Das Frühstück in der Mühle war ein Genuss und ich habe ihn bei aller gebotenen Zurückhaltung ausgekostet. Auch habe ich hervorragend geschlafen. Die Zimmer sind mit Boxspringbetten ausgestattet. Das Wetter war heute wieder vergleichbar mit gestern. Allerdings sind für nachmittags Schauer angesagt. Bevor ich die heutige Tour anging, machte ich noch einen Abstecher zu einer alten Bekannten in Eberstedt. Dann ging es los. Zunächst wieder einmal bergauf zurück nach Auerstedt, dann auf einem zum großen Teil unbefahrbaren Schotterweg und über das Schlachtfeld von 1806 auf den Kamm der Finne. Dann wurde es allerdings angenehmer und auf Nebenstraßen ging es meist leicht bergauf, bis ich dann meine gewonnenen Höhenmeter wieder verlor und sehr steil zur Unstrut hinab fuhr.

Meine erste Station war heute die Klosterkirche St. Bonifatius in Zscheiplitz. Zscheiplitz liegt wirklich sehr malerisch auf den Höhen oberhalb der Unstrut, so dass ich die verlorenen Höhenmeter zur Hälfte wieder hochradeln musste. Leider habe ich niemanden gefunden, der mir die Kirche geöffnet hätte. Zwar erreichte ich unter der angegebenen Nummer den zuständigen Herrn Müller. Er sei aber unterwegs und könne deshalb nicht so kurzfristig vorbeikommen und ein anderer Mitarbeiter kuriere gerade seine Augenoperation aus. So kämpfte ich schon mit mir, ob es sich überhaupt lohne nun den Berg wieder hoch zufahren. Ich besiegte aber meinen inneren Schweinehund und wurde neben einem sehr schönen Blick auf die Kirche mit einem phantastischen Blick auf das Unstruttal und Freyburg sowie die Neuenburg belohnt.

Nun musste ich aber wieder bergab nach Freyburg, wo die Stadtkirche St. Marien meine nächste Station war. Die Kirche hat schon ein sehr markantes Äußeres mit ihren rund wirkenden achteckigen Türmen. Auch sie sind romanischen Ursprungs aber dann gotisch verändert. Überhaupt wirkt die Kirche auf mich wie eine recht gelungene Symbiose zwischen romanischen Ursprung und gotischer Veränderung. Dies trifft man recht selten. Meistens handelt es sich doch eher um eine gotische Überlagerung unter Zerstörung des romanischen Ursprungs.

Ich hatte nicht damit gerechnet, in die Kirche hinein zu gelangen. Recht apodiktisch steht in den entsprechenden Führern, dass St. Marien nur in den Sommermonaten geöffnet ist und für die Winterzeit wird weder ein Ansprechpartner noch eine Telefonnummer aufgeführt. Umso überraschter war ich als ich die Tür unverschlossen vorfand. Von der Orgel erklang Musik und schon nach kurzer Zeit hörte ich es rufen: „Ist da jemand?“, was ich wahrheitsgemäß mit „Ja“ beantwortete. Kurze Zeit später beugte sich die Organistin über das Geländer der Orgelempore und erklärte mir, dass die Kirche eigentlich geschlossen sei. Ich antwortete ihr, dass ich das wisse und deshalb ja so begeistert gewesen sei, eine unverschlossene Tür vorzufinden. Ich beruhigte sie damit, dass ich nur einige Fotos machen wollte und dann wieder verschwinden würde. Dies nahm sie dann so hin. Der Innenraum wirkt auf den ersten Blick gotisch, dennoch sind auch hier die romanischen Elemente nicht völlig beseitigt worden.

Nach dem Besuch von St. Marien machte ich erst einmal Mittagspause im Backshop bei Netto. Neben den beiden obligatorischen trockenen Brötchen gab es heute einen großen Pott Kaffee. Ein warmes Getränk tut an solchen Tagen doch ganz gut. Ich zögerte die Mittagspause etwas hinaus, denn vor mir lag nun wieder eine Herausforderung, nämlich der Weg hoch zum Schloss Neuenburg. Er war dann auch etwa strapaziös. Ich musste das Rad von Anfang an für ca. 1 1/2 Kilometer  schieben, weil die Zufahrtsstraße schon in Freyburg ein Kopfsteinpflaster aufwies, das ein Befahren mit dem Fahrrad unmöglich machte. Auch der Rest waren Schotter- und unebene Waldwege, die man bei Steigungen bis zu 15 Prozent besser nicht befährt. Aber ich bin dennoch gut oben angekommen, hatte aber wenig Lust einen längeren Museumsbesuch einzuschieben. Leider verhinderte das auch den Besuch des Innenhofs der Kernburg und den Besuch der Doppelkapelle, die ein romanisches Kleinod sein soll. Da ich schon öfter hier oben war und auch sicher bald mal wieder vorbeischauen werde, empfand ich das aber nicht so tragisch. So begnügte ich mich mit einem Rundgang außerhalb der Burg.

Hier aber dennoch ein kleiner Steckbrief zu dieser Burg. Sie wurde auch um 1090 von Ludwig dem Springer gegründet und dann im 12. und 13. Jahrhundert von den Thüringer Landgrafen prachtvoll ausgebaut. Sie war die größte Burg der Thüringer Landgrafen und damit auch die größere Schwester der Wartburg, die ja ebenfalls von Ludwig dem Springer gegründet wurde. Sie gilt auch als Wiege der mittelhochdeutschen Dichtung und war auch Wohnort der später heilig gesprochenen Elisabeth von Thüringen. Später war es dann ein Schloss der Kurfürsten von Sachsen und der Herzöge von Sachsen-Weißenfels. Seit 1935 ist die Burg Museum und beherbergt heute ein Burgmuseum, ein Weinmuseum, ein Uhrenmuseum und bietet wechselnde Ausstellungen.

Weiter geht es nun nach Mücheln, wo ich heute Quartier nehme. Mücheln liegt am Geiseltalsee und war daher bis zur Wende vom Braunkohleabbau geprägt. Inzwischen ist auch der Geiseltalsee ein Naherholungsgebiet von dem die anliegenden Ortschaften profitieren. In dem Vorort Micheln erhebt sich auf einem Muschelkalkplateau die Dorfkirche St. Michael. Sie soll 1128 auf einer Missionsreise des Bischofs Otto von Bamberg von diesem initiiert worden sein. Sie ist damit die älteste Kirche in Mücheln. Sicher handelt es sich nicht um die interessanteste Kirche an der Straße der Romanik. Allerdings enthält sie an ihrer Außenfassade interessante Details wie einen eingeritzten Hund, der allerdings eher wie ein Pferd aussieht, an der Südseite des Turms. An der Ostseite des Chores ist ein Bischofskreuz eingeritzt und auf dem Giebel des Chores befindet sich ein steinernes Radkreuz aus vorchristlicher Zeit. Das Innere der Kirche ist dann doch nicht so sehenswert. Ich hatte mich vorangemeldet und eine Frau Schmidt, die wohl zum Kirchenvorstand gehört, gibt mir einige Erläuterungen. So ist hier eine relativ moderne Holzempore eingebaut worden und der größte Teil der Ausstattung stammt aus Kirchen von Orten, die durch den Braunkohleabbau sozusagen im Geiseltalsee verschwunden sind.

Inzwischen hat es leicht zu regnen begonnen, aber ich habe nur noch 2,5 Kilometer bis zu meinem Hotel Geiseltalsee. Einen kurzen Zwischenstopp lege ich noch bei der hier in Mücheln gelegenen Quelle der Geisel ein, die nur durch den Geiseltalsee, durch den sie fließt, eine gewisse Bekanntheit erreicht hat, fließt sie doch bereits nach 17 Kilometern bei Merseburg in die Saale.

Mein Quartier am Marktplatz in Mücheln ist ordentlich und gegenüber ist im Rathaus ein mexikanisch und spanisch orientiertes Steakhaus, in dem ich es mir schmecken lasse, obwohl das Chilli con Carne recht scharf ist. Negativ auffallend ist an Mücheln die wirklich schlechte Internetverbindung. Ich bekomme nur E-Netz, womit man eigentlich gar nicht mehr ins Internet rein kommt. In der Gaststätte im Rathaus gibt es überhaupt kein Netz mehr. So bin ich froh, dass im Hotel wenigstens das WLAN einigermaßen funktioniert. Darauf legte mein Vermieter dann auch großen Wert als ich ihm erzählte, dass ich heute Abend noch Internet brauche.

Tagesdaten: 47,78 Km; 04:33:09 Std. Fz.; 10,49 Km/h; 683 Hm

 

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