Das Frühstück heute morgen war jugendherbergsgemäß. Der Kaffee war dünn, ansonsten war alles sehr einfach aber dennoch ausreichend. Da ich morgen wieder guten Kaffee zu Hause trinken kann, werde ich es unbeschadet überstehen. Geärgert habe ich mich schon über das Verhalten der Gästegruppen hier in der Jugendherberge. Weder werden in den Gemeinschaftsräumen Schutzmasken getragen noch Abstände eingehalten. Das Personal weist aber auch nicht darauf hin. Lediglich die Frau an der Essensausgabe meinte etwas erstaunt, dass ich mich ja vorbildlich verhielte. Freilich, was kann man sich dafür kaufen. Ebenfalls vorbildlich verhielt sich eine Familie mit zwei Kindern. auch sie betraten die Gemeinschaftsräume nur mit Schutzmaske und versuchten die Abstände einzuhalten.

Fahrstrecke: 58,51 Km

Von Colditz zum Muldenzusammenfluss

Colditz liegt ja nicht mehr an der Freiberger Mulde, sondern schon an der Zwickauer Mulde. Bevor ich zum Zusammenfluss der Zwickauer und Freiberger Mulde aufbreche, mache ich noch einen viel zu kurzen Rundgang durch das Schlossgelände. Schloss Colditz hat eine sehr vielfältige Geschichte, die so viele Facetten hat, dass ich sie hier gerne kursorisch darstellen möchte. Ursprünglich stand hier eine Burg, die 1046 eine Ersterwähnung fand. 1429 wurde die Burg durch die Hussiten zerstört und 1464 durch Kurfürst Ernst wieder aufgebaut, welcher hier 1486 auf der Rückreise vom Reichstag zu Frankfurt am Main an den Folgen eines Jagdunfalls starb.

Eine erste Blütezeit erlebte Colditz als Jagdschloss unter dem kunstsinnigen und welterfahrenen sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen (1486–1525). Nach einem  Stadtbrand von 1504, der weite Teile der Stadt, das Rathaus, die Kirche und das Schloss verwüstete, wurde das Schloss nach 1506 und besonders um 1520 im Stil der frühen Renaissance umgebaut, umfassend erweitert und neu ausgestattet. Der berühmte kursächsische Hofmaler Lucas Cranach der Ältere arbeitete hier. Um 1520 wurde ein Teil des schlossnahen Waldes abgetrennt und als Tiergarten genutzt, eine hochrepräsentative und aufwändige Anlage. Lucas Cranach der Ältere hat das Schloss 1523 auf seinem berühmten Gemälde Das Goldene Zeitalter als sinnreiche Hintergrundstaffage verwendet.

1566 befahl Kurfürst August weitere wohnlichere Änderungen am Schloss, da er selbst das Schloss beziehen wollte, welche aber erst 1582 begannen. 1583 war Lucas Cranach der Jüngere in Colditz, um ein vom Kurfürsten erlegtes großes Wildschwein „sechsmal abzumalen“.

Eine zweite Blütezeit erlebte Schloss Colditz unter dem sächsischen Kurfürsten Christian I. (1586–1591) und seiner Gattin Sophie von Brandenburg (1568–1622). Zwischen 1587 und 1590 wurde der Tiergarten zweimal beträchtlich erweitert. Auch der Bereich des Zwingers direkt unterhalb der Schlossgebäude wurde zu terrassierten Lustgärten ausgebaut. Nach dem Tode Ihres Gatten bezog Kurfürstin Sophie von 1602 bis 1611 in Colditz ihren Witwensitz und führte die Baumaßnahmen fort.

Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen, den wir als August den Starken kennen, war der letzte sächsische Herrscher, der Schloss Colditz mit seiner Jagdgesellschaft besuchte. 1787 wurde das gesamte Inventar verkauft, 1800 der größte Teil des Tiergartens in einen Staatsforst umgewandelt.

1803 wurde das Schloss Arbeitshaus des Leipziger Kreises für bis zu 200 Insassen, die weitestgehend als „unbescholten“ galten, also keine eigentlichen Verbrecher waren, sondern eher den Randgruppen der Gesellschaft angehörten und zur Arbeit erzogen werden sollten.

1829 wurde das Schloss Landesversorgungsanstalt für unheilbare Geisteskranke mit bis zu 400 Patienten.  Der bekannteste Patient war zwischen 1871 und seinem Tode 1899 Ludwig Schumann, ein Sohn Robert Schumanns, der tief verblödet war wie man seinerzeit zu sagen pflegte. 1924 wurde die Landespflegeanstalt für Geisteskranke in Colditz geschlossen und ihre Insassen anderswo untergebracht. Stattdessen wurde 1926 im Schloss Colditz, übrigens als einzige in ganz Sachsen, eine sogenannte Landes – Korrektionsanstalt eingerichtet. Untergebracht waren sogenannte Korrektionäre deren Gesetzes-Übertretungen aus wiederholtem Betteln, bzw. Landstreicherei bestanden, aufgrund derer sie bereits mehrfach verurteilt worden waren. In Colditz stand die Maßregel mit dem Ziel, durch strenge Disziplin und Arbeitszwang Arbeitsscheue und Müßiggänger zu einer geregelten Lebensweise zu erziehen. Bis 1930 stieg die Zahl der Insassen auf 320 Personen an.

Prominenteste Insassin dieser Zeit war Elsa Asenijeff. Sie war eine österreichische Schriftstellerin und langjährige Lebensgefährtin von Max Klinger. Die Trennung von Max Klinger traf Elsa Asenijeff psychisch und auch materiell sehr schwer, denn Klinger versagte ihr jede weitere Unterstützung. Es begann ein Abstieg in die Armut, verbunden mit einem gewissen Verfall der Persönlichkeit, der schließlich zu ihrer Entmündigung führte.

Auch in der Zeit des Nationalsozialismus hatte das Schloss Colditz eine wechselvolle und auch grausame Geschichte. Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus bestand vom 21. März 1933 bis zum 18. August 1934 das KZ Colditz als Schutzhaftlager – dort waren rund 600 Systemgegner wie beispielsweise Bruno Apitz eingesperrt.  Von 1936 bis 1937 diente das Schloss als Lager des Reichsarbeitsdienstes, beherbergte Teile des Stadtmuseums und verschiedene NSDAP-Formationen. Ab dem 1. Januar 1938 wurde auf dem Gelände wieder eine Landes-Heil- und Pflegeanstalt mit ca. 360 Betten eröffnet, in der allerdings menschenunwürdige fürchterliche Bedingungen herrschten. Es wurden vorwiegend Dauer- und Schwerstpflegefälle aus anderen sächsischen Anstalten aufgenommen. Die Krankenräume waren kalt und unzulänglich ausgestattet. Die Krankenbehandlung fand nicht statt. Es gab nur einen Arzt und zu wenig Pflegepersonal, dass unausgebildet und zum Teil rücksichtslos war. Die Essensrationen wurden immer mehr reduziert. Im Zeitraum ihres Bestehens starben bis zur Schließung am 5. Oktober 1939 insgesamt 83 Patienten. Seit 2017 ist diesen Toten im Schloss ein Gedenkort gewidmet, der diesbezüglich sicher nicht zu Unrecht von frühen „Euthanasie“-Morden spricht.

Ab dem 31. Oktober 1939 wurde ein Kriegsgefangenenlager mit der Bezeichnung Oflag IVc als Sonderlager für Offiziere eingerichtet. Die Bezeichnung stammt von Offizierslager. Im äußeren Hof befand sich die Kommandantur. Die Gefangenen lebten im hinteren Hof in den ehemaligen Fürstenwohnhäusern. Außerhalb wurden die flachen Terrassen, die die Gefangenengebäude umgaben, von bewaffneten Wachen überwacht und mit Stacheldraht gesichert. Die Gefangenen unternahmen eine Reihe von teilweise erfolgreichen Ausbruchversuchen, über die nach dem Krieg mehrere Bücher veröffentlicht und Filme gedreht wurden und die das Colditz Castle vor allem in Großbritannien sehr bekannt machten. Am 16. April 1945 eroberten amerikanische Soldaten das Schloss Colditz und befreiten seine Insassen.

Nach Ablösung der amerikanischen Besatzung durch die Rote Armee im Juni 1945 diente das Schloss im Oktober und November 1945 als Sammelstelle für enteignete und vertriebene Gutsbesitzer und deren Familien. Ab 1946 war im Schloss Colditz ein Krankenhaus mit internistischer Abteilung, einer Hals-Nasen-Ohren und Augenstation untergebracht, das 1996 ausgelagert wurde. Bereits zu DDR-Zeiten gab es erste Besuche der sogenannten Bad Boys, der ehemaligen Häftlinge von Schloss Colditz. Nach 1996 fanden umfangreiche Sanierungen durch den Freistaat Sachsen statt. Seit 2003 gehört das Schloss zu den Staatlichen Schlössern, Burgen und Gärten Sachsen und beherbergt unter anderem das Fluchtmuseum, eine Ausstellung über die Fluchtversuche der alliierten Offiziere. Im April 2007 eröffnete im Schloss eine Jugendherberge und 2010 die Landesmusikakademie Sachsen.

Soweit die sehr wechselvolle Geschichte des Schlosses Colditz.

Vom Muldenzusammenfluss zum Kloster Nimbschen

Vom Muldenzusammenfluss geht es zunächst über Kössern weiter zum knapp 10 Km entfernten Kloster Nimbschen. Das Kloster ist heute eine Ruine, die man inzwischen durch Schautafeln und Gestaltung der Außenanlagen aufgehübscht hat. Dass es überhaupt noch erhalten wird, liegt sicher daran, dass aus diesem Kloster 1523 neun Nonnen von einem Torgauer Ratsherren befreit wurden und zu Martin Luther nach Wittenberg flohen. Die Anführerin der Nonnengruppe war Katharina von Bora, die spätere Ehefrau Martin Luthers.

Vom Kloster Nimbschen über Grimma nach Leipzig

Von Nimbschen geht es dann weiter an der Mulde entlang in das nur 4 Km entfernte Grimma. Hier mache ich eine kleine Stadtrundfahrt. Danach geht es von der Mulde weg in westlicher Richtung auf direktem Wege nach Leipzig.

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