim für kriegsversehrte, berufsunfähige Soldaten. Heute wird es geführt von der Institution nationale des Invalides und beherbergt mehrere Museen, darunter das bedeutende Musée de l’Armée, sowie zwei Kirchen, nämlich die Église du Dôme des Invalides mit der Grabstätte Kaiser Napoleons I. sowie die Cathédrale Saint-Louis-des-Invalides mit den Ruhestätten weiterer hoher Militärs. Mir reicht die Besichtigung des Invalidendoms.
Der Invalidendom diente ursprünglich als Kirche des Invalidenheims, wurde aber 1840 zur Grabstätte für Kaiser Napoleon I. umgebaut. Napoleons ausdrücklichem Willen, „an den Ufern der Seine“ bestattet zu werden, wurde erst 1840, 19 Jahre nach seinem Tod auf St. Helena, stattgegeben. In diesem Jahr erhielt die französische Julimonarchie nach langwierigen Verhandlungen mit England die Erlaubnis, den Leichnam des Kaisers aus der britischen Besitzung nach Frankreich zu überführen. Der Sarg wurde am 15. Dezember 1840 in der Chapelle Saint-Jérôme, einer Seitenkapelle des Invalidendoms, beigesetzt und konnte nach der Aushebung und Ausschmückung der Krypta, die sich zwanzig Jahre hinschleppte, schließlich am 2. April 1861 in den Sarkophag im Untergeschoss eingelassen werden. Da steht der Sarkophag und liegt Napoleon heute noch. Ich mache kein Hehl daraus, dass ich schon nach einem kurzen Rundgang feststelle, dass es ein ziemlich überflüssiger Besuch war. Aber was solls. Immerhin nehme ich im Café des eine schmackhafte Lasagne als Tagesmenü zu mir und verlasse dann so gestärkt das Gelände.
- Auf dem Weg zur Metro, direkt um die Ecke meiner Unterkunft, steht dieses ehewürdige Gebäude. Es ist das Rathaus des 18. Arrondissement, und das bezeichnet den Stadtteil Montmartre
- Als ich zum Hotel des Invalides laufe, ist der Weg und die benachbarte Grünanlage für eine Stadt von Welt wie Paris ganz schön heruntergekommen.
- Blick auf die Anlage des Hotel des Invalides.
- Der Zugangsbereich.
- Der Bereich weist auf den Initiator dieses Invalidenheims hin, den König Ludwig XIV. der hier auch gleich der Große genannt wird.
- Der Innenhof und in der Ferne schaut ein anderer aus dem Mittelfenster des 1. Stocks. Im Hintergrund die Kuppel des Invalidendoms.
- Napoleon Bonaparte deucht sich sicher als noch größer.
- Blick in die Kuppel des Invalidendoms.
- Blick in die Krypta auf den Sarkophag Napoleons
- Auch andere Haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden, wie der französische Festungsbaumeister und Marschall Vauban, der noch unter Ludwig XIV. diente.
- Blick zurück auf den Invalidendom.
Besuch des Musée Rodin
Als ich das Gelände des Hotels des Invalides verlasse schwächelt der Regen zwar etwas, aber es ist kein Ende in Sicht. Ich überlege also, ob ich nicht doch einen Museumsbesuch einlegen sollte. Das Musée d´Orsay liegt etwa anderthalb Kilometer von hier. Ich sehe zwar keine Möglichkeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln dahinzugelangen, aber da der Regen doch erträglich ist, werde ich wohl zu Fuß gehen.
Alas ich um eine Ecke in die rue de Varenne biege stehe ich plötzlich vor einem Haus in das und um das ein buntes Treiben stattfindet. Menschen kommen und gehen und dann fällt mein Blick auf den Namen des Gebäudes und ich stehe vor dem Musée Rodin. Da ich Auguste Rodin, den französischen Bildhauer (1840-1917) schätze, ist meine Entscheidung gefallen, zunächst in dieses Museum zu gehen und ich kann nur sagen, der Besuch lohnt sich.
Zunächst muss ich aber wieder durch eine Taschenkontrolle. Danach löse ich den Eintritt und ordere auch einen Audioguide, der mir die Ausstellungsstücke erläutert. Dann geht es los. Es ist zwar auch hier recht voll, aber es ist erträglich. Was mich wundert, dass meistens eine Schulklasse mit Kindern von höchstens zehn Jahren mit mir durch die Räume zieht. Ob die an diesen Kunstwerken tatsächlich Interesse haben? Aber zumindest hören ihrer Führerin interessiert zu und benehmen sich auch sonst sehr zivilisiert.
Das Museum gibt es übrigens schon seit 1919, es wurde also zwei Jahre nach Rodins Tod eröffnet. Das eigentliche Museum ist ein Stadtpalais aus dem 18. Jhdt., das etwas zurückgesetzt von der Straße in eine attraktiven französischen Park- und Gartenanlage steht. Es stand dann Anfang des 19. Jhdts längere Zeit leer. 1820 erwarb es die Gesellschaft vom Heiligen Herzen Jesu erwarb, denen wir ja schon bei Sacre Coer begegnet sind. Fortan war das Anwesen als „Konvent von Sacré Cœur“ bekannt. Die Sacré-Coeur-Schwestern richteten dort eine Schule für „höhere Töchter“ ein, in der unter anderem Eugénie de Montijo ausgebildet wurde, die spätere Frau Napolens III französische Kaiserin wurde.
Das „Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat“ aus 1904 erlaubte dem französischen Staat, das Areal dieser kirchlichen Gesellschaft zu konfiszieren. Eine Schar von Künstlern wie Henri Matisse (1908–1909) oder Jean Cocteau (1909–1910) ließ sich hier fortan nieder, so auch im Mai 1909 Clara Rilke-Westhoff, die Gattin von Rainer Maria Rilke, dem Sekretär Rodins zwischen 1905 und 1906. Im Oktober 1909 mietete Auguste Rodin vier Zimmer im Erdgeschoss des Haupthauses. Im Dezember 1909 stand das Anwesen zum Verkauf, worauf Rodin den Wunsch äußerte, hier bis zum Lebensende wohnen zu dürfen. Der Senator Gaudin de Villaine intervenierte und verhinderte den Verkauf. Nach einigem Zögern stimmte der Staat zu und widmete am 1. April 1916 das Areal um in „Musée Rodin“. Die Eröffnung des Museums am 4. August 1919 erlebte Rodin nicht mehr, er zuvor verstarb.
Seit Februar 1993 regelt ein staatliches Dekret die Organisation des Museums. Nach einer dreijährigen Sanierung wurde das Haus am 12. November 2015 wiedereröffnet. Auf zwei Etagen in 13 Räumen werden die Werke von Rodin ausgestellt, ein Raum ist seiner Schülerin und Geliebten Camille Claudel vorbehalten.
Einige der bedeutendsten Werke stehen auch in der Parkanlage des Anwesens, so unter anderem der berühmte „Denker“ und die Bronzestatue „Balzac“. Letztere hielt Rodin für sein entwickeltestes Werk, scheiterte jedoch bei den Auftraggebern, weil sie meinten, dass man Balzac in dieser Statue nicht wiedererkennen könne. Sie verweigerten daher die Entgegennahme und Bezahlung des Werkes.
In dem Museum halte ich mich dann etwa zwei Stunden auf.
- Das Museum Rodin vom Park aus gesehen
- Die Bronzestatuette Junge Frau mit Kind aus den Jahren 1870-1875.
- Sicher eines der berühmtesten Werke von Rodin: Der Kuss aus den Jahren 1888-1889.
- Die Danaide. Diese Figur, die um 1885 für „Das Tor zur Hölle“ konzipiert wurde, taucht in der neuesten Version nicht mehr auf. Zu einem mythologischen Thema – die Töchter des Danaos, die Danaïden, sind dazu verdammt, auf ewig einen krug ohne Boden zu füllen, weil sie ihre jungen Ehepartner in der Hochzeitsnacht getötet haben – schuf Rodin vor allem eine weibliche Landschaft, die die Linie des Rückens und des Nackens der Danaïde hervorhebt. Er wählt nicht, wie in der traditionellen Ikonographie, den Moment der Füllung, sondern den der Verzweiflung angesichts der Sterilität und Vergeblichkeit der Aufgabe. Erschöpft stützt die Danaïde ihren Kopf „wie ein großes Schluchzen“ auf ihren Arm. Ihr verschüttetes Haar, das Rainer Maria Rilke als „flüssig“ bezeichnete, verschmilzt mit dem Wasser, das aus ihrem Glas fließt.
- Die Rückseite.
- Blick in einen der Museumsräume.
- Portraitbüste von Victor Hugo.
- Statuette eines Monuments für Victor Hugo,
- Portraitbüste von Gustav Mahler
- Rodin sammelte auch Bilder, wie hier unter anderem von Vincent van Gogh, die man auch in dem >Museum bewundern kann. Hier die Erntehelfer.
- Blick auf das Viadukt in Arles.
- Hier ein Bild des französischen Farbenhändlers, Geleristren, Kunstsammlers und Mäzens Julien Francois Tanguy.
- Modelversuche für eine Portraitbüste für den französischen Journalisten und PolitikerGeorges Clemenceau (1841–1929). Als einer der führenden Vertreter des linksbürgerlichen Parti radical war er von 1906 bis 1909 und noch einmal von 1917 bis 1920 französischer Ministerpräsident.
- Ein Raum widmet sich Camille Claudel. Sie war Schülerin und Geliebte von Rodin. Ihr Ruhm stellte sich erst posthum ein. Ihr Leben verbrachte sie die letzten 30 Jahre in einer psychiatrischen Anstalt. Ihr Werk Maturity oder „Das reife Alter“ aus dem Jahre 1893.
- Der schreitende Man aus dem Jahre 1877
- Die schlafende Frau.
- Gemälde Rodin in seinem Atelier von Rene Avigdor (Ca. 1887)
- Die Bürger von Calais.
- Der Denker
- Die Statue Balzac
Spaziergang im Zentrum
Nach dem Besuch bei Rodin bin ich mir noch unsicher, ob ich nun auch noch das Musée d´Orsay besuchen soll. Diese Unsicherheit verschwindet jedoch als ich die Schlangen vor dem Museum sehe. Inzwischen ist es auch bereits 16 Uhr, der Regen hat nun doch weitgehend aufgehört und so entscheide ich mich für einen Stadtrundgang, der mich insbesondere noch einmal in das 8. Arrondissement führt, also das Viertel rund um die Champs Elysees zwischen Arc de Triomphe und Place de la Concorde. Dabei fasziniert es mich auch einige Fotos so zu arrangieren, dass Motive entstehen, die zumindest ich erst einmal ungewöhnlich für Paris empfinde.
- Der Invalidendom aus dem Park des Musée Rodin aus gesehen.
- Wohnhaus am Quai Valery-Giscard-d´Estaing.
- Gegenüber der Place de la Concorde über die gleichnamige Brücke über diue Seine gelangt man zum Sitz der Französischen Nationalversammlung.
- Blick von der Pont de la Concorde zum Palais Royal, dem größten der Salons der Weltausstellung von 1900.
- Der Eiffelturm.
- Blick von dem Pont de la Concorde auf die Place de la Concorde.
- Der Pont Alexander III und im Hintergrund der Eiffelturm.
- Der Pont Alexandre III ist eine von 1897 bis 1900 im Stil des Neobarocks errichtete Brücke über die Seine in Paris. Er gilt als „die wohl eindrucksvollste und auch kühnste Bogenbrücke ihrer Epoche“
- Der Name der Brücke erinnert an Zar Alexander III. (1845–1894), der 1891 gegenüber Sadi Carnot, dem französischen Staatspräsidenten, den Abschluss eines Defensivbündnisses angeregt hatte, aus dem sich die Anfang 1894 besiegelte Französisch-Russische Allianz entwickelte. Die Brücke wurde als Teil der Weltausstellung 1900 geplant.
- Einer der vier Pylone des Pont Alexander III. Auf ihnen stehen jeweils eine ca. 4 m hohe vergoldete Bronzefigur. Sie stellt einen geflügelten Pegasus dar, der von einer Fama, der Göttin des Ruhmes, gezügelt wird.
- Denkmal für Simon Bolivar.
- Denkmal für Winston Churchill mit der Inschrift „We shall never surrender“ (Wir werden niemals aufgeben).
- Blick auf das Palais Royal. Auch hier verhindernm Restaurationsarbeiten den Zutritt.
- Gegenüber das Petite Palais, ebenfalls ein Ausstellungssalon der Weltausstellung von 1900. …
- … mit einem beeindruckendem Eingangsbereich. Hier habe ich 1976 die Ausstellung mit den Werken des Surrealisten Max Ernst besucht, wegen der ich seinerzeit auch nach Paris gefahren bin.
- Von der Mitte der Straße zwischen den beiden Palais hat man einen eindrucksvollen Blick auf das Hotel des Invalides und den Invalidendom.