Wieder ein schöner sonniger Tag und angenehme Temperaturen um die 20°. Ich nehme mein letztes Frühstück im Hotel am Marschiertor ein. Nach dem Frühstück bringe ich noch ein Paket nahegelegenen Post, in dem ich die Dinge verstaut habe, die ich absehbar nicht mehr brauche. Es sind vor allem platzintensive Kleidungsstücke, die mir in den ersten kalten Tagen meiner Tour noch gute Dienste erwiesen haben, nun aber nur noch Platz wegnehmen. Ich habe zumindest beschlossen, dass die kalte Jahreszeit nun endlich vorbei ist.
Dann mache ich mich auf den Weg und fahre Richtung Flandern. Zunächst geht es aber durch Aachen über die holländische Grenze in Vaals. Die Grenze erkennt man allerdings nur noch an dem unterschiedlich Grauton des Straßenbelags und dass nun auf einmal noch mehr Autos mit niederländischem Kennzeichen unterwegs sind. Nun geht es zunächst einmal etwa 20 Km durch das südlichste Ende der Niederlande, ein geografischer Zipfel zwischen Deutschland und Belgien. Die Landschaft ist hügelig und überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Kurz vor der belgischen Grenze gelangt man nach Maastricht. Maastricht ist ein inzwischen ein bedeutender Touristenort in den Niederlanden, der nach Amsterdam die meisten Kulturdenkmäler beheimatet. Das ganze Zentrum, mit der Vorstadt Wyck steht als Gesamtanlage unter Denkmalschutz. Die Universitätsstadt weist einen hohen Anteil internationaler Studenten auf.
Ich bin inzwischen schon häufiger durch Maastricht gefahren und war ja auch während meiner anderthalbjährigen Studienzeit öfter hier, aber richtig warm geworden bin ich mit der Stadt nie. Es ist mir wahrscheinlich zu viel Touristentrubel. So fahre ich auch diesmal nur durch und bin eigentlich ganz froh als ich die Stadt wieder verlassen habe. Sicher tue ich der Stadt damit unrecht. Vielleicht muss ich doch mal zu einer Zeit, wenn nicht so viele Touristen dort sind, die Stadt einige Tage erkunden.
An der Stadtgrenze von Maastricht stolpert man dann quasi nach Belgien hinein. Wenn man dann über den Albertkanal fährt, weiß man, dass man in Belgien ist, um genau zu sein in Flandern. Die Landschaft ändert sich nicht wesentlich, außer dass es auf der anderen Seite des Albertkanals erst einmal etwa 50 Hm steil bergauf geht, so steil, dass ich sogar ein Stück schieben muss. Ansonsten geht es recht entspannt weiter durch die hügelige Landschaft, vorbei an Wiesen und Feldern. Am Nachmittag erreiche ich dann mein heutiges Ziel, Tongeren.
Tagesstrecke: 59 Km
Spaziergang durch Tongeren
Nachdem ich mich in dem schönen Zimmer im Hotel Ambiotel eingerichtet habe, mache ich mich auf den Weg, die Stadt ein wenig zu erkunden. Tongeren gilt als die älteste Stadt Belgiens (gegründet 15 v.u.Z.). Sie ist entstanden aus der römischen Siedlung Aduatuca Tungrorum, die an der Römerstraße von Köln nach Bavay lag, die heute Via Belgica genannt wird und weiter bis nach Boulogne-sur-Mer führte. Das antike Aduatuca Tungrorum ist wohl nicht identisch mit dem befestigten Platz Aduatuca, bei dem Quintus Titurius Sabinus, ein Feldherr Caesars, 54 v. Chr. eine empfindliche Niederlage gegen die von Ambiorix geführten Eburonen erlitt und fiel. Während der Regierungszeit von Kaiser Augustus entstand um 15 v.u.Z. auf dem Gebiet des heutigen Tongern ein römisches Militärlager und in dessen Nähe bald darauf eine zivile Siedlung. Aduatuca Tungrorum wurde Hauptort der Tungerer und der römischen Civitas Tungrorum. Gegen Ende der Herrschaft des Augustus wurde das Militärlager aufgegeben, doch der Ort blieb ein wichtiges Handelszentrum.
Leider sind die bedeutenderen Sehenswürdigkeiten wie die Liebfrauenbasilika bereits geschlossen als ich dort vorbeikomme. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde nach Abriss des Vorgängerbaus mit der Errichtung der groß angelegten gotischen Stifts- und Stadtkirche begonnen, die im 16. Jahrhundert in ihrer heutigen Gestalt vollendet war. Sie gilt als eines der bedeutendsten gotischen Bauwerke Belgiens. Auch der imposante gotische Turm ist zur Zeit verpackt und in Restauro. Nach meinem Rundgang lasse ich mich in der Nähe des Stadthusplein in einer Pizzeria nieder und gönne mir eine reichlich belegte Pizza.