8. Tag (11. August 2019): Trassenheide – Ausflug nach Krummin, Freest und Peenemünde

Nun ist Sonntag und Heidrun hat keine Therapien. Wir können den Tag also gemeinsam planen, gestalten und verbringen. Nach dem ordentlichen Frühstück in der Klinik fassen wir ein Tour zur Erkundung des nördlichen Teils von Usedom ins Auge. In der Klinik wird das als Bustour für die Patienten angeboten. Wir können das natürlich alleine und mit dem Fahrrad. Der Tag ist wieder sehr schön und wird mit etwa 26 Grad fast zu warm. Wir fahren zunächst von Trassenheide über Mölschow nach Krummin. Die notwendige Überquerung der Bundestraße 111 erweist sich als schwierig. Der An- und Abreiseverkehr lässt einen kaum die Straße überqueren. Ein Auto folgt auf das andere und Lücken dazwischen gibt es kaum. Falls doch kommt von der anderen Seite eine lückenlose Autoschlange. Als wir es dann endlich geschafft haben, fahren wir durch eine wunderschöne Lindenallee nach Krummin, was direkt am Achterwasser liegt.

In Krummin gab es früher ein Zisterzienserinnenkloster, von dem allerdings nur noch die ehemalige gotische Klosterkirche St. Michael existiert. Erst im 19. Jahrhundert erhielt die Kirche ihren heutigen Turm. Während der folgenden Jahrzehnte und dann insbesondere nach dem 2. Weltkrieg verfiel die Kirche zunehmend und konnte nur notdürftig renoviert und erhalten werden. Nach der Wende erfolgte dann eine Totalsanierung. Der Innenraum wurde allerdings nach den zisterziensischen Grundgedanken schlicht gehalten und verzichtete bewusst auf Prunk und übermäßigen Schmuck. Im Kirchhof finden sich Informationstafeln, die die wechselvolle Geschichte der Kirche und des Klosters erzählen. Sehr schön ist der Blick auf das Achterwasser vom Kirchhof aus. Sehr reizvoll ist auch der kleine Naturhafen von Krummin mit einem Freiluftrestaurant und verlockenden Angeboten. Für uns ist es aber noch zu kurz nach dem Frühstück, um den Versuchungen nachzugeben. Dennoch verweilen wir eine Weile im Hafen und wandern auf den weit ins Wasser hinausreichenden Stegen, an denen zahlreiche kleinere Boote festgemacht haben und genießen den Blick auf das schilfumrandete Achterwasser.

Zurück geht es nun bis zur Bundestraße 111, die wir dann auf dem begleitenden Radweg bis nach Wolgast fahren. Hier geht es über die beeindruckende Peenezugbrücke, von der man einen sehr eindrucksvollen Blick auf Wolgast hat, in nördliche Richtung über Kröslin in den kleinen Fischerort Freest, der direkt gegenüber von Peenemünde liegt. Das Dorf ist allerdings nicht so eindrucksvoll wie es angepriesen wird. Reetgedeckte hübsche Häuser gibt es hier überall. Ganz eindrucksvoll der Fischerreihafen mit seinen Verkaufsständen, an denen offensichtlich nach dem Fischfang der frische Fisch verkauft wird. Freilich ist das Geschäft zur Zeit dadurch etwas getrübt, dass ein Dorschfangverbot wohl ab August ausgesprochen wurde.

In einem gut besuchten Fischimbiss lassen wir uns nun für einen kleinen Lunch nieder. Heidrun verzehrt ein Backfischbrötchen und ich ein Räucherfischbrötchen. Mit einem älteren Ehepaar an unserem Tisch, die aus Delitzsch kommen, entwickelt sich ein Gespräch. Er gehört wohl zu den wenigen, denen es gelang, sich in der DDR selbständig zu machen und betrieb bis zur Wende eine Baufirma. Nach der Wende haben die beiden wohl noch eine  Gastwirtschaft betrieben. Er ist, obwohl inzwischen schon fortgeschrittenen Alters, so der Typ des Machers und das strahlt er auch heute noch aus. Er fragt mich dann, ob ich Ossi oder Wessi sei und was ich so beruflich mache. Als ich ihm erzähle, dass ich bei der Rentenversicherung gearbeitet habe, bemerkt er sehr süffisant: „Ah, Beamter!“ Er kenne viele Beamtenwitze. Ich allerdings auch aber auch Ossiwitze!

Nach einem Rundgang durch den Ort gelangen wir wieder zum Hafen und warten auf die Fähre nach Peenemünde. Bei der Fahrt über den Peenestrom kann man die Sehenswürdigkeiten von Peenemünde mal aus einer anderen Perspektive betrachten. Immer wieder ins Auge fallend ist natürlich das Staubkohlekraftwerk, das quasi von überall sichtbar ist und heute das Peenemünder Museum beherbergt. Natürlich ist auch das russische U-Boot von der Fähre aus etwas, was ins Auge sticht. Der Fährführer erläutert etwas launisch und pointiert, aber durchaus kenntnisreich während der gesamten Tour, was es so zu sehen ist. Insofern ist die Fährfahrt auch ein Bildungserlebnis.

In Peenemünde halten wir uns dann nicht allzu lange auf, weil wir nun Kaffeedurst und Kuchenappetit verspüren. Hier lockt es uns wieder nach Karlshagen, wo wir gestern schon eingekehrt sind. Die etwa 5 Kilometer geht es von Peenemünde auf einem sehr schön angelegten Fahradweg durch den Wald vorbei an ehemaligen, nun nur noch als Ruinen sichtbaren Einrichtungen der Heeresversuchsanstalt nach Karlshagen. Die Hinweise auf die ehemalige Heeresversuchsanstalt sind inzwischen mit Infotafeln sehr gut aufbereitet und ich nehme mir für die nächsten Tage eine diesbezügliche Exkursion vor.

Da wir heute früher dran sind, ist noch mehr Kuchen im Angebot. Nach dieser Rast fahren wir dann zurück nach Trassenheide, wo ich nun mein Quartier in den Strandkojen in Besitz nehme. Es ist ein kleines Apartment mit Kochzeile und Badezimmer und stellt mich für eine Woche völlig zufrieden. Die Vermieter sind sehr freundlich und bemüht. Sie stammen aus der Gegend um Frankfurt an der Oder, haben die Anlage vor drei Jahren erst übernommen und sozusagen noch einmal völlig neu angefangen. Sie ist Lehrerin und arbeitet nun auch hier noch halbtags als Lehrerin für Englisch und Deutsch, er hatte wohl ein Bauunternehmen und war ehrenamtlicher Bürgermeister in Groß Lindow. Ich habe großen Respekt vor ihrer Risikobereitschaft.

Abends treffen wir uns wieder mit Nico und Markus in den Pommernstuben. Es wird wieder ein angenehmer und amüsanter Abend. Als sie mich fragen, wie ich zurückfahren werde und ich erzähle, dass ich über Wandlitz fahre, schlägt Nico vor, dass wir uns dort ja noch einmal treffen könnten. Er arbeite ganz in der Nähe. Über den Vorschlag freue ich mich. Mal sehen ob es klappt. Schließlich sind wir die letzten Gäste. Man muss allerdings dazu sagen, dass die Pommernstube wie die meisten Lokale hier bereits um 21 Uhr schließen.

Tagedaten: 42,22 Km; 03:28:20 Std. Fz.; 12,16 Km/h; 136 Hm

 

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