Das Frühstück war nicht das beste polnische Frühstück, aber schon das Abendessen von gestern Abend lag mir noch im Magen. Nach dem Frühstück musste ich dann eine kleine Reparatur an meinem Fahrrad vornehmen, weil gestern die Halterung für die Befestigung des Schutzblechs zerbrochen war. Ein Kabelbinder erfüllte aber seinen Zweck und ich hatte heute den ganzen Tag keine Probleme damit.

Ich hatte gestern noch mal meine Tour zurück nach Leipzig etwas umdisponiert und umgeplant. Ich werde nun auf dem direkten Weg fahren und Poznan beispielsweise links liegen lassen. Wie gesagt, es werden sicher noch weitere Reisen nach Polen folgen. Nun geht es auch im Rennradmodus auf asphaltierten Straßen weiter und ich werde mich von Komoot nun nicht mehr auf Sandpisten locken lassen. Allerdings musste ich dann heute auch etwa 20 Kilometer auf der A 5, also einer der großen Fernverkehrsstraßen in Polen fahren. Sie wird zwar gerade vierspurig ausgebaut aber sie ist es noch nicht. Zwar ist sie hervorragend asphaltiert aber leider mit fünf bis sechs Metern doch sehr eng, zumal auf solchen Straßen ununterbrochen LKW in beiden Richtungen fahren. Wenn ich dann da radle, kommen die LKW bei Gegenverkehr nicht an mir vorbei. Ich muss anerkennen, dennoch hat kein einziger LKW-Fahrer versucht mich von der Straße zu drängen oder gehupt, sondern sie blieben dann ganz korrekt hinter mir. Ich habe es mir dann allerdings zur Gewohnheit gemacht auch immer mal ins Gras auszuweichen und sie wieder vorbei zu lassen. Ein asphaltierter Seitenstreifen ist bei diesen „Altlasten“ leider selten.

Wenn ich so durch Polen radle, versuche ich die Situationen, die ich antreffe, für mich auf einen Begriff zu bringen und bei mir hat sich der Begriff eines Puzzles festgesetzt, an dem unheimlich viele arbeiten, dass schon sehr schöne farbige Teilstücke hat, in dem aber auch noch sehr viele Teile fehlen. Wenn man hier so weitermacht, wird es mal ein noch schöneres Land werden. Es erinnert mich übrigens in vielem auch an Deutschland. Eine ähnlich vielfältige Landschaft, Städte mit einer großen historischen Tradition, inzwischen auch sehr industriell geprägt. Die Ähnlichkeit mit Deutschland bringt mich auch zu der Frage, ob Polen überhaupt als osteuropäischer Staat bezeichnet werden kann. Gut, politisch derzeit vielleicht noch schlimmer. Aber wenn man sich die landschaftlichen Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten und die historischen Verknüpfungen anschaut, dann scheint mir doch Polen auch eher ein mitteleuropäisches Land zu sein.

Polen scheint inzwischen auch als Urlaubsland von den Deutschen zunehmend entdeckt zu werden. Die Autokennzeichen, die ich in den letzten Tagen hier gesehen habe, sprechen zumindest auch sehr stark dafür. Es ist natürlich auch kein Wunder. Ein ähnlich reizvolles Land wie Deutschland mit einem für Deutsche erheblich günstigerem Preisniveau als im eigenen Land. Grund genug, seinen Urlaub auch hier zu verbringen

Ansonsten komme ich heute gut voran und lasse mich auch nicht mehr von Komoot auf Abwege führen. Gegen 15:30 Uhr erreiche ich schon mein Hotel hier in Wagrowiec und werde von einem Herrn an der Rezeption in sehr gutem Deutsch begrüßt. Er hat es wohl in Hamburg gelernt, wo er ein Jahr gearbeitet hat wie er mir erzählt. Das Hotel liegt sehr malerisch am Jeziore Legowskie (Lengower See), durch den das Flüsschen Welna fließt. Ansonsten hat Wagrowiec als Kleinstadt mit etwa 25 Tsd. Einwohnern nicht viel zu bieten.

Tagesdaten: 72,03; 05:42:22 Std. Fz.; 12,62 Km/h; 232 Hm

Ein Kommentar

  • Werner Hempel sagt:

    Guten Morgen lieber Wolfgang,
    ich finde eine kluge Entscheidung, dass Du nun auf direktem Weg heimatliche Gefilde ansteuerst. Je näher man der Heimat kommt ( und dies nach langer Abwesenheit) desto schneller möchte man sich dann auch in die Arme seiner hoffentlich sehnsüchtig wartenden Ehefrau begeben und auch mal wieder im eigenen Bett schlafen.
    Doris und ich starten heute allerdings mit starkem Motor auf dem Mopped unsere Balkantour. An den Stellen , die Du auf Deinem Donautrip ausführlich beschrieben hast, werden wir auf Deine Berichte zurückgreifen. Wir reisen über die Slowakei, Ungarn und halten uns länger in Rumänien auf. In Ruse geht es dann über die Donau und weiter an der türkischen Grenze entlang nach Griechenland. Griechenland wird dann von Nordost nach Südwest mit Ruhetagen durchfahren und dann 2 Ruhetage auf Hydra, der autofreien Kykladeninsel. Dann nach Patras und mit der Fähre nach Ancona. Jetzt noch mit dem Mopped den Apennin überqueren und schon sind wir wieder in Monteverdi Marittimo. Geplanter Zeitraum 24 Tage.
    Dir jetzt noch eine unfall – und mängelfreie Restfahrt und danke für die vielen lehrreichen geschichtlichen Informationen.
    Herzliche Grüße
    Werner

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