Das Frühstück hier in der Pension Stechlinsee ist sehr gut. Es gibt ein Buffet, dass nichts zu wünschen übrig lässt. So komme ich gut in den Tag. Das Wetter verspricht zwar bewölkt aber trocken zu bleiben. Im Laufe des Tages kommt aber doch die Sonne heraus. Heute geht es nach Rheinsberg. Ich habe mich aber dazu entschlossen vorher den Stechlinsee zu umfahren. Er liegt nicht unmittelbar auf der Route des Fontane-Radweges, was für mich recht unverständlich ist, bildet doch der Stechlinsee einen ganz wesentlichen Faktor des Werkes von Fontane.
Es ist sein letzter großer Roman. Fontane stirbt im Monat vor der Veröffentlichung. Der Roman zeichnet sich durch vielfältige Dialoge vorwiegend zwischen Angehörigen der Adelsschicht, hier insbesondere eines alten märkischen Adelsgeschlechts, um die Wende vom 19. auf das 20. Jhdt. aus. Die Dialoge sind von Romantik und Melancholie geprägt. Fontane selbst kommentierte seinen letzten Roman leicht ironisch: „Zum Schluß stirbt ein Alter und zwei Junge heiraten sich; – das ist so ziemlich alles, was auf 500 Seiten geschieht.“ Die Botschaft des Romans ist dann wohl die, die Melusine Ghiberti als Schlusswort des Romans zum besten gibt: „Alles Alte, soweit es Anspruch darauf hat, sollen wir lieben, aber für das Neue sollen wir recht eigentlich leben.“
Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg. Mein Gepäck habe ich auch schon mit. Ich bin den Weg vor einigen Jahren schon einmal gewandert. Die Runde um den Stechlinsee beträgt etwa 17 Km. Allerdings hatte ich die Qualität des Weges nicht mehr in Erinnerung und sie ist auch für den Wanderer nicht so anspruchsvoll wie für den Radfahrer. Der Weg ist auch nicht als Fahrradweg, sondern nur als Wanderweg ausgewiesen. Dennoch fahren hier auch viele Fahrradfahrer aber meistens doch ohne Gepäck. Es ist ein schöner Waldweg, von viel Wurzelwerk durchzogen, einige umgefallene Bäume versperren den Weg und sandige Stellen geben einem das Gefühl fast im märkischen Boden versinken. Um es kurz zu machen, der Weg ist eigentlich zum Fahrradfahren völlig ungeeignet und er schafft mich aber dennoch schaffe ich dann auch mit meinem Gepäck den Weg um den Großen Stechlinsee. Für die 17 Km brauche ich allerdings 2 1/2 Std.
Etwas geschafft komme ich am Ausgangspunkt wieder an und sehe erfreulicherweise eine Bratwurststand. Hier erstehe ich erst einen sehr wohlschmeckenden Schaschlikspieß von einem wohlbeleibten Herren, der sich mir als Rentner vorstellt und mir erzählt, er mache dass, weil er eigentlich faul sei und sonst nur rumsitzen würde. Hier würde er noch gut nebenbei verdienen, manchmal am Tag mehr als zu seinen aktiven Zeiten. Wie bekannt kommt mir doch die Begründung für seine Aktivität als Rentner vor. Freilich kann man mit gleichen Begründungen ganz unterschiedliche Aktivitäten entfalten. Ich schiebe noch ein Bratwurst hinterher, auf die ich besser verzichtet hätte. Sie kam im Geschmack an den Schaschlik nicht heran. Dann geht es die verbleibenden 18 Kilometer nach Rheinsberg.
Die Fahrt ist völlig unproblematisch. Es geht fast die ganze Strecke auf einem ordentlichen die Straße begleitenden Radweg durch Waldgebiete nur gelegentlich unterbrochen durch landwirtschaftliche Flächen oder kleine Dorfer. Auch in Rheinsberg war ich schon zwei- oder dreimal. Ich mag das Städtchen. Meine Unterkunft habe ich im Gasthof Endler gebucht. Es ist ein altes unter Denkmalschutz stehendes Gebäudeensemble direkt gegenüber dem Schloss. Der Gasthof war wohl ursprünglich eine Fleischerei und wirbt nun mit dem Logo Gasthof mit eigener Fleischerei. Von der Unterkunft bin ich sehr angetan. Es ist ein etwa 25 bis 30 qm großer Raum, der mehr den Charakter eines Apartments hat. im hinteren Teil ist der Schlafbereich im vorderen sind die Schränke ein ordentlicher Tisch und eine Küchenzeile mit Kühlschrank. Was will man mehr. Ich bin sicher, dass ich mich hier die nächsten drei Tage wohl fühlen werde. Den Abend lasse ich dann nach einem kleinen Spaziergang durch den Ort im Innenhof des Gasthofes ausklingen Das Essen ist sehr gut, aber auch üppig, Fleischerei eben.
Tagestrecke: 37,71 Km