9. Tag (13. Juli 2021) – Rheinsberg

von 22. Juli 2021Aktuelles

Das wichtigste heute Morgen wie immer das Frühstück. Hier lässt Gasthof&Fleischrei Endler nichts zu wünschen übrig. Heute also Rheinsberg. Es wird wohl wieder ein recht warmer Tag mit Temperaturen bis 28°. Ich werde mir heute vor allem das Schloss und den Park anschauen. Ich war zwar inzwischen schon mehrmals in Rheinsberg. Eine Besichtigung des Schlosses habe ich bisher aber noch nicht gemacht.

Die Entwicklung von Rheinsberg ist untrennbar mit den Namen des Kronprinzen Friedrich, der hier einen Teil seiner Kronprinzenzeit verlebt und seinem jüngeren Bruder Heinrich, dem er Rheinsberg als König schenkte und der dort fast 50 Jahre seines Lebens verbrachte. Auch die Geschichte des Ortes hängt vor allem mit dem Schloss Rheinsberg zusammen. Bekannt wurde Rheinsberg durch das Buch Rheinsberg: Ein Bilderbuch für Verliebte von Kurt Tucholsky und durch die Erwähnung in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg von Theodor Fontane.

Die Gegend um Rheinsberg war schon sehr früh besiedelt. Siedlungsreste wurden auf der Insel Remus im Rheinsberger See gefunden. 1524 kam Rheinsberg mit der Herrschaft Ruppin an die Mark Brandenburg. Nach dem Erwerb Rheinsbergs durch den preußischen König Friedrich Wilhelm I. schenkte dieser es seinem Sohn Friedrich 1736 für dessen Loyalität. Welche Loyalität damit gemeint ist, ist mir bisher nicht ganz klar, hatten Friedrich und sein Vater doch eher ein recht schwieriges Verhältnis miteinander. Sei es drum: 1736 zog Friedrich mit seiner Frau, der Kronprinzessin Elisabeth Christine, in den südlichen Flügel des Schlosses.  Nach dem Brand der Stadt im Jahr 1740 ließ Friedrich, nun bereits als König, Stadt und Schloss (ursprünglich ein Renaissancebau von 1566) von den Baumeistern Johann Gottfried Kemmeter und Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff wieder aufbauen. So wurde der eingeschossige Bau um ein Obergeschoss ergänzt und der Ostflügel um 25 Meter verlängert. Das Residenzschloss Friedrichs des Großen gilt als Musterbau des friderizianischen Rokokos und diente später als Vorlage für Potsdam-Sanssouci. In der kronprinzlichen Kapelle in Rheinsberg wirkte Carl Philipp Emanuel Bach, der wohl berühmteste Sohn von Johann Sebastian Bach, als Kammer-Cembalist Friedrichs II. Durch den Um- und Ausbau des Schlosses entwickelte sich Rheinsberg zu einer kleinen barocken Residenzstadt. Friedrich selbst bezeichnete seine Jahre auf Schloss Rheinsberg immer als die „glücklichsten seines Lebens“. Seine Zeit in Rheinsberg endete jedoch 1740 mit der Thronbesteigung.

Nachdem Friedrich II. König geworden war, schenkte er das Anwesen 1744 seinen jüngeren  Bruder Heinrich, der das Schloss bis zu seinem Tode (1802) bewohnte und Schloss und Park aber auch die Stadt Rheinsberg weiter erweitern und umbauen ließ. Nach dem Tod des kinderlosen Prinzen Heinrich 1802 fielen Schloss und Gut an seinen jüngeren Bruder August Ferdinand von Preußen und danach an dessen Sohn August von Preußen (1779–1843). Da dieser nur illegitime Kinder hatte, fiel der Besitz an die preußischen Könige zurück, die es jedoch nur selten nutzten. Bis zur Enteignung 1945 gehörten Schloss und Gut dem Haus Hohenzollern, zuletzt dem Kronprinzen Wilhelm von Preußen (1882–1951). In der Deutschen Demokratischen Republik war im Schloss eine Diabetiker-Klinik untergebracht. Heute gehört das Schloss mit seinen Gartenanlagen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.

Ich mache mich zunächst schlau, wie ich in das Schloss hineinkomme. Man bekommt zur Zeit einen Besuchstermin, damit sich nicht zu viele Besucher auf einmal sich im Schloss tummeln. Ich bekomme einen Termin um 11.10 Uhr, habe also noch fast eine dreiviertel Stunde Zeit. Die Zeit nutze ich für einen kleinen Spaziergang durch den Park. Die für mich schönste Seite von Schloss Rheinsberg ist für mich immer der Blick über den See auf die Rückseite des Schlosses mit seinen beiden flankierenden Türmen. Die Angelegenheit ist doch etwas beschwerlich und zeitaufwendig, da ich nicht einfach am See entlang gehen kann, sondern einer Baustelle auf dem Weg umgehen muss.

Der Eintritt zum Schloss ist etwas zeitaufwändig, weil man sich erst einmal elektronisch einchecken muss. Das geht beispielsweise nicht mit der Corona-App oder der Luca-App, sondern man muss ein Foto eines Digitalcodes machen, der einen auf eine Digitalseite des Schlosses bringt, auf der man sich mit Name, Anschrift und Telefonnummer eintragen muss, was dann beim Eintritt kontrolliert wird. Vernünftig angedacht, aber schlecht durchgeführt. Auch ich habe das Häkchen vergessen, dass ich die Datenschutzrichtlinien zu Kenntnis genommen habe. So muss ich die ganze Prozedur noch einmal machen. Gottseidank hat mein Handy mitgedacht und gibt mir die notwendigen Einträge bei jedem Datenfeld nun vor, so dass ich sie nur noch einklicken muss. Anderen geht es nicht viel anders als mir. Manche haben noch nicht einmal den Digitalcode registriert. Das Durchschnittsalter der Besucher liegt auch nahe an meinem Alter. Sie haben zwar alle ein Handy, aber die Handhabung in solchen Situation ist eben doch nicht so einfach.

Schließlich bin ich drin im Schloss und der Rundgang beginnt im Spiegelsaal. Man wird durch Richtungspfeile geführt. Führungen gibt es zur Zeit wegen Corona nicht. Am meisten gefallen mir der Spiegelsaal, der Muschelsaal und die Bildergalerien. Ich brauche etwa eine Stunde für den Rundgang, dann geht es wieder raus in den Park. Hier mache ich nun einen längeren Spaziergang bis hoch zum Obelisken. Zunächst besuche ich das Grab von Prinz Heinrich, das er selbst entworfen hat, einschließlich der Inschrift in französischer Sprache. Danach geht es zum Heckentheater und schließlich den See entlang zum Obelisken, von wo man meines Erachtens den schönsten Blick auf das Schloss hat. Nach einem etwa zweistündigen Spaziergang verspüre ich Hunger und bin auch durch die Hitze recht ermüdet. Ich gehe also zunächst zum Gasthof zurück, genehmige mir einen Salat mit Hähnchenbruststreifen und ziehe mich den Nachmittag auf mein Zimmer zurück, gönne mir einen Mittagsschlaf und schreibe anschließend an meinen Reiseberichten. Danach setze ich mich noch einmal für eine Stunde aufs Fahrrad und radle nach Zechlinerhütte und auf der anderen Seite der Seen wieder zurück.

Für den Abend habe ich im Innenhof des Gasthofs einen Platz reserviert, der mich an einen Tisch mit einem älteren Ehepaar zusammenführt. Es wird ein angeregter Abend, er ist in diesem Jahr 80 geworden und sie ist so um die 75 und waren wohl beide auch begeisterte Radfahrer und erzählen nun, was sie bereits für Touren unternommen habe. Sie waren wohl sehr sportliche Fahrer, was man beiden auch heute noch ansieht. Er ist insbesondere Rennrad gefahren und erzählt von Touren bis zu 240 Km am Tag. Allerdings hat ihn 1989 schon mal ein Auto mitgenommen. Er hatte also einen schweren Unfall, von dem er sich aber wohl recht gut erholt hat. Ich weiß schon, warum ich es für lebenstüchtiger halte, auch mit dem Fahrrad etwas defensiver unterwegs zu sein. Aber sein Frau, ehemalige Lehrerin in Berlin, hat um den Bodensee schon einmal 140 Km von Konstanz über Bregenz nach Überlingen einem Tag gemacht. Respekt! Insofern haben wir natürlich viel zu erzählen und verbringen einen kurzweiligen Abend.

Tagesstrecke: 19 Km

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