5. Tag (11. Oktober 2019): Felszeichnungen und Besuch einer Rooibos-Plantage

Nach einem ausgezeichneten Frühstück in unserem Blommenberg Guest House stehen heute zwei Ausflüge auf dem Programm. Zunächst geht es in die Cederberge, wo es historische Felszeichnungen gibt, die den San zugeschrieben werden. Der Begriff der San bezeichnet eine Reihe ethnischer Gruppen im südlichen Afrika. Sie lebten ursprünglich als reine Jäger und Sammler. Sie sind das älteste Volk Afrikas und werden auch als Buschmänner bezeichnet.

Wir fahren zum Ausgangspunkt einer Wanderung zu den Höhlen mit den Felszeichnungen der San am Brandewynriver. Mitten in der Pampa gelangt man hier zum Informationszentrum Travelers Rest (http://travellersrest.co.za) mit einem angeschlossenen kleinen Restaurant. Von hier aus führt der sogenannte Sevilla Rock Art Trail zwei bis drei Kilometer entlang dem Brandewynriver durch eine malerische rötliche Felslandschaft der Cederberge zu den 9 Höhlen mit Felszeichnungen der San. Hier findet man Bildnisse von Jägern, Tieren, Jagd-und Verarbeitungsszenen, aber auch eine Szene mit tanzenden Frauen. Der Weg ist relativ einfach zu gehen, auch wenn man gelegentlich felsiges Gelände überwinden muss. Anstrengend ist es dennoch, zumal die Temperaturen inzwischen die 30 Grad Marke überschritten haben.

Die Zeichnungen sind wohl zwischen 2000 und 4000 Jahre alt und stammen noch aus einer Zeit als die San das Land schon viele tausend Jahre alleine besiedelten. Aus anthropologischer Sicht sind die San Reste einer frühen afrikanischen Population des modernen Menschen, von der sich bei der Ausbreitung des Menschen aus Afrika nur eine kleine genetisch sehr homogene Population abspaltete. Das hinderte die Europäer, die im südlichen Afrika siedelten, freilich nicht daran die San ein ähnliches Schicksal erleiden zu lassen wie andere indigene Völker auf anderen Kontinenten. Sie gerieten zwischen die Fronten und wurden vertrieben, versklavt und auch verfolgt. Heute leben im gesamten südlichen Afrika nur noch etwa 100 Tsd. San. Die meisten arbeiten auf Farmen. Nur noch wenige leben noch auf traditionelle Art.

Nach unserer Rückkehr nehmen wir im Restaurant einen kleinen Imbiss zu uns und machen eine längere Rast. Danach geht es zu einem weiteren, wenn nicht dem Highlight der Cederberge. Die Cederberge sind nämlich weltweit das einzige Gebiet, in dem der Rooibos wächst, aus dem der gleichnamige Tee entsteht. Wir besuchen das Unternehmen Elandsberg Tea Processors (http://etea.co.za), das sich auf das Sieben, Pasteurisieren und Verpacken des Rooibos-Tees spezialisiert hat. Wir werden hier von Chris empfangen, einem 78 jährigen profunden Kenner des Rooibos und seiner Verarbeitung wie überhaupt der Vegetation in Südafrika. Er ist aber auch ein etwas skurriler Typ, von dem uns schon Butz berichtet hatte. Bei seinen Vorträgen duldet er keine Zwischenfragen und erklärt einem, dass er ohnehin alles erzählt. Wenn man sich nicht daran hält, kann er durchaus ungehalten werden. Er hält, leider nur auf Englisch, dezidierte Vorträge über die Verarbeitung des Rooibos und schweift dann auch noch in einen ausgedehnten Vortrag über die Fynbosregion ab, ein 100 bis 200 Km breiter Küstenstreifen der sich hier von Clanwilliam bis nach Port Elizabeth im Süden Südafrikas erstreckt und über eine ausgesprochen artenreiche, wenn nicht sogar die weltweit artenreichste Vegetation verfügt. Vorträge von Chris sind auch deshalb etwas erschöpfend, weil er sie mitten im Gelände in der prallen Sonne hält und auch kein Auge für eventuelle Schwächen seiner Gäste hat. So redet er ohne Pause und bei einigen von uns macht sich Ungeduld und Erschöpfung breit. Irgendwann ist auch Butz genervt und bittet dann Karsten die Übersetzung zu übernehmen. Karsten spricht sehr gut englisch. Er arbeitet bei VW in Wolfsburg und hat zusammen mit seiner Frau Anja schon einige Jahre für VW in Indien gearbeitet.

Etwas skurril gerät dann auch noch unser, einen solchen Aufwand nicht unbedingt rechtfertigender Besuch in der Fabrikationshalle, wo wir nämlich uns zunächst mit Mund- und Haarschutz versehen müssen, bevor wir die Halle betreten dürfen. Da die Maschinen im Moment überhaupt nicht in Betrieb sind, ist der Aufwand nicht wirklich verständlich. Aber vielleicht gehört er zum Ritual von Chris. Wenn auch aus unserer Sicht die Verkleidung eher fragwürdig war, haben wir uns alle auf jeden Fall über die Kostümierung herzhaft amüsiert. Um einen Eindruck von der Produktion zu erlangen, sollte  man sich dann aber doch besser die Fotos auf der Internetseite des Unternehmens anschauen.

Den Besuch schließen wir dann noch im Shop ab, wo wir den Rooibos probieren dürfen sowie ein Erfrischungsgetränk aus schmackhaften Rooibos-Tee mit Apfelsaft und Gewürzen – von Chris Ehefrau kreiert – bekommen und natürlich einkaufen können. Heidrun und ich nehmen einen Beutel losen Rooibos-Tee und einige Packungen mit Beuteltee als Mitbringsel für unsere Schlüsselverwalter mit. Wir haben ja heute auch gelernt, dass der Rooibos-Tee nicht ganz rein ist, wenn nach dem der Tee aufgegossen wurde, Pulverreste auf dem Grund der Tasse sichtbar werden. Chris hat uns erklärt, dass dies vor allem Supermarktketten machen, um die Kosten zu senken. Bei ihm bekämen wir den Rooibos-Tee natürlich vollkommen rein.

Danach geht es zurück unser Bloomenberg Guest House. Einige nutzen den Swimmingpool und abends wird für uns ein schmackhaftes Grillbuffet aufgebaut. Es wird ein fröhlicher Abend und wir sind guter Stimmung. Der Wein, Bier und RockShandy fließen und die Gruppe wächst weiter zusammen.

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