Heute kein polnisches Frühstück. Ich bin in dem Hostel Selbstversorger. Immerhin hatte ich gestern Abend noch herausgefunden, dass keine 50 Meter von dem Hostel ein kleiner Laden sonntags ab 7 Uhr offen hat. So ging ich dort hin und erhielt auch zwei Beutel Nescafé für 1 Zsloty. Nun konnte ja nichts mehr schiefgehen. Die notwendigen Zutaten für das Müsli einschließlich des Fruchtjoghurts hatte ich dabei.
Gegen 9 Uhr kam ich los. Es war kühl und bedeckt, aber den Anorak hatte ich schon mal weggelassen und mich mit der Weste begnügt. Zunehmend wurde es auch wärmer und die Wolkendecke riss auf. Der Abend war schon wieder sonnig. Die Fahrt war wieder nicht besonders aufregend. Allerdings sorgten die Hügel doch für zäheres Fahren als ich gedacht hatte. In der Mitte der Tour verließ ich dann die Woiwodschaft Ermland-Masuren und kam in die Woiwodschaft Kujawsko-pomorski (Kujawien-Pommern). Die Bevölkerungsdichte nimmt schon im Ermland zu, was einem an den nun immer häufigeren Ortschaften und deren Größe auffällt. In kujawsko-pomerski steigt sie auf 115 Einwohner pro Quadratkilometer, erreicht also schon fast den Durchschnitt von Polen. Immerhin liegen in dieser Woiwodschaft mit Bydgoszcz (Bromberg), Thorun (Thorn), Wloclawek (Leslau), Grudziadz (Graudenz) vier Städte mit über 100 Tsd. Einwohnern. Dominierend ist in der Gegend, durch die ich fahre, die Landwirtschaft, sowohl die Weide- als auch die Getreidewirtschaft. Die Wälder werden weniger.
Überrascht war ich als ich dann Felder mit Tabak und Gerüste sah, an denen die Tabakblätter getrocknet wurden. Angeblich soll der Tabakanbau in Polen durch Preußen inspiriert worden sein. So brachten die Hugenotten wohl den Tabakanbau nach Preußen. Historisch war das Gebiet, durch das ich jetzt fahre, seit 1772 preußisch. Die Nachbarmächte Russland, Preußen und Österreich teilten den Doppelstaat Polen-Litauen unter sich auf, so dass bis zum Ende des ersten Weltkrieges kein eigenständiger polnischer Staat mehr existierte. Wahrscheinlich auch eine Ursache für den nun doch wieder aufflammenden Nationalismus in Polen. Überhaupt musste dieses Kulmerland, durch das ich nun fahre, mehrmals seine Staatszugehörigkeit wechseln.
Mein heutiges Ziel ist Grudziadz (Graudenz) an der Weichsel. Die Stadt ist vor allem für ihr schönes Panorama an der Weichsel mit den Speichern der Altstadt sehenswert. Nachdem ich im Hotel City eingecheckt hatte, machte ich noch einen Spaziergang an die Weichsel und durch die Altstadt. Die Sonne hatte die Wolken inzwischen vertrieben und schien vom Westen auf die Altstadtsilhouette. So gelangen doch einige schöne Fotos. Die Müdigkeit trieb mich dann aber doch bald ins Hotel zurück.
Tagesdaten: 74,41 Km; 05:53:04 Std. Fz.; 12.64 Km/h; 425 Hm
- Noch mal der Blick auf die drei Sehenswürdigkeiten von Ilawa: Die Stadthale, die Kirche St. Marien und das Rathaus
- In Polen wird sehr viel auch neu gebaut. Neue Wohnhäuser in Ilawa
- Enfamilienhäuser werden offensichtlich zum frühestmöglichen Zeitpunkt bezogen. Ich vermute mit den ungesicherten Balkonen wäre das bei uns nicht möglich
- Auch dieses Haus ist schon bezogen
- Kein Rennpferd
- Die Kirchen werden voll an diesem Sonntagmorgen. Die Frauen sportlich elegant gekleidet, die Männer eher leger.
- Tabakplantage
- Tabakblüten
- Woiwodschaftsgrenze
- In Polen gibt es auch viele neue Kirchen. Dass war wohl ein Bauboom nach der Papstwahl. Hier die Kirche in Swiecie nad Osa
- Kirche in Gruta
- Ich weiß gar nicht wie der Fachausdruck dafür ist, aber solche Heiligenfiguren,-bildnisse oder -altäre findet man in Polen fast an jeder Straßenecke
- Einer der Hauptplätze von Grudziadz am Rande der Altstadt
- Stadtbefestigungsanlöagen
- Das Wassertor als Zugang zur Altstadt und das Benediktinerinnenkloster
- Die Weichsel. Die beiden jungen Fahrradfahrer da unten sind ein Pärchen aus der Gegend von Stuttgart/Tübingen. Sie sind bestenfalls um die 30 und haben sich eine längere Auszeit genommen, um Europa mit dem Fahrrad zu erkunden. Nachdem sie schon in Poirtugal waren, wollen sie nun bis hinauf nach Norwegen.
- Das Altstadtpanorama von der Weichsel aus gesehen
- Die Franz-Xaver-Kirche des Jesuitenkollegs und Blick auf die St.-Nikolaus Stadtkirche
- Auch hier Nikolaus Kopernikus
- Der Marktplatz
- Der Blick vom Marktplatz auf die St.-Nikolaus-Stadtkirche
- Häuserzeile am Rande der Altstadt