59. Tag: 31.05.2017 Mohács – Kopacevo

Heute wird es wieder warm. Nach einem guten Frühstück verlasse ich das Pannon Hotel in Mohács bereits um 8 Uhr. Ich möchte natürlich möglichst viele Kilometer vor der großen Hitze machen. Der Weg hat keine besonderen Herausforderungen. Zwei Dinge stehen auf meiner gedanklichen Liste zum Anschauen. Zum einen einige Kilometer hinter Mohács der Historische Gedenkpark an die Schlacht von 1526, in dem 120 Holzpfähle an die 26.000 gefallenen Ungarn erinnern. Allerdings ist eine Busladung voll lärmender Schüler gerade angekommen, so dass nach kurzer Orientierung wieder die Flucht ergreife. Weiter geht es durch eine flache Ebene, die landwirtschaftlich genutzt wird. Nach 20 Kilometern dann die Grenze nach Kroatien. Es finden hier Grenzkontrollen statt und man sieht den Zaun mit dem widerlichen NATO Draht, den Ungarn errichtet hat. Die Abfertigung für Ausreisende ist aber unproblematisch. Ich muss aber bei den Kroaten meinen Personalausweis zeigen.

Zwischen Draz und Batina wird es hügeliger und bei einer Steigung steige ich zum ersten Mal seit langem wieder von Fahrrad und schiebe. Es war einfach schon zu heiß, um sich hier abzustrampeln. Hier in den Hügeln nimmt nun der Weinanbau zu. Bei Batina auf einem Hügel an der Donau ragt ein Mahnmal des 2. Weltkriegs in den Himmel empor. Das Mahnmal, wie der bikeline es nennt, ist aber doch wohl mehr ein martialisches Siegerdenkmal und erinnert an die „Schlacht von Betina“ vom 06. bis 29. November 1944, in der sowjetische und jugoslawische Verbände gemeinsam die deutschen Truppen besiegten. So hält die Heroe auf dem Denkmal wohl symbolisch dem Feind auch den roten Stern entgegen. Es soll wohl den Sieg des Sozialismus über den Faschismus symbolisieren.

Dort oben treffe ich übrigens Elis und Lukas, ein junges Pärchen aus Leverkusen, die auch von dort aus mit dem Fahrrad gestartet sind und auf jeden Fall noch bis Australien kommen wollen. Beide sind Biologen und wollen sich, bevor die berufliche Tätigkeit beginnt, noch mal eine Auszeit gönnen. Recht haben sie! Sie beteiligen sich wohl an verschiedenen Projekten, das nächst ist in Rumänien, haben dann dort freie Kost und Logis und wenn es gar nicht mehr finanziell weitergeht, wollen sie halt jobben. Sie reisen natürlich anders als ich, schlafen im Zelt oder sogar unter freiem Himmel. Elis ist heute total von Mücken zerstochen, weil wohl das Moskitonetz, dass sie über sich gespannt hatten, nicht die erhoffte Wirkung gezeigt hat. Auch sie haben übrigens eine Webseite, die ich unter meinen Links gerne weitergebe.

Danach fahre ich einen sehr steilen und teilweise mit Treppenstufen versehenen Weg nach Batina hinunter, wechsle meine restlichen Forint und einige Euros in kroatische Kunas und mache mich auf den Weg zum Naturpark Kopacki rit. Hier gibt es eine empfohlene Alternativroute zum Donauradweg. Kopacki rit gehört übrigens doch nicht zum Nationalpark Duna-Dráva, sondern grenzt nur an diesen ausschließlich in Ungarn gelegenen Nationalpark. Zum Kopacki rit gehören mehrere Flussarme und Seen in der Nähe der Donau, also in den Auenwäldern an der Donau. Es gilt als eines der größten und wichtigsten erhaltenen Sumpfgebiete Europas. Bis zu meinem heutigen Zielort Kopacevo sind in diesem Naturpark etwa 35 Kilometer zurückzulegen. Der Weg führt vornehmlich auf Deichen und ist entweder asphaltiert oder eine festgefahrene Schotterstrecke. Was beeindruckend war ist wieder die Stille. Aber auch sonst sind mir neben einem Wildschwein, was schnell reis aus nahm als es mich witterte, einer Schildkröte, vielen Vögeln und einem auf einem Motorrad patrouillierenden Grenzpolizisten und zum Schluss eine Kuhherde niemand begegnet. Der Polizist wollte nichts Dienstliches von mir, obwohl er mich zunächst auf Englisch ziemlich inquisitorisch fragte woher ich komme und wohin ich wolle. Das Ziel Black Sea macht immer gehörigen Eindruck. Er erzählte mir dann, dass er auch Leipzig kenne, weil er mit seiner Frau öfter seinen Schwager in Wolfsburg besuche, der bei VW arbeite.

Das einzig Unangenehme an meiner heutigen Tour war die Hitze. Die gefühlte Temperatur lag weit über 30 Grad, die tatsächliche mindestens bei 31 Grad. Meine Getränkevorräte schrumpften sehr schnell und ich kam gerade noch über die Ziellinie meines Quartieres hier in Kopacevo, wo Heidrun und ich vor einem halben Jahr schon mal zu Abend gegessen haben als wir das Kopacki rit von Osijek kommend, also von der anderen Seite, bis hierher erradelten. Das erste, was ich nach meiner Ankunft und nach dem Check in tat, über die ausgesprochen schottrige und holprige Dorfstraße zum einzigen „Supermarkt“ im Ort zu fahren, um schon einmal umfassende Getränkevorräte für morgen zu bunkern. Natürlich hätte ich das auch morgen erledigen können. Aber nicht nur wenn der Rotwein oder das Bier ausgegangen sind wird man nervös. Nein, ich wollte nach dieser Tour unbedingt genügend Wasser- und Apfelsaftvorräte griffbereit haben.

Tagesdaten: 93,23 km/07:05 Std. Fz/13,17 km/h/143 Hm aufwärts/130 Hm abwärts

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