Sankt Petersburg: Geschichte(n) – Größe(n) – Dramen und ein Bilderbogen

Sankt Petersburg ist eine eher junge Stadt. Sie wurde 1703 vom russischen Zaren Peter I. auf Sumpfgelände nahe dem Meer gegründet, um den Anspruch Russlands auf einen Zugang zur Ostsee durchzusetzen und zu festigen. So war es Peter I. 1703 gelungen bis zur Newamündung vorzustoßen und 1709 den Schweden durch einen entscheidenden Sieg die Vorherrschaft im Ostseeraum zu entreißen. Er machte die Stadt dann bereits 1712 zur Hauptstadt des dann ab 1721 von ihm so bezeichneten russischen Reiches, die es bis 1918 mit einer kurzen Unterbrechung 1728 bis 1732 blieb.

Peter I. ist also auch der Begründer des russischen Kaiserreichs. Er widmete sich sehr persönlich dem Aufbau seiner neuen Hauptstadt, verlangte aber dem Land damit auch unendliche Opfer ab. Zum einen waren die Bedingungen für eine Stadtgründung an dieser Stelle äußerst ungeeignet. Die Gegend war sumpfig und das Newa-Delta wurde häufig von Überschwemmungen heimgesucht. Ein Großteil der Gegend war nicht einmal für die Landwirtschaft geeignet. Zunächst sollte hier auch nur die alte schwedische Festung Nyenschanz durch eine neue russische Festung ersetzt werden. Dies war die Peter-Paul-Festung, mit deren Bau sofort nach der Vertreibung der Schweden begonnen wurde. Dass Peter I. diesen Ort dann trotz der widrigen Umstände als neue Hauptstadt des russischen Reiches auswählte, ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass sich der Ort sehr gut für die Anlage eines Seehafens eignete und zudem ein Anschluss an das binnenrussische Flusssystem gegeben war. Schließlich war auch die Nähe zu Westeuropa ausschlaggebend, weil es Peter gerade auch darum ging, Russland in der Weise zu modernisieren wie er es dort auf seiner Auslandsreise 1697/98 nach Riga, Wien und insbesondere Amsterdam kennen gelernt hatte.

Ab 1706 wird der Plan zur Errichtung einer neuen Stadt an der Newa-Mündung deutlich erkennbar und mit großem Nachdruck und der ihm eigenen Rücksichtslosigkeit von Peter I. vorangetrieben. So wurden zehntausende Leibeigene für die Bauarbeiten rekrutiert. Während die Stadt in ihren Grundmauern entstand, verbot Peter I. die Errichtung von Steingebäuden in ganz Russland außerhalb Sankt Petersburg. Jeder verfügbare Steinmetz sollte an der Erbauung der neuen russischen Hauptstadt arbeiten. Da Baumaterialien an der Newamündung ein seltenes Gut waren, verfügte Peter, dass jeder Einwohner der Stadt jährlich 100 Steine abliefern oder eine hohe Geldstrafe zahlen musste. Jedes Frachtschiff, das die Stadt anlief, musste einen bestimmten Prozentsatz der Ladung Steine anliefern. Die Flucht von Arbeitern aus der Stadt und vom oft tödlichen Bauprojekt wurde mit harten Strafen geahndet. Der Versuch zu fliehen, war nur zu verständlich, erkrankten während der Errichtung der Stadt doch zehntausende von Zwangsarbeitern und Leibeigenen an Sumpffieber, Skorbut, an der Ruhr oder kamen einfach durch Hunger und Entkräftung sowie durch die täglichen tödlichen Arbeitsunfällen ums Leben. Nicht ganz zu Unrecht sprachen daher viele davon, dass die Stadt, die auf Holzpfählen errichtet wurde, aufgrund der vielen Toten eigentlich auf Skeletten ruht.

Auch der Adel verspürte nicht viel Lust, in die neue Hauptstadt zu ziehen, so dass Peter sich veranlasst sah, ihn nach Sankt Petersburg zu beordern. Die Familien mussten auf eigene Kosten mit ihrem gesamten Haushalt in Häuser umziehen, deren Stil und Größe genau vorgeschrieben waren. Bereits 1714 standen in Sankt Petersburg etwa 50 Tsd. bewohnte Häuser, was noch einmal deutlich macht, mit welcher Energie Peter das Projekt vorangetrieben hatte und welche Kraftanstrengung es bedeutet hatte. Aber auch weitere Neuerungen führte Peter in Sankt Peterburg ein. So war es die erste Stadt in Russland, die eine offizielle Polizei sowie eine funktionierende Feuerwehr hatte.

Freilich hatte das Ganze auch seinen Preis. Schon allein der Nordische Krieg hatte teilweise bis über 80 Prozent der Staatsausgaben verschlungen und die Errichtung der neuen Hauptstadt führte angesichts der rigorosen Umsetzung zur Stagnation im übrigen Russischen Reich. Dennoch gelang es Peter damit Russland vom unbedeutenden Agrarstaat zu einer international anerkannten und wirtschaftlich vergleichsweise starken Adels- und Beamtenmonarchie des 18. Jahrhunderts zu entwickeln. Dabei hatte er das Glück, dass seine männlichen Nachfolger (Peter II. 1727-1730; Iwan IV. 1740-1741; Peter III. 1762) nur kurz residierten und daher seine Erfolge nicht konterkarieren konnten, sondern dass das 18. Jhd. in Russland von zwei Frauengestalten geprägt wurde, die mit sicher unterschiedlichen Vorzeichen seine Visionen und seine Politik fortsetzten. Zum einen die Zarin Elisabeth I., eine Tochter Peters, die von 1741 bis 1762 Russland regierte und schließlich natürlich Katharina II., die als unbedeutende Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst geboren wurde und  Russland von 1762 bis 1796 als eine der bedeutendsten Herrscherpersönlichkeiten regierte.

Seine eigentliche Blüte hatte Sankt Petersburg auch deshalb im 18. und 19. Jahrhundert. Dies gilt insbesondere auch im kulturellen und wissenschaftlich-technischen Bereich. So erhielt Sankt Petersburg 1819 auch seine Universität.

Eine Tragödie erlebte Sankt Petersburg dann im 2. Weltkrieg als es von der deutschen Wehrmacht 871 Tage belagert wurde. In dieser Zeit vom 8. September 1941 bis 27. Januar 1944 machte die Wehrmacht dabei keinen Versuch, Leningrad zu erobern. Man schnitt die Stadt allerdings von jeglicher Versorgung ab und versuchte sie auszuhungern. Dabei starben über eine Millionen Zivilisten. Dies war auch sehr geplant. So hieß es in einer geheimen Weisung des Oberkommandos der Wehrmacht: „Der Führer ist entschlossen, die Stadt Petersburg vom Erdboden verschwinden zu lassen. Es besteht nach Niederwerfung Sowjetrusslands keinerlei Interesse am Fortbestand dieser Großsiedlung“. Dieser Zynismus reiht sich in die eigentlichen  Annexionspläne Deutschlands ein, die beabsichtigten große Teile Russlands nach dem Krieg in ein deutsches Siedlungsgebiet umzuwandeln, der auch den Genozid der damals darin lebenden Russen nicht nur einkalkulierte, sondern auch plante. Insofern bedeutete der beabsichtigte Genozid an den etwa drei Millionen Einwohnern Leningrads nicht wie jahrelang in der deutschen Geschichtsschreibung behauptet eine völkerrechtlich „gebräuchliche und unbestrittene Methode der Kriegführung“, sondern schlichtweg einen beabsichtigten Völkermord, weil bei der von Deutschland beabsichtigten „Neuordnung des Ostraums“ kein Platz mehr für  die Einwohner Leningrads gewesen wäre. Bei den Versuchen der Roten Armee, die Belagerung zu sprengen, kamen neben den zivilen Opfern noch einmal 500 Tsd. sowjetische Soldaten ums Leben.

An diese Tragödie erinnert der Siegesplatz und das dortige Denkmal für die Verteidiger Leningrads.

Die Metro

 

Das Haus Peters I. In Sankt Petersburg.

Das Haus Peters I. ist das älteste Haus in Sankt Petersburg. Um das Häuschen vor dem Verfall zu schützen, wurde über dem eigentlichen Holzbau ein Steinbau errichtet, der dann mehrmals erneuert wurde. Wie viel Zeit Peter in diesem Haus verbrachte, konnte ich bisher noch nicht herausbekommen. Von hier aus soll er aber die Baufortschritte beobachtet und seine eigenen Planungen entworfen haben. Hier hat er auch Gäste empfangen, die ihn auch oft gar nicht erkannten. Er soll also viel inkognito aufgetreten sein und hatte insofern schon eine geheimdienstliche Ader. Peter muss übrigens eine nicht nur für die damalige Zeit enorme Körpergröße gehabt haben. So soll er deutlich über zwei Meter gemessen haben. Insofern wundert es wie niedrig sein Holzhäuschen war. Aber es ist ebenso überliefert, dass er keine hohen Räume mochte.

 

Die Peter-und-Paul-Festung

Die Festung, deren Grundsteinlegung am 16. Mai 1703 als offizielles Gründungsdatum Sankt Petersburgs gilt, kam nie ihrer eigentlichen Bestimmung als militärische Anlage nach. Die Schweden, die im Nordischen Krieg geschlagen wurden, stellten seitdem keine Gefahr mehr für das Russische Reich dar. Ab 1720 diente die Festung als Kasernenanlage und eines der berüchtigsten Gefängnisse des Zarenreiches. Auf dem Gelände der Festung befindet sich auch die Peter-und-Paul-Kathedrale, die ebenfalls bereits 1713 bis 1732 errichtet wurde und in der die meisten russischen Kaiser seit Peter dem Großen begraben liegen.

Die Admiralität

Zunächst wurde der Ort als Werft nach den persönlichen Plänen Peters des Großen gebaut. Als Peter der Große starb, war seine weitgehend hier erbaute Flotte die stärkste im ganzen Baltikum. Hier arbeiteten zeitweise über 10.000 Menschen. Die Anlage der Admiralität beförderte die zunehmende städtebauliche Bedeutung des südlichen Newa-Ufers gegenüber der ursprünglich als Stadtkern geplanten Wassilij-Insel. 1806 bis 1823 wurde die alte Schiffswerft in ein monumentales Verwaltungsgebäude im Stil des russischen Klassizismus umgebaut. Es ist wie die alte Schiffswerft u-förmig errichtet und hast eine 407 Meter lange Hauptfassade und zwei jeweils 163 Meter lange Seitenflügel. Vom mittleren Torturm mit seiner vergoldeten Spitze gehen drei der wichtigsten Straßen Sankt Petersburgs ab: Die Gorochowa-Straße, der Newski.Prospekt und der Wosnjesjenski-Prospekt. Bis 2012 war hier die Marinehochschule untergebracht. Heute beherbergt das Gebäude wieder das Oberkommando der Russischen Marine.

Das Winterpalais

Der erste Winterpalast wurde ebenfalls schon 1711 gebaut, aber mehrfach durch einen neuen ersetzt. Der heutige Bau entspricht im Wesentlichen dem 1754 durch Bartolomeo Francesco Rastrelli neu errichteten.

Der Newsky Prospekt

Der Newski-Prospekt ist eine 4,5 Kilometer lange Straße im historischen Zentrum von Sankt Petersburg. Sie gilt auch alks eine der berühmtesten Straßen Russlands. Auch sie wurde bereits zwischen 1711 und 1721 angelegt und ist eine Verbindung zwischen der Admiralität und dem Alexander-Newski-Kloster. Ab Mitte des 18. Jhd. entwickelte sich der Newski-Prospekt zunehmend zu einer Prachtstraße, weil zahlreiche Aristokraten hier ihre Residenzen errichten ließen.

Das Alexander-Newski-Kloster wurde von Peter dem Großen an der Stelle errichtet, die er für den Ort hielt , an dem 1240 der russische Nationalheld und Heilige der russisch-orthodoxen Kirche, Alexander Newski, schon einmal die Schweden besiegt hatte. Geplant und ausgebaut wurde der Komplex in den Jahren 1715 bis 1722. Auf anordnung Peters wurde die Gebeiune Alexander Newskis hierher überführt und am 30. August 1724 in Anwesenheit Peters im Kloster beigesetzt. Das Kloster erhielt später den Rang eine Lawra, den höchsten, den eine solche Institution in der russisch-orthodoxen Kirche einnehmen kann und der nur wenigen Klöstern zuerkannt wurde.

Das Alexander Newski Kloster

Das Alexander-Newski-Kloster befindet sich am Ende des Newski-Prospekts am Ufer der Newa. Hier werden das Grab  des russischen Nationalhelden und Heiligen der russisch-orthodoxen Kirche, Alexander Newski, gehütet sowie mehrere Friedhöfe mit Prominentengräbern gepflegt

Die Kirchen von Sankt Petersburg

 

Die Sommerpaläste

 

 

Das Leben in Sankt Petersburg

Das Leben in Sankt Petersburg ist sicher vielschichtiger und weit differenzierter. Aber wir wollten einige Impressionen weitergeben.

Schreibe eine Antwort

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.