Mein Frühstück im Hostel habe ich heute mit Ceralienbaguette und Schinken angereichert. Danach schreibe ich noch meinen Bericht über Burgos und gegen 11 Uhr geht es los. Heute liegen etwa 70 Kilometer vor mir. Mein Ziel ist der kleine Ort Frómista. Die Tour macht keinen sehr anspruchsvollen Eindruck, außer dass sie zum ersten Mal über weite Strecken mit dem Pilgerweg identisch und daher unbefestigt ist und dass selbst der bikeliner von einigen unangenehmen Steigungen spricht. Die ersten 10 Kilometer geht es aber zunächst auf einem gut ausgebauten Radweg entlang der N-120 hinaus aus Burgos.

Die Landschaft hier in Kastilien hat sich schon seit San Juan zunehmend verändert. Es ist eine Hochebene, die gelegentlich mal von tieferen Senken durchzogen ist. Bis Leon bewegt man sich aber auf einem konstanten Höhenprofil zwischen 750 und 950 Metern. Die meisten Orte liegen so um die 800 Meter hoch. Die Landschaft wird sehr karg, überall schimmert der grauweiße Kalkstein hervor und auch die Wälder werden weniger. Wirtschaftlich scheint hier der Getreideanbau im Vordergrund zu stehen. Viehwirtschaft ist kaum zu sehen.

Trotz der Kargheit bieten sich manchmal phantastische Blicke. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn man auf eine der weiten Senken zurückblicken kann. Nachdem ich vom Radweg entlang der N-120 abfahren muss, beginnt der Camino und damit der unbefestigte Weg. Erstaunlicherweise fährt es sich doch recht gut. Nun, es laufen ja genug Menschen drüber, so daß der Untergrund ziemlich fest ist und da es hier offensichtlich selten regnet, wird er auch nicht dadurch in Mitleidenschaft gezogen. Unangenehm wird es für mich als Radfahrer nur, wenn man den Weg frisch geschottert hat, was gottseidank nur auf kürzeren Abschnitten der Fall ist.

Auf dem Camino muss ich natürlich nun etwas Rücksicht auf die Fußpilger nehmen. Aber da die meisten allein vor sich hin trotten, muss ich mich nur bemerkbar machen, wenn sie zu Dritt nebeneinandergehen. Es ist übrigens nicht so, dass man mit vielen Menschen auf dem Camino ins Gespräch kommt. Meistens ist doch jeder mit sich selbst beschäftigt und manche sehen schon ganz schön mitgenommen aus. Interessant ist wieder wie viele Asiaten unterwegs sind und auch die Brasilianer sind eine der größeren Gruppen, die hier entlangwandern.

Die Orte, durch die ich fahre, sind inzwischen weitgehend auf die Pilger und den Camino ausgerichtet. Manchmal hat man den Eindruck, der Camino ist für den Ort der einzige wirtschaftliche Faktor. Fas in jedem kleinen Ort gibt es Dutzende kleiner Albergues und Bars und wie gesagt, trotz der recht spärlichen Besiedlung, verhungern kann man auf dem Camino eigentlich nicht. Die größeren Orte auf meiner heutigen Etappe sind Tardajos und Castrojeriz. Beide haben aber auch lediglich 700 bis 800 Einwohner. Besonders malerisch liegt der Ort Castrojeriz mit der schönen alten romanischen Stiftskirche Nuestra Señora del Manzano und der über dem Ort thronenden Burgruine eines alten Kastells.

Drei Anstiege von 100 bis 150 Metern habe ich heute zu bewältigen. Die ersten beiden sind relativ unproblematisch, wenn auch die beiden sehr steilen Abfahrten auf Schotter natürlich nicht unbedingt angenehm sind. Sehr unangenehm ist allerdings die letzte Steigung hinter Castrojeriz hinauf zur Höhe des Mostelares. Hier geht es bis zu 20 Prozent aufwärts und dann auch wieder abwärts. Das ist selbst zum Schieben eine Strapaze. Allerdings wird man mit einem unwahrscheinlichen Blick auf die Ebene und zurück auf Castrojeriz belohnt. Leider ist der Blick so mit Fotos kaum festzuhalten.

Gegen 18:30 erreiche ich dann den kleinen Ort Frómista. Er steht ebenfalls ganz im Zeichen des Camino. An meinem gebuchten Hostel fahre ich erst einmal vorbei, weil das Schild mit dem Namen El Apostel für mich zu klein ist, ich es also übersehe. Merkwürdigerweise fängt mich dann ein Reiter auf einem Pferd ein und geleitet mich hoch zu Ross zu dem Hostel. Woher er wusste, wohin ich will, weiß ich nicht. War mir aber auch in dem Moment egal. Das Hostel ist einfach, sauber und sehr preisgünstig. Ich habe ein Zimmer mit eigenem Bad für mich. Im Hostel ist auch ein Restaurant, in dem ich dann mein Abendessen einnehme. Das war dann das Highlight des heutigen Tages. Für 10 € gab es ein akzeptables Drei-Gänge-Menue, eine Flasche Rotwein und eine Flasche Wasser. Das war doch ein guter Tagesabschluss!

Tagesdaten: 71,65 Km; 05:55:07 Std. Fz.; 12,10 Km/h; 547 Hm

Ein Kommentar

  • Dr. Heribert Rumpler sagt:

    Sehr schöne Beschreibung und Bilder ! Wir wünschen dir weiterhin gutes Wetter und gute Kondition, sowie leckeres Abendessen ! Susanne und Heribert

Schreibe eine Antwort

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.