Tagestrecke: 71,92 Km
Heute morgen regnet es erst einmal. Dennoch sind die Aussichten gut. Zwischen 8 und 9 Uhr soll es aufhören und heiter bis wolkig sowie angenehm warm bis 25° werden. Mit Heidrun verbringe ich unser vorläufig letztes Frühstück, dann fährt sie im Regen mit dem Fahrrad ins Büro und ich packe zusammen und hoffe, dass ich nichts vergesse. Meine Tour mache ich seit längerem erstmals wieder mit meinem Reiserad, also ohne elektrische Unterstützung. Mal sehen wie ich das verkrafte. Aber Brandenburg ist ja recht flach.
Anreise
Kurz vor 9 Uhr bin ich dann soweit und es kann losgehen. Unser Nachbar Norman macht noch einige Fotos und Videos von der Abfahrt und dann starte ich in einen sonnigen Tag. Die Strecke bis Wörlitz ist für mir nicht unbekannt. Ich bin sie bereits mindestens zweimal gefahren. Es geht durchs nördliche Leipziger Neuseenland entlang der Goitzsche über Muldental, Zschornewitz, Jüdenberg und Oranienbaum nach Wörlitz. Es ist nicht gerade der prosperierendste Teil Sachsen-Anhalt und so fühlt man sich gelegentlich schon um viele Jahre zurückversetzt. Dagegen sind natürlich Oranienbaum und Wörlitz Diamanten in der sonst eher kargen Landschaft.
In Oranienbaum ist das Schloss heute geschlossen. Montag ist hier in der Gegend Ruhetag. Insofern ist es gut, dass ich in Wörlitz zwei Nächte gebucht habe. So kann ich auch morgen hier noch einmal vorbeischauen. Quartier habe ich im Hotel Wörlitzer Hof am Wörlitzer Markt bezogen. Mein Zimmer bietet alles, was ich brauche – WLAN, Schreibtisch, ausreichend Steckdosen und genügend Platz, Der Zugang zum Wörlitzer Park ist nur wenige Schritte vom Hotel entfernt.
Den Spaziergang muss ich aber erst einmal etwas aufschieben, denn kurz nach meiner Ankunft geht erst einmal ein heftiger Regenschauer runter. Glück gehabt.
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Das Fahrrad ist gepackt
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Startklar …
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… und los …
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… geht´s
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Immer wieder ein ansehnliches Kleinod, die Dorfkirche von Benndorf bei Delitzsch
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Der Neuhäuser See im Bitterfelder Seengebiet
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Neues Kaffeehaus an der Goitzsche
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Blick auf die Goitzsche
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Muldstausee von der Staumauer aus gesehen
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Auf der anderen Seite die Mulde
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Der Fahrradweg könnte auch wieder mal eine Auffrischung erhalten. Aber nicht alle Fahrradwege in Sachsen-Anhalt sind in einem desolaten Zustand
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Schloss Oranienbaum. Warum es nun weiß gestrichen ist und nicht mehr orangefarben habe ich noch nicht herausgefunden
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Die Gartenfront des Schlosses
Spaziergang durch den Wörlitzer Park
Gegen 16:30 Uhr hört es dann auf zu regnen und ich mache mich gegen 17 Uhr auf den Weg zu einem zweistündigen Spaziergang im Wörlitzer Park. Die Wege sind zwar noch recht feucht, da sie aber auch ordentlich befestigt sind, kann man gut gehen.
Der Wörlitzer Park gehört zur heutigen UNESCO-Welterbestätte Dessau-Wörlitzer Gartenreich, das in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter der Regentschaft von Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) geschaffen wurde. Der Park wurde am Wörlitzer See, einem Seitenarm der Elbe, angelegt. Er erstreckt sich über eine Fläche von 112,5 Hektar und grenzt unmittelbar an die Stadt Wörlitz. Der Park soll inzwischen jährlich über eine Million Besucher haben.
Der Park wurde von 1769 bis 1773 angelegt und bis 1813 erweitert; er gilt als einer der ersten und zählt zu den größten deutschen Landschaftsparks nach englischem Vorbild in Deutschland. Gleichzeitig hatte der Park einen Bildungsauftrag, der sich über Architektur, Gartenkunst und auch Ackerbau erstreckte. Die Ziele des Fürsten bei der Parkgestaltung waren:
- Sie entspricht dem Bildungsauftrag gegenüber den Untertanen.
- Der Mensch steht im Mittelpunkt.
- Über Anmutung hinaus soll ein praktischer Nutzen bestehen.
So war der Park auch zur damaligen Zeit mit fast allen Gebäuden und dem Schloss für jeden zu besichtigen.
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Gasthof zum Eichenkranz – Fürst Franz ließ 1785–87 am Zugang zur Stadt Wörlitz nach Plänen von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff den „Großen Gasthof“ bauen. Er diente neben seiner wichtigen städtebaulichen Funktion als Stadttor und Verbindungsglied zwischen Park und der Stadt, seit 1788 den Bildungsreisenden des Adels, Gelehrten und Künstlern als Unterkunft. Die Weltoffenheit dieses später als “Eichenkranz” bezeichneten Gästehauses wurde unterstrichen durch die Bezeichnung der Räume mit den Namen bekannter und wichtiger Kulturmetropolen. Im Gasthof logierten während der Blütezeit zahlreiche bekannte Vertreter der Aufklärung und Romantik, Dichter, Philosophen, Archäologen oder Architekten, darunter Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Hölderlin, Theodor Körner, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Karl Friedrich Schinkel, Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder. 1813 lud General Maurice-Etienne Gérard anlässlich der Geburtstage von Napoleon und Fürst Franz zu einem großen Dinner in den Eichenkranz.
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Die Kirche St. Petri – Die Ende des 12. Jahrhunderts errichtete ursprünglich romanische Kirche wurde unter Fürst Franz von Anhalt-Dessau zwischen 1804 und 1809 im neugotischen Stil umgebaut.
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Am östlichen Rand des Schlossgartens wurde, als Zielpunkt zahlreicher Sichtbeziehungen, die Synagoge errichtet. Das 1789–1790 nach Entwürfen Erdmannsdorffs entstandene jüdische Gotteshaus ist Ausdruck der toleranten Politik des Fürsten Franz. Die Innenausstattung wurde 1938 bei den Novemberpogromen verwüstet, das Bauwerk selbst konnte durch das entschiedene Handeln des damaligen Gartendirektors Hans Hallervorden (des Großvaters des Schauspielers Didi Hallervorden) erhalten werden, was diesen allerdings seine Anstellung kostete. !945 wurde er allerdings wieder in sein altes Amt eingesetzt. Im Inneren der Synagoge befindet sich heute eine Ausstellung zur Geschichte der Juden in Anhalt.
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Schwanenfamilie
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Die Insel Stein wurde 1788 bis 1794 nach Plänen von Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau als Erinnerung an seinen Aufenthalt am Golf von Neapel erbaut. Es ist eine mit Findlingen verkleidete künstliche Insel. Sie beherbergt Felsengänge, Grotten, den Tempel des Tages, den Tempel der Nacht, ein Kolumbarium, ein Amphitheater, die Villa Hamilton und wird gekrönt von einem künstlichen Vulkan, der dem Vesuv nachempfunden ist. Als Höhepunkt konnte der „Vesuv von Wörlitz“ bei Gartenfesten des Fürsten mittels ausgefeilter Ton-, Licht- und Wassereffekte „Lava speien“. Ende August 2005 und 2006 wurde der Vulkanausbruch erstmals wieder vorgeführt.
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Die Villa Hamilton liegt am Fuß des künstlichen Vulkans auf der Insel Stein. Der Fürst widmete den Bau der Freundschaft mit dem Archäologen, Vulkanologen und englischen Gesandten am Hof des Königs von Neapel, Sir William Hamilton (1730–1803), der Gastgeber des Fürsten und seines Baumeisters auf der Reise an den Golf von Neapel war. Als Vorbild für die aus drei Zimmern bestehende Villa diente das von Hamilton genutzte Casino di Mappinola an der Posilippo-Küste (Villa Emma genannt)
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Das Pantheon, das nach dem Vorbild des Pantheon in Rom um 1795 nach Plänen von Erdmannsdorff errichtet
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Blick zur Amalieninsel
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Der Dornauszieher
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Das Gotische Haus wurde ab 1773–1813 nach den Plänen von Erdmannsdorff und Baudirektor Georg Christoph Hesekiel im neogotischen Stil erbaut. Vorbild war der englische Herrensitz Strawberry Hill, den Fürst Leopold auf seinen Reisen kennengelernt hatte. Das Besondere an dem Haus sind seine zwei verschiedenen Fassaden. Die Front, die zum Wolfskanal zeigt, ist die einer venezianischen Kirche (Madonna del Orto im Sestiere Cannaregio). Die Gartenseite folgt dem Stil der Tudorgotik. Beide Fassaden sind Blickpunkte von Sichtachsen. So entsteht der Eindruck, dass man es mit zwei verschiedenen Gebäuden zu tun habe. Das obere Geschoss nutzte der Fürst als Wohnung
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Begegnung
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Das Gotische Haus von der Seite
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Die Vorderseite des Gotischen Hauses
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Die Rousseauinsel, die der Verpflichtung des Fürsten gegenüber der Aufklärung Ausdruck verleihen soll
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Schloss Wörlitz ist eines der frühesten klassizistischen Schlossbauwerke außerhalb Englands. Es gilt als der Gründungsbau des deutschen Klassizismus. Der Baumeister Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff errichtete es zwischen 1769 und 1773 für das jung vermählte Fürstenpaar