9. Tag (16. September 2021): Von Krakow nach Wietrzychowice

Nach dem Frühstück räume ich mein Apartment, stecke den Schlüssel in die Codebox vor der Tür, hole mein Fahrrad vom Hinterhof des Hauses, was immer ziemlich anstrengend ist, weil man eine steile Treppe hoch ins Treppenhaus muss, dabei in der Regel die automatisch zufallende Tür zum Hof in den Rücken und den hinteren Teil des Fahrrads bekommt und da die Haustür auch automatisch schließt hat man noch das Vergnügen, das Fahrrad durch eine sich schließende Tür zu jonglieren. Aber irgendwann ist das auch geschafft. Inzwischen habe ich auch meine Routinen. Das gilt auch für das Anbringen des Gepäcks auf dem Fahrrad. Nachdem ich das Gepäck aufgeladen habe geht es los. Das Wetter hat gewechselt. Es ist ein trüber aber noch schwüler Tag. Die Wärme der letzten Tage wirkt noch nach. Obwohl ich heute über 100 Kilometer fahre, wird es eine zwar zum Fahren angenehme aber sonst sehr eintönige Strecke. Ich fahre noch immer auf dem Weichselradweg und er führt meistens gut ausgebaut über den Weichseldamm.

Die Fahrt aus Krakau hinaus bietet wenig. Im Gegenteil zeigt sich nun, das Krakau auch nicht nur schöne Seiten hat. Industriegebiete und auch noch recht runtergekommene Viertel. An der Weichsel entlang geht es dann durch die Auenlandschaft und entlang von Wiesen, Feldern und Wäldern. Nach etwa 20 Kilometern beginnt es zu regnen und ein dann immer heftiger werdender Regenschauer prasselt dann herab. Unter einer Eisenbahnbrücke ziehe ich mir meine Regensachen über. Nachdem ich weitergefahren bin lässt der Regen aber bald nach. Immer wieder folgen aber heute Nieselschauer. Bald ziehe ich aber meine Regenbekleidung auch wieder aus, weil es darin einfach zu warm wird.

Einzige Abwechslung ist heute ein Blick aus der Ferne zum Kloster Hebdowie unweit von Nowe Brzesko. Es soll eines der ältesten Klöster in Polen sein. Seine Geschichte reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Ansonsten gibt es von der Fahrt wirklich nichts zu erzählen. An der Mündung des Dunajec gibt es keine Brücke, so muss man den Weichselradweg nun etwa 10 Kilometer entlang des Dunajec fahren bis man an eine Fährstelle gelangt, über die man dann den Dunajec überqueren kann, um wieder zurück an die Weichsel zu kommen. Entlang des Dunajec soll es einen der schönsten Radwege in Polen geben, der hier von der Mündung bis nach Zakopane in der Hohen Tatra, dem größten Wintersportzentrum des Landes, führt. Dies mag ja, sein. Hier, wo ich heute gelandet bin, ist aber eher tote Hose, so dass ich mich in einem Agrotourystyko eingebucht habe. Die Gastgeber sind freundlich und ich bekomme sogar ein Bier geschenkt. Gastgeber sind eine uralte Frau und wahrscheinlich ihr Sohn etwa so in meinem Alter, also auch nicht mehr ganz jung. Sie sprechen leider auch nur polnisch. Ich bekomme eine ganze Holzhütte für mich, in der aber mindestens noch sieben weitere Personen übernachten könnten. Ich bin aber ganz froh, dass ich die Unterkunft für mich allein habe. Es ist ein sehr einfaches Quartier, es gibt weder etwas zum Abendessen noch ein Frühstück aber tausende Mücken. Für mein Abendessen muss ich noch einmal vier Kilometer zurück nach Wietrzychowice fahren. In der einfachen Pizzeria gibt es nur ein Speisekarte auf polnisch und niemanden der etwas anderes spricht. Mit Hilfe meiner Übersetzer-App, die sich aber wenig mit polnischem Pizzabelag auskennt, und einem weiteren Gast, der einige Brocken englisch spricht und versteht, gelingt es mir dann, eine Pizza zu bestellen. Der zweite Gast war übrigens gerade den Dunajec Radweg gefahren und meinte, dass dies der schönste Radweg Polens sei.

Wieder zurück in meiner Holzhütte lese ich noch etwas, aber die Mücken werden zunehmend unerträglich, so dass ich bald ins Bett gehe und mir die nicht ganz saubere Decke über den Kopf ziehe.

Tagesstrecke: 103,81 Km

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