Auf dem Deutsch-Deutschen Radweg von Hof nach Lübeck (14. September bis 3. Oktober 2020)

Natürlich stand der Deutsch-Deutsche Radweg schon länger auf meiner Agenda. Dieses Jahr rückte er nun nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie, die mich hinderte ins europäische Ausland zu reisen, ganz in den Vordergrund. Der Weg ist der Mittelteil des Eurovelo 13, des sogenannten Iron Curtain Trail also des Radweges Eiserner Vorhang. Inzwischen habe ich schon den nördlichen Teil von der Barentssee bis Lübeck in mehreren Abschnitten und Etappen bewältigt. Die Strecke von der Barentssee in Norwegen, über Finnland, Russland nach Estland habe ich bereits 2018 hier auf der Webseite beschrieben.

Der Deutsch-Deutsche Radweg ist eine Strecke, die nicht zu unterschätzen ist. Etwa die Hälfte des Weges führt durch deutsche Mittelgebirge, die es für Radfahrer in sich haben, wie ich seit meiner Tour entlang der Saale im Jahre 2017 weiß. So geht etwa durch den Frankenwalt und den Thüringer Wald, über die Rhön und den Harz. Ich entschied mich denn auch dafür, die Tour mit dem E-Bike zu machen, man gewöhnt sich eben doch schnell an solche Erleichterungen. Auch entschied ich mich dafür, die Tour in den Mittelgebirgen zu beginnen und so Hof als Ausgangs- und Lübeck als Endpunkt zu wählen.

Der Weg führt überwiegend durch Landschaft: Berge, Wälder, Felder, Weiden und Wiesen. Der Radweg führt anders als wohl der Wanderweg nicht direkt auf der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze entlang. Dies ist auch gut so, denn die löchrigen Betonplatten des ehemaligen Kolonnenweges sind für Radfahrer kaum dauerhaft passierbar. So geht es mit dem Fahrrad auf nahe der ehemaligen Grenze entlangführenden Nebenstraßen und Wegen entlang. Großstädte passiert man nicht. Die größte Stadt, durch die der Weg führt, ist Eschwege mit etwa 20 Tsd. Einwohnern und schließlich eben Lübeck als einzige Großstadt. Auch kleinere Städte passiert man eher selten. So führt der Weg ganz passend in Deutschland oft die Bezeichnung Grünes Band.

Überhaupt ist die Bezeichnung des Weges sehr unterschiedlich. Offiziell ist der Weg Teil des Europäischen Fernradroutennetzes EuroVelo, eines Projektes des Europäischen Radfahrer-Verbandes ECF. Es handelt sich um den EuroVelo 13, den Iron Curtain Trail, der entlang der Grenzen der ehemaligen Warschauer Pakt Staaten von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer führt. Im deutschen Teil der Strecke spricht man oft auch vom Deutsch-Deutschen Radweg, der also entlang der Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR führt.

Spiritus Rector des Iron Curtain Trail, des Deutsch-Deutschen Radweges wie des Berliner Mauerweges war der grüne Europa-Abgeordnete Michael Cramer. Er saß von 2004 bis 2019 im Europäischen Parlament und war dort von 2014 bis 2017 Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und Tourismus. Für sein Engagement für den „Iron Curtain Trail“/“Europa-Radweg Eiserner Vorhang“ erhielt er 2018 das Bundesverdienstkreuz. Cramer ist gleichzeitig Autor der inzwischen zahlreichen bikeline Radtourenbücher zum Europa-Radweg Eiserner Vorhang, die im Verlag Esterbauer erschienen sind.

Mit diesen Büchern ist der Radweg sehr gut zu erschließen. Man findet hier auch die entsprechenden Links, mit denen man den Weg auf ein Navi laden kann. Dies ist umso wichtiger, weil die Markierung nicht überall durchgehend ist und auch gelegentlich von den offiziellen Routen abweicht. In den neuen Bundesländern findet die Bezeichnung ICT (Iron Curtain Trail) überhaupt keine oder wenn, falls ich es mal übersehen haben sollte, nur selten Verwendung. Bestenfalls gibt es gelegentlich einen Hinweis auf den EuroVelo 13. In Hessen findet man neben der Nummer 13 im Blauen Signum mit dem goldenen Sternenkreis auch oft die Bezeichnung ICT. Mit dem folgenden Link ein kleiner Überblick über den Weg.

https://www.komoot.de/tour/218366704#previewMap

Meine Tour begann am 14. September 2020 endete am 3. Oktober 2020 in Boltenhagen. Das Wetter war mir sehr gewogen. Ich fuhr bei hochsommerlichen Temperaturen von 30 Grad los und fuhr in einen wunderschönen Herbst hinein. Bis auf einen Regentag und wenige Schauer hatte ich meist strahlenden Sonnenschein und auch zum Schluss noch Temperaturen bis 20 Grad. Vom Wetter her war die Tour ideal gewählt und so habe ich sie auch genossen. Ich hatte fast drei Wochen für die Tour. Wenn man ausschließlich den Weg als das Ziel betrachtet, kann man sie, je nach persönlicher Kondition, sicher auch noch schneller absolvieren. Wenn man sich aber einzelne Orte doch etwas genauer anschauen will, sollte man sich aber noch einige Tage und vielleicht Wochen mehr vornehmen. Mir waren die drei Wochen dann fast zu wenig. Allerdings lenkte mich die Perspektive ab, dass ich am 3. Oktober wieder mit meiner Frau zusammenkam und wir dann noch eine zweiwöchigen Urlaub an der Ostsee anschlossen.

Was den Iron Curtain Trail betrifft bleibt nun noch der Abschnitt vom Dreiländereck bei Hof bis ans Schwarze Meer. Wann ich diesen angehe, weiß ich heute noch nicht genau. Zumindest möchte ich zuvor gegen Corona geimpft worden sein und dann steht auch vorher noch die im letzten Jahr Corona bedingt ausgefallene Rundreise durch Polen auf dem Programm. Es wird also noch einige Zeit dauern-

Schreibe eine Antwort

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.