7. Tag: 20. Juli 2023 – Von Weltenburg nach Regensburg

Tagesstrecke: 39,91 Km

Der Morgen in Kloster Weltenburg

Nachdem ich sehr gut geschlafen und ein hervorragendes Frühstück genossen habe, mache ich noch einen Spaziergang durch das Klostergelände. Die erste Fähre nach Kelheim fährt erst um 10:30 Uhr, so dass ich noch genügend Zeit habe. Insbesondere interessieret mich die Klosterkirche St. Georg. Ihre zwar barocke aber doch recht unscheinbare Außenfassade lässt mich dann doch neugierig werden, was sich dahinter verbirgt. Bleiben doch erfahrungsgemäß barocke Klosterkirchen nicht unscheinbar. Meine Einschätzung wird nicht enttäuscht. Nach der Selbsteinschätzung des Klosters, die in Wikipedia übernommen wurde, ist die Klosterkirche eine der wichtigsten Sakralbauten des Barock in Europa und wurde von 1716 bis 1718 erbaut und in der Folgezeit insbesondere von den Brüdern Asam im Stile des Spätbarock ausgestattet worden. Der Hauptraum besitzt einen ovalen Grundriss und ist mit 19,5 Metern Länge und 14,5 Metern Breite sehr klein für eine Abteikirche. Durch die offene Kuppelkonstruktion, die in 20 Metern Höhe flach abgedeckt ist, wirkt der Kirchenraum jedoch imposant. Auch die aufwändige künstlerische Gestaltung mit goldglänzendem Stuck und farbenfrohen Decken- und Wandfresken ist außergewöhnlich. Die Gliederung des Hauptraumes erfolgt durch acht Säulen aus Weltenburger Marmor, die einerseits die Kuppel zu tragen scheinen, andererseits acht Wandnischen voneinander abtrennen.

Im Jahr 1721 wurden das große Deckenfresko der Kirche von Cosmas Damian Asam gemalt und signiert sowie von seinem Bruder Egid Quirin Asam die Flächen der Halbkuppel mit Figuren und Reliefs stuckiert und der Hochaltar mit der Reiterstatue des hl. Georg in einer ersten Fassung aufgestellt. Zwei Jahre später wurde dieser Altar durch weitere Figuren ergänzt. Das Deckenfresko an der Flachdecke oberhalb des Kuppelausschnittes stellt in allegorischer Form die verklärte Kirche dar. Zentrales Gestaltungselement ist der Heilige Geist, der für die Herzmitte der Kirche steht. Im vorderen Bereich erkennt man die Krönung Mariens durch Gott Vater und Gott Sohn, darunter die Aufnahme des Kirchenpatrons St. Georg in den Himmel. Von hier aus finden sich im Gegenuhrzeigersinn folgende Motive: eine Allegorie der triumphierenden Kirche; die Heiligen Benedikt und Scholastika; der Konvent von Weltenburg mit dem Abt Maurus Bächl, unter dem die Klosterkirche erbaut wurde, an der Spitze; der Stuckateur der Kirche, Egid Quirin Asam, als Genius; der heilige Martin und die ebenfalls heiliggesprochenen Regensburger Bischöfe Wolfgang und Emmeram; die heiligen Frauen und Jungfrauen Helena, Ursula, Barbara und Katharina; über der Orgel die heilige Cäcilia, die Patronin der Kirchenmusik; daneben König David und weitere Vertreter des Alten Bundes; über der Kanzel schließlich die zwölf Apostel und der „Bayernapostel“ Rupert, der angeblich die erste Klosterkirche in Weltenburg errichten hat lassen. Das Deckengemälde spricht mich nicht sonderlich an. Es scheint mir überfüllt mit Geschichten, die sicher auch für christliche Laien nicht auf Anhieb verständlich sind. Man wird wieder einen christlichen Lehrmeister brauchen, um dieses Gemälde zu verstehen. Aber vielleicht war das ja auch gewollt.

Nachdem ich mich umgesehen habe, verlasse ich die Kirche, drehe noch einige Runden und kehre schließlich in meine Unterkunft zurück, verpacke mein Gepäck und checke aus dieser wirklich sehr schönen Unterkunft aus. Am Ausgang des Klosters steht schon ein Kassenhaus für die Fährfahrt nach Kelheim. Hier erwerbe ich schon mal ein Ticket und schiebe dann mein Fahrrad in die Richtung des Landungsstegs.

 

Fahrt durch den Donaudurchbruch und die Weltenburger Enge

Als ich an den Landungssteg komme, erscheint schon im Donaudurchbruch die Fähre aus Kelheim. Es ist die erste Fähre an diesem Morgen und sie ist sehr voll. Es dauert eine Weile bis alle Gäste ausgestiegen sind. Weltenburg wird in diesen Tagen mit Touristen geradezu überschwemmt, was ökologisch inzwischen auch zunehmend Probleme bereitet. Die Zahl derjenigen, die nun nach Kelheim fahren ist noch sehr begrenzt. Ich schätze etwa ein Dutzend Leute. Mit mir besteigt auch ein englisches Ehepaar mit seinen Fahrrädern das Boot. Die Frau spricht sehr gut Deutsch und so können wir uns etwas austauschen. Sie wollen heute auch weiter bis Regensburg und dort aber für dieses Jahr ihre Donautour beenden. Sie haben an der eigentlichen Donauquelle, der Quelle der Breg, begonnen wie ich 2017 auch und wir sind uns auch einig, dass die Bregquelle als die eigentliche Donauquelle angesehen werden muss.

Nachdem alle eingestiegen sind legt die Fähre pünktlich ab. Ich versuche ein Video von der Tour zu drehen, was mir auch gelingt, wobei man deutlich sehen kann, dass ich noch kein geübter Filmer bin. Zunächst aber einige Informationen zur Weltenburger Enge. Die Bezeichnung „Donaudurchbruch“ für die Weltenburger Enge trifft geologisch gesehen nicht zu, da das Tal bereits im Eiszeitalter von mehreren Donaunebenflüssen, dem sogenannten Urlech, größtenteils ausgeräumt wurde. Diese hatten sich im Wege der rückschreitenden Erosion bergwärts vorgearbeitet und schufen vor rund 80.000 Jahren das heutige Bett der Donau. Das ursprüngliche Tal der Donau war das heutige untere Altmühltal. Erst seit der vorletzten Kaltzeit, der Riß-Kaltzeit, änderte die ursprünglich weiter nördlich entlang der Linie Wellheim – Dollnstein – Eichstätt – Beilngries – Riedenburg fließende Urdonau („Altmühldonau“) ihren Lauf und nutzte nunmehr die Rinne der schon bestehenden Weltenburger Enge; die Donau ist also hier nicht selbst durchgebrochen. Bei der Untersuchung der Schotterterrassen stellte man fest, dass die Donau hier nur die untersten 10–15 m ausschürfte, während die kleineren Nebenflüsse vorher schon ein Tal von 180 m Tiefe eingegraben hatten. Das ist wohl auch der Grund, warum man hier offiziell nicht vom Donaudurchbruch, sondern von der Weltenburger Enge spricht. Freilich mag das primär für Geologen von substanziellem Interesse sein und nicht für die Tausenden Touristen, die hier jährlich durchfahren.

Das Durchbruchstal hat eine Länge bis Kelheim von etwa 5,5 Kilometern und wird von bis zu 80 m hohen Felswänden begrenzt, in denen zahlreiche kleinere Höhlen liegen. Zwischen der sogenannten Stillen und der Langen Wand verengt sich der Strom bis auf 110 Meter und erreicht eine Wassertiefe von 20 m. Die Kalkstein-Formationen tragen phantasiereiche Namen wie Die drei feindlichen BrüderRäuberfelsenKuchelfelsenVersteinerte JungfrauBayerischer LöweBischofsmützeZwei Sich-KüssendeRömerfelsenPeter und PaulBienenhaus (ein Stein mit Höhlungen wie Bienenwaben), Napoleons Reisekoffer (den er nach einer Sage beim Rückzug vergessen haben soll). Ich konnte sie leider nicht auseinanderhalten.

Im Gegensatz zu der enormen Wassertiefe an der Stelle des eigentlichen Durchbruchs befindet sich etwa auf halber Strecke zwischen Kelheim und Weltenburg ein wenig auffälliger Bereich, die sogenannte Wipfelsfurt. Hier ist die seichteste Stelle der Donau zwischen Ingolstadt und Regensburg. Der Durchmesser dieses Talkessels beträgt etwa 500 Meter und wird südöstlich durch die Donau begrenzt. Der Fluss kann sich hier breiter ausdehnen als im Donaudurchbruch und ist daher nicht so tief. Bei Niedrigwasser bestand hier früher eine Furtmöglichkeit. Das Gebiet entstand möglicherweise als Folge eines Meteoriteneinschlags beim Ries-Ereignis vor 15 Millionen Jahren. Ein entstandener Riss könnte der Anfang des heutigen Donaudurchbruches gewesen sein.

Stromabwärts vor Kelheim befindet sich das Klösterl, ein auf eine Einsiedelei von 1450 zurückgehendes ehemaliges Kloster, dessen 1603 neu erbaute Höhlenkirche mit natürlichem Felsdach im Inneren eine Besonderheit unter den europäischen Felsenkirchen darstellt. Seine Fresken sind stark beschädigt. In der Klause wurde 1880 die Gastwirtschaft „Klösterl“ eingerichtet, die seitdem mit Unterbrechungen bewirtschaftet wird. Kurz vor Kelheim kann man dann auf dem Michelsberg wieder die Befreiungshalle sehen.

Soviel als Kommentar zur Fahrt durch die Weltenburger Enge. Ich bin leider noch nicht soweit, solche Texte auf das Video zu sprechen. Deshalb wird die Fahrt durch die Weltenburger Enge wohl in aller Stille verlaufen.

 

Zum Abschluss ein schönes Luftbild der Weltenburger Enge, das ich dem Artikel bei Wikipedia über den Donaudurchbruch bei Weltenburg entnommen habe. (Carsten Steger, Luftbild des Donaudurchgangs bei Weltenburg. Carsten Steger-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0)). Oben links sieht man auch sehr schön die sogenannte Wipfelsfurt.

 

Mit dem Fahrrad von Kelheim nach Regensburg

Den Weg nach Regensburg will ich hier nicht intensiver beschreiben. Ich fahre die Strecke nur, um einen günstigen Ausgangsbahnhof für die morgige Rückfahrt nach Leipzig zu haben. Übernachten werde ich im Gästehaus der Katholischen Akademie. Nicht mehr ganz so vornehm wie in Eichstätt oder Weltenburg. Aber trotzdem eine gute und recht preiswerte Übernachtungsmöglichkeit für Regensburg.

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