8. Tag (5. August 2024) – Von Polaniec nach Chancza

Tagesstrecke: 81,46 Km; 800 Hm; 13,01 Km/h

Nach dem schönen Ruhetag im Apartment Promyk und noch einmal einem guten englischen Frühstück mit drei Spiegeleiern, Bacon, gebratenen Würstchen, Bohnen und Salat geht es heute weiter. Es gibt wieder mehrere Höhenmeter. Ich fahre bewusst meine Tour durch das Heiligkreuzgebirge weil es hier eine sehenswerte Ruinen gibt, die ich mir anschauen möchte. Das Heiligkreuzgebirge (polnisch Góry Świętokrzyskie) ist ein bis knapp 612 m hohes Mittelgebirge im südöstlichen Polen.  Es liegt zwischen der Weichsel im Süden und der Pilica im Norden, etwa auf halber Strecke zwischen Warschau und Krakau und östlich von Kielce. Es besteht aus verschiedenen Bergketten, von denen Łysogóry die höchste ist. Im Gebirge, das teils als Świętokrzyski-Nationalpark ausgewiesen ist, entspringt die Kamienna, ein Nebenfluss der Weichsel.

Leider sind die Wetteraussichten nicht besonders günstig. Es ist Regen angekündigt. Zwar ähnlich wie vorgestern nicht ganz so schlimm wie die Vorhersage erwarten lies. Allerdings habe ich heute bei meiner sechs-Stunden-Tour drei Stunden ziemlich heftigen Regen. Zunächst geht es aber sehr gut voran. Nach etwa 10 Kilometern komme ich in Niekrasow an einer kleinen Holzkirche aus dem 18. Jhdt. vorbei. Leider ist sie geschlossen. 5 Kilometer weiter merke ich dann, dass der Regen immer näher kommt. Ich ziehe mir also die Regensachen über und weiter geht’s.

Der Regen wird immer heftiger und leider folgt dann auch noch ein Stück von etwa zwei Kilometern mit losem Untergrund, was in Polen immer für tiefen Sand oder Schlamm spricht. Heute wird es durch den Regen Schlamm und da es auch noch steil bergab geht muss ich schieben und komme nur sehr langsam vorwärts. Schließlich hört der Regen nach etwa einer Stunde auf und ich such mir in einer kleinen Ortschaft erst einmal einen überdachten Unterschlupf um mich neu zu sortieren. Hier merke ich dann, dass mein Navi feucht geworden ist und deshalb die Aufladung durch die Powerbank verweigert. Da das Navi aber vorsichtshalber nachfragt, ob ein Notfall vorliegt, bejahe ich das und das Laden funktioniert wieder.

Nach etwa 33 Kilometern erreiche ich Klimontow und möchte mir gerne die St.-Josephs-Kirche eine, für eine Stadt mit ca. Zweitausend Einwohnern, beeindruckende und prächtige römisch-katholische Kirche (Pfarrkirche).Leider findet gerade ein Trauergottesdienst statt, so dass ich auf einen Besuch im Inneren doch verzichte.

Hier in Klimontow komme ich nun auch wieder auf den Green Velo dessen letztes mir noch fehlende Stück ich nun auf den nächsten etwa 180 Kilometern bis Konskie fahren werde.

Nach einiger Zeit beginnt es wieder zu regnen. So übersehe ich leider die Gedenktafel zur „Schlacht von Konary“. Die Schlacht bei Konary – eine Schlacht, die vom 16. bis 23. Mai 1915 zwischen österreichisch-ungarischen und russischen Truppen in der Nähe des Dorfes Konary ausgetragen wurde. Zu den österreichisch-ungarischen Streitkräften gehörte die 1. Brigade der polnischen Legionen unter dem Kommando von Brigadegeneral Józef Piłsudski. Pisuldski gehört später zu den führenden  Persönlichkeiten der zweiten polnischen Republik zwischen 1918 und 1935. Er wird in Polen fast so verehrt wie der polnische Pabst Johannes Paul II.Er kämpfte gegen die russische Herrschaft in Polen und war später Marschall der Zweiten Polnischen Republik. Von 1926 bis zu seinem Tod 1935 regierte er autoritär.

Nach einigen weiteren Kilometern komme ich dann an mein Highlight des heutigen Tages die Ruine des Schlosses Krzyżtopór, früher Krzysztopór (de: Kreuz-Beil), war ein befestigter Palast, von dem heute nur eine Ruine erhalten ist. Die Anlage liegt etwa 40 km westlich von Sandomierz. Trotz der Nähe zu mehreren sehenswerten Städten mit erhaltenen historischen Stadtkernen und einer mittlerweile vernünftigen Straßenanbindung wird die imposante Ruine bislang von Touristen wenig besucht. Für mich ist die Schlossruine auch deshalb voin Interesse, weil ich noch nie eine so imposante Ruine gesehen habe.

Ich verzichte dennoch auf den Besuch, weil es doch wieder recht heftig regnet. Ich habe nur einige Fotos gemacht und hoffe damit dieses seltene Denkmal adäquat eigefangen zu haben. Auch wenn ich die Ruine nun nicht besichtige, hat das Schloss eine interessante Geschichte, die ich hier gerne weitererzähle:

Das Schloss wurde von 1627 bis 1644 für den Wojewoden von Sandomierz, Krzysztof Ossoliński (1587–1645) errichtet. Der Bauherr starb bereits ein Jahr nach Fertigstellung. Der Erbe war sein Sohn, Krzysztof Baldwin Ossoliński, der nur vier Jahre später in der Schlacht von Zborów (Chmelnyzkyj-Aufstand 1649) fiel. Da er keine Nachkommen hatte, wurde die Anlage in der Folge von den Familien Denhoff und später Kalinowski übernommen.

Von 1655 bis 1657 wurde das Schloss Opfer von Zerstörungen durch schwedische Truppen. In Polen ist für diese Zeit des Nordischen Krieges 1665bis 1670 die Bezeichnung schwedische Sintflut gebräuchlich. Der Schaden dieser Zerstörungen war so umfangreich, dass das Schloss nur in Teilen (vor allem der Westflügel) wieder aufgebaut wurde. Hier wohnten nacheinander mehrere polnische Adelsfamilien. In der Zeit der Auseinandersetzungen des polnischen Kleinadels mit der russischen Besatzung unter Billigung des polnischen Königs Poniatowsky ende des 18. Jhdt. wurde das von konföderierten Einheiten verteidigte Krzyżtopór 1777 von russischen Truppen erobert, die die Anlage erneut zerstörten. Danach wurden die Gebäude endgültig unbewohnbar.

Nach 1815 erwarben noch einmal einige adlige Familien das Schloss. Während des Zweiten Weltkriegs versteckten sich hier Partisanen und nach Kriegsende übernahm der Staat die Anlage. Im Jahr 1971 wurden Teile rekonstruiert. 1980 entschied das polnische Innenministerium, das Schloss in seiner Gesamtheit wiederaufzubauen, um es als Ferieneinrichtung für Offiziere zu nutzen. Doch bereits 1981 kam dieses Projekt wegen der Verhängung des Kriegszustandes zum Erliegen. Nach weiteren Teilrestaurierungen stehen heute rund 90 % der ursprünglichen Mauern, ein Teil der Ruinen wurde provisorisch überdacht. Zu weitergehenden Instandsetzungen fehlen finanzielle Mittel.

Soweit zu dieser Ruine. Der Rest meiner heutigen Etappe ist dann eine etwa 10 Kilometer  sanft Fahr bergauf auf die Höhen des Heiligkreuzgebirges und dann wieder hinab hier nach Chancza am gleichnamigen See, wo ich  im ebenfalls gleichnamigen Hotel ein hübsches preiswertes Zimmer bekommen habe.

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