15. Tag: (5. Juli 2024) – Rückreise und Gesamteindruck unserer Reise nach Georgien

Um 2 Uhr morgens klingelt der Wecker. Wir haben zwar beide gut geschlafen, aber etwas mehr als vier Stunden sind natürlich nicht genug gewesen. Wir packen schnell unsere Sachen zusammen und stehen pünktlich um 2:30 Uhr unten im Foyer des Hotels. Kurz darauf fährt auch schon Chibo mit dem Bus vor. Er packt in gewohnter Akkuratesse die zwölf sehr unterschiedlichen Gepäckstücke ein. Dann sind wir auch schon auf dem Weg zum Flughafen. Am Flughafen verabschieden sich alle mit Umarmungen von Chibo und dann sind wir wieder auf uns allein gestellt. Das Einchecken und die Abfertigung durch die Sicherheitsschleusen und schließlich die Passkontrolle verlaufen zügig und in kleineren Gruppen spazieren wir nun zu unserem Gate, wo wir noch fast zwei Stunden auf den Abflug warten müssen.

Das Boarding erfolgt dann etwas verspätet, wir heben aber dennoch fast pünktlich in Tiflis ab und der Flug verläuft ausgesprochen ruhig, auch wenn weder bei Heidrun noch bei mir auf Flügen an Schlaf zu denken ist. Bestenfalls dösen wir gelegentlich ein wenig ein. Das Flugzeug landet dann pünktlich kurz nach 7 Uhr auf dem Franz-Josef-Strauß Flughafen bei München. Auch hier ist alles gut organisiert. Wir brauchen etwa 10 Minuten zur Gepäckausgabe und etwa 5 Minuten, nachdem das Förderband angelaufen ist, können Heidrun und ich unsere Koffer  bzw. Taschen vom Band nehmen. Wir verabschieden uns noch herzlich von unseren Mitreisenden und eilen zur S-Bahn, die uns in 45 Minuten zum Münchner Hbf. bringen soll. Wenn das klappt könnten wir sogar noch zwei Stunden früher als geplant mit unserem rail&fly Ticket nach Leipzig fahren. Leider hat die S-Bahn dann doch drei Minuten Verspätung, so dass wir den ICE nur noch abfahren sehen.

Wir nehmen es gelassen, verstauen erst unsere beiden 20 Kg Koffer für sechs EURO in einem ausreichend großen Gepäckfach und schauen uns erst einmal nach einer Frühstücksmöglichkeit um. Verkaufsstände von Bäckereien gibt es genug und sie bieten auch das an, was wir suchen. Heidrun möchte natürlich gerne wegen ihres noch immer geschwollenen Fußes sitzen. Das ist zur Zeit auf dem Münchner Hauptbahnhof schwierig, weil hier inzwischen seit mehreren Jahre gebaut wird. Wir versuchen es dann in der riesigen Unterführung die vom Hauptbahnhof bis weit in die Stadt führt. Auch dort finden sich viele Bäckereistände und schließlich finden wir auch einen von Richart mit zumindest Bartischen und Hocker. Hier lassen wir es uns dann erst einmal gut gehen, trinken Café, essen ein belegtes Brötchen und freuen uns hernach noch an einem Kuchen.

Nachdem wir uns so eine Stunde gestärkt haben gehen wir zurück zum Hauptbahnhof und stellen fest, dass unser Zug, der hier in München eingesetzt wird, schon auf dem Bahnsteig bereit gestellt ist. Wir holen also unser Gepäck und als wir zum Bahnsteig kommen, öffnen sich auch die Türen bereits eine halbe Stunde vor Abfahrt. So können wir uns in Ruhe auf unseren reservierten Plätzen einrichten und unser Gepäck verstauen. Über die Fahrt nach Leipzig gibt es nicht viel zu berichten. Die Fahrt dauert inzwischen nach der Fertigstellung der ICE Strecke planmäßig nur 3:20 Stunden mit Stopps lediglich in Nürnberg, Erlangen, Bamberg und Erfurt und zu unserer Verwunderung kommt der Zug sogar um 14:10 Uhr auf die Minute pünktlich in Leipzig an. Nun geht es noch mit der Straßenbahn nach Hause und damit ist unsere Georgienreise zu Ende und jeder von uns widmet sich erst einmal in seiner Wohnung um das Auspacken und Wäschewaschen.

Vielleicht abschließend eine kleine Einschätzung unserer Reise und Georgiens. Zunächst einmal war die Reise sehr gut organisiert, mit einem attraktiven Angebot an Wanderungen und Sehenswürdigkeiten, mit einem hervorragenden Reiseleiter Giorgi und einem Fahrer Chibo, der uns sicher, zuverlässig, hilfsbereit  und zugewandt, den Frauen noch etwas mehr als den Männern, trotz zahlreicher Herausforderungen auf den Straßen des Landes durch Georgien transportiert hat. Insofern können wir das Angebot von Hauser Exkursionen nur loben.

Faszinierend ist die Landschaft Georgiens, dass zu 85 Prozent aus Gebirgen besteht und einige Berge die 5.000 Meter übertreffen. Aber auch ansonsten hat Georgien einiges zu bieten. So hat es wohl die weltweit älteste Weinanbautradition.  Der Quevri-Wein wird vorwiegend in der Region Kachetien angebaut wie wir gesehen haben und gärt im Maischeverfahren in Amphoren, die im Boden eingegraben sind. 2013 wurde diese spezielle Methode in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Im 20. Jahrhundert konzentrierte sich die Wirtschaft Georgiens auf den Tourismus im Kaukasus und am Schwarzen Meer, den Anbau von Zitrusfrüchten, Weintrauben und Tee sowie den Abbau von Steinkohle, Mangan und Kupfer. Im Westen wurden Rinder, im Osten Schafe gezüchtet. Es gab einen kleinen industriellen Sektor, der Metalle, Maschinen, Chemikalien und Textilien produzierte.

Die Zeit des Wandels nach 1990 brachte Georgien aber in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten, die auf Grund der stets politisch unruhigen Lage bis heute immer wieder von Auf-und Abschwüngen begleitet sind. Über den weiteren Weg Georgiens wird sicher auch die Parlamentswahl am 26. Oktober 2024 entscheiden. Hier wird es darum gehen, ob Georgien den Weg eher in Richtung Europa gehen möchte oder sich doch wieder an Russland annähern wird, wie es in den letzten Wochen seit der Verabschiedung des Gesetzes zur Einführung eines Registers für „ausländische Agenten“, das als Analogie zum Gesetz über „ausländische Agenten“ in Russland kritisiert wird und heftige Proteste und Demonstrationen auslöste. Die ganze Komplexität der Probleme in Georgien kann man sehr gut in einem Artikel bei Wikipedia nachlesen, auf den ich hier verweisen möchte.   Georgien – Wikipedia

Dabei möchte ich es fürs Erste belassen und mit einer interessanten Einschätzung des amerikanischen Schriftstellers John Steinbeck enden, der wohl 1947 zusammen mit dem Fotografen Frank Cappa eine Reise durch Russland unternahm und über die Einschätzung der Russen zu Georgien folgendes niederschrieb:

„Wo wir auch in Russland waren, stets fiel der magische Name Georgien. Menschen, die niemals dort gewesen waren und die wahrscheinlich niemals würden dorthin gehen können, sprachen von Georgien mit einer Art Sehnsucht und mit großer Bewunderung. In ihren Erzählungen waren die Georgier Übermenschen, große Trinker, große Tänzer, große Musiker, große Arbeiter und Liebhaber. Und sie sprachen von dem im Kaukasus und am Schwarzen Meer gelegenen Land als einer Art zweiter Himmel. Wir begannen tatsächlich zu glauben, dass die meisten Russen hoffen, wenn sie ein sehr anständiges und tugendhaftes Leben führten, kämen sie nach dem Tod nicht in den Himmel, sondern nach Georgien.“ (Aus John Steinbeck/Frank Cappa, Die Russische Reise)

Fahrzeit: ca. 00:30 Std. | Fahrstrecke: ca. 25 km

Ein Kommentar

  • Regina Sakowitz sagt:

    Lieber Wolfgang und liebe Heidrun, willkommen wieder zu Hause. Herzlichen Dank für die sehr ausführlichen Reiseberichte und tollen Fotos.
    Gute Besserung für Heidrun’s Fuß und liebe Grüße von Regina und Gerhard

Schreibe eine Antwort

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.