Unser Quartier in Ligurien haben wir in Moneglia genommen. Eines unserer Hauptziele während dieses Aufenthalts sind die Cinque Terre. in dem Gebiet zwischen Sestri Levante und La Spezia wurde in jahrhundertelanger mühevoller Arbeit eine einzigartigen Kulturlandschaft geschaffen, um Wein und Ölbäume zu kultivieren. Noch in den 1970er Jahren gehörten die fünf Dörfer, die der Region ihren Namen gab zu einem echten Geheimtip. So erinnere ich mich noch an eine meiner schwierigsten Autofahrten, die ich auf einer Reise mit meiner Schwester Ende der 70er Jahre von Genua nach La Spezia unternahm. Die schmalen Straßen schlängelten sich in engsten Serpentinen die Steilküsten entlang. Von Tourismus war damals noch wenig zu spüren. Das ist heute anders.
Heute ist Cinque Terre eine der Hauptattraktionen Italiens. Seit 1997 UNESCO-Welterbe überschwemmen jährlich rund 2,5 Millionen Touristen zwischen Ostern und dem Herbst diese Region. Wer klug beraten ist, schlägt sein Quartier nicht gerade in den fünf namensgebenden Dörfern, sondern im Hinterland auf. So lagen wir auch mit Moneglia richtig. Mit dem Auto Cinque Terre zu erschließen, ist fast unmöglich. Die fünf Orte sind für den Straßenverkehr gesperrt und man kann lediglich sein Fahrzeug weit vor den Ortseingängen gegen entsprechende Gebühren parken. Sinnvoll sind die Cinque Terre- Dörfer Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore nur mit der Eisenbahn oder mit dem Schiff zu erreichen. Ein Wanderweg, der sehr frequentiert ist und 7,50 € Benutzungsgebühr kostet soll die fünf Dörfer von Monterosso bis Riomaggiore verbinden.
So fahren wir am ersten Tag mit dem Zug nach Monterosso und nehmen den Wanderweg in Angriff. Wir hatten herrliches Wetter; Sonne und Temperaturen über 20 Grad. Der Weg ist sehr begangen und auch recht anspruchsvoll. Interessant ist dennoch, wer ihn alles in Anspruch nimmt. Obwohl festes Wanderschuhwerk notwendig ist, laufen hier einige mit Flip-flops und hochhackigen Schuhen rum. Nicht alle, die den Weg nutzen, sind ihm gewachsen. Das heftigste was ich sah, war ein etwa zweieinhalb Zentner-Mann, der seine Wanderstöcke eher als Krücken nutzte und mit einer Geschwindigkeit von 0,5 km/h den Weg zu bewältigen versuchte; trotzdem alle Achtung! Cinque Terre ist sicher nicht behindertenfreundlich und auf keinen Fall barrierefrei und müssten daher nach heutiger Ideologie eigentlich geschlossen werden, solange keine Abhilfe geschaffen wird! Aber Gott sei Dank sind die Italiener nicht so kategorisch.
Leider kommt man auf dem Wanderweg dann doch nicht bis Riomaggiore, weil der Weg hinter Corniglia wegen eines Abbruchs des Weges gesperrt ist. Hinweise auf die Sperrung hatten wir nicht gesehen. Das kann aber an uns gelegen haben. Die vollen Benutzungsgebühren werden übrigens trotzdem erhoben. Mit dem Zug fahren wir dann also wieder zurück von Corniglia nach Moneglia. Am nächsten Tag nehmen wir die Cinque Terre noch einmal mit dem Schiff in Angriff und fahren zunächst aber wieder mit dem Zug nach Monterosso. Von den Booten, die durchaus über 100 Menschen aufnehmen können hat man eine phantastisch Aussicht auf die Küste und die in enge Küstentäler eingezwängten fünf Dörfer. Besonders markant sind die Dörfer vielleicht auch deshalb, weil die Häuser nicht klein sondern eher den Charakter von Stadthäusern haben, was den Dörfer ihr eigentümliches Gepräge gibt. So sind sie nicht ein- oder zweistöckig, sondern drei- bis vierstöckig und manchmal auch mehr.
Auch der Tag auf dem Boot war nicht immer vergnügungssteuerpflichtig. Der Ansturm der Touristen ist kaum zu bewältigen und es bleibt zu befürchten, dass die Touristenmassen dieses Kleinod der Küstenregionen Italiens letztlich zerstören werden. Als Tipp: Man sollte Cinque Terre weit außerhalb der Touristensaison besuchen, also vom späten Herbst bis in den frühen Frühling besuchen, wenn man die Einzigartigkeit dieser Region genießen möchte.