Auch heute ein Tag, der nicht sehr aufregend verlief. Das Frühstück gab es wieder für 3 € und war entsprechend mager. Ansonsten war die Unterkunft aber sehr in Ordnung. Sogar das WLAN funktionierte hervorragend. Nach dem Frühstück schrieb ich meinen gestrigen Bericht, um damit die Zeit bis 10 Uhr zu überbrücken. Dann wollte ich mir nämlich noch zwei Kirchen hier in Sahagún anschauen. Es hat aber wenig Sinn, darauf zu hoffen, dass in Spanien, außer Bäckereien, etwas vor 10 Uhr geöffnet ist.
Als es denn soweit war packte ich wieder alles zusammen und fuhr zunächst zur Iglesia de San Lorenzo, eine Basilika aus dem 13. Jahrhundert, die als eine der am besten erhaltenen Mudéjar-Kirchen in Spanien gilt. Leider war sie geschlossen. Ich habe nicht herausbekommen warum und fuhr nach einigen Außenaufnahmen davon. Die zweite Kirche war die Iglesia de San Tirso. Auch sie war verschlossen. Es hing aber ein Zettel an der Tür, der darauf hindeutete, dass die Aufsicht nur mal eben kurz weg war. So machte ich erst einmal wieder ein paar Außenaufnahmen. Die Kirche ist aus dem 12. Jahrhundert und mischt romanische und maurische Stilelemente und soll die älteste dieser Art in Kastilien-León sein. Äußerlich gleicht sie sehr stark der Iglesia des San Lorenzo.
Was zeichnet nun diese maurischen Elemente, die Mudéjarstil genannt werden, aus? Im Mudéjarstil werden Materialien wie vor allem Ziegelstein sowie Bauformen und Dekor aus der islamischen Architektur wie Hufeisenbogen, Stalaktitgewölbe, Mauresken (Pflanzenornamente), Stuckornamente und Majolidekor mit dem Stilrepertoire der Romanik, der Gotik oder der Renaissance verbunden. So die sehr kursorische Beschreibung. Um es beurteilen zu können, muss man sich zunächst in Bildern einen Eindruck verschaffen.
Als ich gerade auch hier bei San Tirso resigniert davon fahren will, kommt eilig eine freundliche junge Dame angelaufen und öffnet mir die Kirche. Das Innere der Kirche gleicht mehr einem Museum und wird auch heute wohl so genutzt. Insbesondere der Chorbereich mit den drei Apsiden wir dem Mudéjarstil zugerechnet. Das liegt vor allem an der Ziegelsteinbautechnik, deren Herstellungs- und Verarbeitungstechnik vor allem die maurischen Mudéjares bzw. die von ihnen angelernten christlichen Bauleute beherrschten. Auf dieses Baumaterial griff man zurück, weil die Gegend natursteinarm ist.
Nachdem ich mich umgeschaut habe, mache ich mich auf den Weg, werfe vorher aber noch einen Blick auf die hinter San Tiro gelegene Ruine des Klosters San Benito. Was mir gut gefällt ist, dass man in den romanischen Ländern und insbesondere auch in Spanien solche Ruinen pflegt und sie nicht einfach platt macht wie es bei uns üblich wäre, wenn es sich nicht gerade um Burgruinen an abgelegenen Orten handelt.
Der Tag ist wieder sehr schön sonnig und heute wird auch schon recht warm. Die Strecke ist bei der Trockenheit in der Gegend aber doch recht staubig. Das merke ich dann abends beim Duschen, was man da so den Tag über an sich aufgesammelt hat und was sich mit der Sonnencreme zu einer klebrigen Paste verbunden hat. Das war gestern bereits so. Ansonsten ist der Weg angenehm und ich ziehe weiter mit den vielen Jakobspilgern in Richtung Westen. Die Orte auf dem Weg bieten wieder eine gute Infrastruktur um zu verweilen aber auch außerhalb der Orte sind jetzt eine große Zahl an Rastplätzen für die Pilger angelegt. Meistens findet man hier einen Wasserhahn für Trinkwasser und steinerne Tische und Bänke. Ich mache meine Mittagspause in einer Bar in dem größeren Ort Mansilla de las Mullas und genehmige mir wieder einen Kaffee mit Milch und ein großes Stück Baguette mit Serrano-Schinken und Käse.
Der Weg ist heute wieder weitgehend eben, nur kurz vor León muss man noch einmal etwa 100 Höhenmeter Steigung überwinden. Dann geht es runter in die Stadt, auf die man einen herrlichen Blick hat. Mein Hostal Bayón, wo ich von der freundlichen Betreiberin sehr hilfsbereit empfangen werde, liegt am Rande der Altstadt, also sehr zentral. Es ist wieder ein Wohnungshostel. Die Zimmer sind aber überwiegend mit Dusche und Waschbecken ausgestattet, so dass nur das WC eine Gemeinschaftseinrichtung ist. Marcel und Annika haben inzwischen schon ihre Ankunft in León gemeldet und besichtigen gerade die Kathedrale. Nachdem ich mir den Staub vom Körper geduscht habe und mich auch sonst für die zwei Tage, die ich hier bleibe, eingerichtet habe, mache ich mich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt. In erinem kleinen Lokal an der Rückseite der Kathedrale sitzen wir auf einem kleinen Platz und bestellen uns wieder ein Menue. Es ist etwas teurer als die letzten Tage und auch die Getränke sind nicht so umfassend mit enthalten, aber es ist immer noch sehr preiswert und völlig in Ordnung. Es ist wieder ein sehr angenehmer Abend mit den beiden. Da sie aber wohl etwas mitgenommen von den letzten beiden Abenden, wo sie sowohl mit mir und vorher auch noch mit anderen Deutschen, die sie getroffen hatten, den Abend länger verbracht haben als von ihnen gewohnt, sie stehen nämlich jeden Morgen bereits um sechs Uhr auf, beenden wir unser Treffen nach dem Abendessen und jeder zieht wieder seines Weges, nicht ohne uns zu versichern, dass wir im Kontakt bleiben wollen.
Tagesdaten: 58:94; 04:35:26 Std. Fz.; 12,84 Km/h; 293 Hm