14. Tag: (4. Juli 2024) – Fahrt nach Mzcheta und zurück nach Tiflis

Stadtrundgang in Kutaissi

Unser letzter Tag in Georgien. Morgen geht es dann sehr früh wieder zurück nach Deutschland. Heute haben wir aber noch einmal ein volles Programm und 250 Kilometer bis Tiflis.  Am Morgen machen wir nach dem Frühstück einen kurzen Stadtrundgang durch Kutaissi. Die Temperaturen sind wieder merklich angestiegen. Heute soll das Thermometer auf 35 Grad steigen und schon am Morgen sind 26 Grad erreicht. Kutaissi ist mit etwa 134  Tsd. Einwohnern die drittgrößte Stadt Georgiens und Hauptstadt der Region Imeretien und dehnt sich über 60 km² aus. Sie liegt in der Kolchischen Tiefebene am Ufer des Rioni und ist das wirtschaftliche, industrielle und kulturelle Zentrum West-Georgiens. Das mittelalterliche Stadtbild ist noch heute zum Teil sichtbar. Zu den Sehenswürdigkeiten zählt die Bagrati-Kathedrale, 1003 vom georgischen König Bagrat III. erbaut und vom türkischen Sultan 1696 gesprengt, aber nach 2010 erneut rekonstruiert wurde. Mangels staatlicher Mittel sind verschiedene historische Sehenswürdigkeiten Kutaissis baufällig. Die im 18. Jahrhundert erbaute Weiße Brücke über den Rioni-Fluss musste im Juni 2004 wegen Einsturzgefahr für Fahrzeuge geschlossen werden, was sie für Touristen aber auch insgesamt attraktiver macht. Die Georgier nennen Kutaissi auch die Stadt der Rosen und des Mai. Nun, da wir erst im Juli hier sind, können wir das natürlich nicht mehr beurteilen.

 

Besuch der Bagrati-Kathedrale

Nach dem Stadtrundgang holt uns Chibo am Stadttheater ab und wir fahren hoch zur Bagrati-Kathedrale, der Kirche des Entschlafens der hochheiligen Gottesgebärerin wie sie offiziell genannt wird. Sie wurde am Anfang des 11. Jahrhunderts unter der Herrschaft des Königs Bagrat III. (reg. 978–1014) erbaut. Auf der Nordwand befindet sich eine Inschrift, die über die Fertigstellung der Kirche im Jahre 1003 berichtet. Die Kirche wurde 1692 von den Osmanen, die das Königreich Imeretien überfallen hatten, verwüstet und gesprengt, wobei die Kuppel und die Decken einstürzten.

Die Kathedrale wurde mittlerweile vollständig rekonstruiert, verlor dadurch aber ihre Eintragung in der UNESCO-Welterbeliste, nur weil ein kleiner aber unscheinbarer Teil in Stahl und Glas gebaut wurde. Wir besuchen das eindrucksvolle Bauwerk nach unserem Stadtrundgang. Nahe der Kirche liegen noch die Ruinen der Stadtfestung und des Königspalastes. Nach  wie vor zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört die Klosteranlage Gelati unweit der Stadt. Sie ist aber zur Zeit geschlossen, weshalb wir ihren Besuch durch eine Spaziergang durch die Stadt ersetzt haben. Nach der Besichtigung der Kathedrale geht die Fahrt los in Richtung Tiflis.

 

Besuch der Swetizchoweli-Kathedrale in Mzechta

Nach einem wunderbarem Mittagsimbiss auf der Strecke, halten wir schließlich in Mzechta. Sie ist die Hauptstadt der Region Mzcheta-Mtianeti im Osten Georgiens. Mzcheta ist heute ein religiöses Zentrum des Landes. Mzcheta hat 7940 Einwohner (2014) und liegt nur wenige Kilometer nördlich von Tbilisi am Zusammenfluss der Flüsse Kura und Aragwi am Großen Kaukasus. Archäologische Forschungen wie die am Gräberfeld von Samtavro belegen, dass die Stadt seit über 3000 Jahren existiert. Fast 1000 Jahre bis zum 6. Jahrhundert war Mzcheta Hauptstadt des iberischen Reichs, das neben den Königreichen Kolchis an der Schwarzmeerküste und Kartlien ein Vorgängerstaat des heutigen Georgien ist. Sie liegt an der Verbindung zwischen Kaspischem und Schwarzem Meer an der Seidenstraße.

In Mzcheta und seiner Umgebung gibt es zahlreiche wertvolle Kulturdenkmäler. Einige gehören zum UNESCO-Welterbe. Unter ihnen befindet sich die mittelalterliche Swetizchoweli-Kathedrale („Lebenspendende Säule“). Die Kathedrale war über mehrere Jahrhunderte die Krönungs- und Begräbniskirche der georgischen Monarchen und zugleich die Hauptkirche der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche. Heute ist sie der Sitz des Erzbischofs von Mzcheta und Tiflis, der zugleich der Katholikos-Patriarch von Georgien ist. Sie ist die zweitgrößte georgische Kirche nach der Dreieinigkeits-Kathedrale in Tiflis.

Es heißt, die Heilige Nino habe den Zusammenfluss von Kura und Aragwi als Platz für die erste Kirche in Georgien ausgewählt und dabei auf eine alte Erzählung zurückgegriffen. Danach reiste ein aus Mzcheta stammender georgischer Jude namens Elias nach Jerusalem, um im Prozess gegen Christus für ihn zu sprechen. Doch er kam zu spät, erlebte nur noch die Kreuzigung. Am Hügel Golgatha soll er einem römischen Soldaten dessen Gewand abgekauft und es nach Georgien gebracht haben. Daheim in Mzcheta hätte seine Schwester Sidonia es an sich gedrückt und sei sofort gestorben. Weil man das Gewand nicht aus ihrer Umklammerung habe reißen können, sei sie mit ihm begraben worden. Auf ihrem Grab sei später eine riesige Zeder gewachsen. Die Heilige Nino soll angeordnet haben, die Zeder zu fällen und über dem Grab die Kirche zu bauen. Aus dem Zedernholz sollte eine Säule für den Kirchenbau entstehen. Doch die Säule ließ sich nicht aufrichten. Nino soll eine ganze Nacht gebetet haben, dann sei ein Engel in einem hellen Licht erschienen, der die Arme hob. Darauf habe sich die Säule aufgerichtet, sei zur Erde gesunken und der Bau konnte vollendet werden. Später soll die Zedernsäule eine heilige Flüssigkeit produziert haben, die Menschen von allen Krankheiten heilen konnte. Die Legende gab der Kathedrale ihren Namen: Sweti zchoweli heißt „lebenspendende Säule“.

Der Platz des Grabes von Sidonia ist in der Kathedrale markiert. Ein Bild von Michail Sabinin rechts vom Kathedralen-Eingang zeigt die schwebende siebente Säule: Sidonia und ein Engel heben sie in den Himmel. Im Vordergrund steht die Heilige Nino mit König Mirian III. zu ihrer Rechten, seine Frau Nana zu ihrer Linken, dahinter zahlreiche Heilige Georgiens, darüber im geöffneten Himmel Christus im Strahlenkranz. Als Hauptreliquie wird in ihr ein Gewand Christi („Heiliger Rock“) verehrt. Die jetzige Kirche mit Emporen und einer hohen Kuppel auf vier wuchtigen Pfeilern wurde 1010 bis 1029 erbaut. Sie ersetzte die zerstörte Basilika aus dem 5. Jahrhundert, die eine kleine dreischiffige Kirche fast quadratischen Zuschnitts war. Lange Zeit hindurch war die neue Kathedrale die Begräbnisstätte der georgischen Könige aus der Dynastie der Bagratiden. Von Timur Lang (1336-1405), einem zentralasiatischer Militärführer eines in Samarkand ansässigen turko-mongolischen Stammesverbands und Eroberer am Ende des 14. Jahrhunderts, zerstört, wurde sie im 15. Jahrhundert wieder aufgebaut.

Auch ein Relief an der äußeren Nordmauer der Kathedrale ist von einer Legende umwoben. Es zeigt einen rechten Arm, der einen Meißel, das Symbol der Steinmetze, hält. Eine Inschrift lautet: „Die Hand von Arsukidse, Knecht Gottes, möge ihm vergeben werden.“ Eine Inschrift an der Ostmauer soll belegen, dass der Architekt die Vollendung seines Bauwerks nicht mehr erlebte: „Diese heilige Kirche wurde von der Hand seines erbärmlichen Dieners Arsukidse errichtet. Möge seine Seele Frieden finden, oh Meister.“ Der Dichter Konstantine Gamsachurdia hat in seinem Roman Die Hand des großen Meisters an diese Legende angeknüpft. Er schrieb, ein königlicher Wesir, der Ardsukidse die Baukunst gelehrt habe, wäre beim Anblick des Baus derart eifersüchtig auf seinen Schüler geworden, dass er seinen Einfluss beim König geltend machte, um ihm die rechte Hand abschneiden zu lassen.

 

Die Kreuzkuppelkirche im Dschwari-Kloster („Kreuzkloster“) 

Nach dem Besuch der Kathedrale geht es nun weiter hinauf auf einem Vorsprung des Sagurami-Bergrückens, auf der anderen Seite des Aragwi-Flusses, wo sich sich Georgiens älteste Kreuzkuppelkirche im Dschwari-Kloster („Kreuzkloster“) erhebt. Vom Kloster ist nicht mehr viel zu sehen, dagegen sieht man die Kirche schon aus weiter Entfernung. Sie wurde 586 bis 604 an einer Stelle errichtet, wo der Überlieferung nach die Heilige Nino ein großes Holzkreuz errichtet hat. Nach der Überlieferung hatte die heilige Nino, die das Christentum nach Georgien gebracht haben soll, schon im 4. Jahrhundert an der heutigen Stelle des Klosters ein Kreuz errichten lassen. Eine erste kleinere Kirche wurde im Jahr 545 unter dem regierenden Fürsten Guaram I. Kuropalat erbaut. Diese Kirche ist heute nur noch als Ruine nördlich der heutigen Kirche erhalten geblieben. Unter Guarams Nachfolgern, Stefanos I. und Adarnase I. Patrikios, wurde die heutige größere, daneben gelegene Kirche zwischen 586 und 605 erbaut. Diese Kirche ist 25 m hoch, 20,2 m lang und 16,5 m breit. Durch die exponierte Lage hoch über der Stadt Mzcheta am Zusammenfluss der beiden Flüsse Aragwi und Kura (Mtkwari) ist sie weithin sichtbar. Dschwari diente als Modellkirche für viele andere Kirchen der Region. Unweit der Abfahrt zur Dschwari-Kirche sieht man links den Staudamm des Kraftwerks von Semo-Awtschali, das 1927 am Zusammenfluss von Aragwi und Kura errichtet wurde.

 

Zum Schluss kehren wir noch im Weingut Napheri zum Abendessen und einer letzten Weinprobe ein. Es ist ein wirklich gelungener Abschluss. Der Weinbesitzer, von der Profession her eigentlich Jurist, widmet sich nunmehr seit etwa sechs Jahren dem Weinbau. Er scheint insbesondere die traditionelle georgische Art der Weingärung in den Tonfässern, den Kweris,  zu pflegen, die wir ja inzwischen schon kennengelernt haben. Nachdem er uns sein Gut gezeigt und erklärt hat, dürfen wir noch ein letztes Supra zu uns nehmen und dazu seinen Wein verköstigen. Mir mundet auch hier wieder der Amber Dry, also der bernsteinfarbene trockene Weißwein, am besten. Das Supra haben uns seine Frau und seine Mutter zubereitet, die wohl mit im Haus lebt. Wenn ich es richtig verstanden habe, lebt die Familie nur im Sommer hier draußen und im Winter in Tiflis. Das Ehepaar hat übrigens sechs Kinder, die auch hier im Garten herumwuseln und immer mal schauen, was das für merkwürdige Gäste sind, die sie hier besuchen.

Als die Supra und auch die Weinprobe sich dem Ende zu neigen, heißt es für uns, sich offiziell insbesondere von unserem Reiseleiter Giorgi und unserem Fahrer Chibo zu verabschieden. Wir haben die letzten beiden Tage gesammelt und da wir mit Artur einen ehrenamtlichen Bürgermeister unter uns haben, darf/muss er die Dankesrede auf die beiden halten. Er macht das sehr gut und würdigt die beiden für ihr Engagement, ihre Empathie und Verlässlichkeit. Danach wird jedem der Umschlag mit dem gesammelten Trinkgeld ausgehändigt. Ich bin sicher, dass die Einkünfte bei fast allen Reiseleitern, die wir bisher kennengelernt haben, ein wichtiges Zubrot sind.

Als wir dies erledigt haben, greift unser Gastgeber zu seiner Panduri, ein spatenförmiges Zupfinstrument mit drei Saiten und singt für uns noch einige georgische Lieder. Wir versuchen mit deutschen Liedern zu antworten, was aber nicht an die Qualität der Darbietungen des Gastgebers heranreicht. Gegen 20:30 Uhr brechen wir dann auf, weil wir ja schon mitten in der Nacht aufbrechen müssen und noch eine Stunde bis zu unserem bereits bekannten Hotel in Tiflis fahren müssen. Als wir gegen 21:00 Uhr in unserem FOLK Hotel ankommen, verabschieden wir uns von Giorgi, der nun endlich für zwei Tage zu seiner Frau uns seiner Tochter heimkehren kann, die auch hier in Tiflis wohnen. Ab Sonntag dann hat er wohl schon wieder die nächste Gruppe zu betreuen. Chibo bleibt uns noch eine Weile erhalten, um 2:30 Uhr wird er uns zum Flughafen fahren. So heißt es nun den Wecker auf 2:00 zu stellen, möglichst wenig auszupacken und möglichst schnell einzuschlafen.

 

 

Fahrzeit: ca. 04:00 Std. | Fahrstrecke: ca. 250 km | Unterkunft: FOLK Boutique Hotel in Tiflis | Verpflegung: F, M, A

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