Heute geht es nach Mont St-Michel, eine der größten Sehenswürdigkeiten Frankreichs. Ein Kloster auf einem kleinen Eiland kurz vor der Küste gelegen. Eine imponierende Bebauung, die das, was sonst in der Fläche sich entwickelt, wegen des geringen Grundstücks in die Höhe hat wachsen lassen. Bei trüben Wetter zeigen sich der Fels und die Bebauung grau in grau. Bei Sonnenschein erstrahlen die Gebäude in einem goldenen Braun. So erscheint der Mont St-Michel als weithin sichtbarer spitzer Kegel, der aus der Nähe betrachtet in den Himmel ragt. Die Klosteranlage konnte sich nicht in Fläche ausdehnen, sondern über drei Etagen in die Höhe. Seit Jahrhunderten strömen Menschen zur „Pyramide im Meer“ wie Victor Hugo das Eiland nannte. Inzwischen ist die Klosteranlage UNESCO-Weltkulturerbe, französisches Nationaldenkmal und eines der meist besuchten Ziele Frankreichs.

Auch heute strömen Hunderte Besucher über den Damm und die neue Pfeilerbrücke dem Mont St-Michel entgegen. Es geht zu Fuß, mit Shuttle-Bus oder mit einem Pferdefuhrwerk. Wir gehen zu Fuß. Von den groß angelegten Parkplätzen sind es etwa drei Kilometer. Der Himmel ist bedeckt und nur kurz scheint mal die Sonne durch die Wolken und lässt die Insel fast golden schimmern. Aber es reicht zeitlich nicht einmal für ein Foto. So bleibt es bei einem tristen Grau auch bei den gewaltigen Granitbauten, die für die Bretagne so typisch sind. Vor der Porta du Roi stehen Hundertschaften von Menschen, die auf ihre Wattwanderung warten. Wir schlendern durch das Tor hindurch in die Altstadt und gehen die Grande Rue, sozusagen die Hauptmagistrale den Berg hinauf. Die Grande Rue ist vielleicht gerade einmal drei Meter breit. An Autoverkehr ist hier zum Glück nicht zu denken. Hier wird den Touristen mit einer Unzahl von Geschäften und Brasseries gehuldigt. Die Grande Rue führt den Touristenstrom schließlich zu einer steilen Treppe, die zum Burgtor Chatelet führt, dem östlichen Eingang der Abtei. Von hieraus beginnt der Rundgang durch das Kloster. Er führt, nachdem man den Eintritt bezahlt hat, zunächst zur Westterrasse, von der man einen weiten Blick auf das Wattenmeer hat. Von hier führt der Weg in die Abteikirche mit einem mächtigen romanischen Kirchenschiff und einem eleganten gotischen Chor. Auch hier ist die Kirche quasi in Stein gehauen. Es befindet sich wenig Schmuck darin und wirkt für eine katholische Kirche recht schlicht. Der Schmuck ist aber in Stein gehauen und zeigt, was man aus dem Granit an Ornamentik herausholen kann.

Östlich und westlich unterhalb der Abteikirche befinden sich die dreigeschossigen Abteigebäude. Hier finden sich das Refektorium, der Kreuzgang und der Rittersaal. Dabei wird der Kreuzgang als Sehenswürdigkeit besonders hervorgehoben. Er befindet sich allerdings zur Zeit in Restauro. Besonders beeindruckend ist auch der Rittersaal mit seinen wuchtigen Granitsäulen und den verzierten Kapitellen.

Während der Französischen Revolution wurden die verbliebenen Mönche vertrieben. Das Kloster wurde auch geplündert und für die nächsten 100 Jahre in ein Gefängnis verwandelt. Erst Napoleon III. stellte den gesamten Berg unter Denkmalschutz und veranlasste, dass er bis 1888 umfassend restauriert wurde. Dies führte auch zu einer direkten Anbindung an das Festland durch einen 2 Kilometer langen Straßendamm. Dies hatte aber die fatale Folge, dass die Ablagerungen des Flusses Couesnon und der von den Gezeiten angeschwemmte Sand in der Bucht gehalten wurden und der Klosterberg so allmählich trockengelegt wurde. Daher begann man 2006 mit einem Renaturierungsprojekt. Eine Brücke auf Stelzen hat den geschlossenen Damm ersetzt und ein Gezeitenkraftwerk sorgt dafür, dass Sand und Sedimente aus der Bucht hinausgespült werden. So ist der Mont St-Michel wieder auf dem Weg eine richtige Insel zu werden.

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