5. Tag (10. April 2022): Von St. Vith nach Monschau

Als ich heute morgen aufwache überzieht eine dünne Schneedecke das Land. Mein Frühstück soll ich in meinem Zimmer serviert bekommen und pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit kommt der Herr des Hauses und schiebt das Frühstück auf einem Teewagen in mein Zimmer. Das Frühstück ist einfach, aber es ist alles dabei, was ich mir morgens so wünsche: Kaffee, Müsli, Brötchen Wurst und Käse. So lasse ich es mir erst einmal schmecken.

Nach dem Frühstück mache ich mich dann auf den Weg. Der Schnee ist inzwischen weitgehend weggetaut, so dass man wieder unproblematisch mit dem Rad fahren kann. Der Weg ist nun gut ausgebaut und wird an einigen Stellen sogar gerade neu asphaltiert. Es geht nun hinauf auf das Hohe Venn, wobei die Landschaft eher hügelig denn bergig wirkt und auch landwirtschaftlich genutzt wird. Allerdings häufen sich nun auch größere Moorflächen, die natürlich nicht landwirtschaftlich zu nutzen sind.

Ich mache von Sourbrodt aus einen Abstecher zum Naturparkzentrum Botrange. Von hier aus kann man reizvolle Wanderungen unternehmen und auch einen Radweg soll es geben. Da ich den aber nicht finden kann und da ich nicht unter Zeitdruck stehe, stelle ich mein Fahrrad am Naturparkzentrum ab und schlendere ein wenig durch die Moorlandschaft. Danach geht es wieder zurück auf den Vennbahn-Radweg und weiter Richtung Monschau. Die alten Bahnhöfe entlang der Vennbahn werden übrigens zum Teil als Draisinenbahnhöfe touristisch genutzt, so dass man auch häufiger entlang von Schienen fährt.

Gegen 16 Uhr erreiche ich dann Monschau, wo es erst einmal 200 Meter bergab in das Tal der Rur und die Altstadt geht. Mein Hotel trägt den würdevollen Namen Graf Rolshausen und schon der Empfangsbereich strahlt etwas Gräfliches aus. Allerdings sind die heutigen Besitzer wohl keine Grafen aber doch etwas Besonderes. Es sind Beata und Krzysztof Gasga, wohl ein ehemaliges Balletttänzer-Paar wie sich aus zahlreichen Fotos an den Wänden des Hotels ergibt. Inzwischen sind auch sie in die Jahre gekommen und scheinen sich hier in Monschau niedergelassen zu haben.

Tagesstrecke: 60 Km; 420 Hm

 

Spaziergang durch Monschau

Nach dem ich mich in meinem Zimmer eingerichtet habe, zieht es mich bei inzwischen sehr schönem und auch wärmeren Wetter hinaus in die Stadt. Vermutlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde die Monschauer Burg als Castrum in Munioie durch die Herzöge von Limburg errichtet und im 14. Jahrhundert weiter ausgebaut. Eine größere Bedeutung erlangte Monschau als sie Stadtbevölkerung sich im Dreißigjährigen Krieg durch zahlreiche protestantische deutschsprachige Flüchtlinge und Tuchmacher vergrößerte. Als Begründer der Monschauer Feintuchproduktion gilt der am Ende des 16. Jahrhunderts wegen der Begleitumstände der Aachener Religionsunruhen von dort ausgewanderte protestantische Tuchmacher Arnold Schmitz, der im sogenannten Schmitz’schen Hof an der Rur die ersten Feintuche in der Stadt herstellte. Diese benötigten allerdings, im Unterschied zu den bis dahin in Heimarbeit im Umland hergestellten groben Tuchen, Wolle von besserer Qualität, die von auswärts eingeführt werden musste. Dafür ließ sie sich europaweit exportieren und bot den Fabrikanten große Gewinne. Der aus dem bergischen Land zugezogene protestantische Pfarrersohn Johann Heinrich Scheibler führte schließlich die Textilindustrie der Stadt im 18. Jahrhundert zu ihrem Höhepunkt. Noch heute sichtbares Symbol dieser Blütezeit ist das von der Fabrikantenfamilie Scheibler um 1760 erbaute prachtvolle rote Haus. Es vereint die Funktionen als den Ort dominierendes repräsentatives Wohnhaus, Kontor, Lager und Fabrikationsgebäude am Zufluss des Laufenbachs in die Rur. Die Scheiblers importierten ihre Wolle von spanischen Merinoschafen über Antwerpen und Rotterdam. Zum Niedergang der Textilindustrie im 19. Jahrhundert trugen die preußische Zollpolitik und der verspätete Anschluss der Stadt an das Eisenbahnnetz bei. Die letzte Textilfabrik in Monschau war die Streichgarnspinnerei Rheinische Wollwerke Monschau, die 1982 den Betrieb einstellte.

1971 verpackte übrigens das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude auf Initiative des Kunstkreis Monschau und des Journalisten Willi Bongard die Haller-Ruine und Teile der Monschauer Burg. Das „CHRISTO projekt monSCHAU“ stellt eine der ersten großen Open-Air-Verhüllungen der Künstler dar.

Mein Spaziergang führt mich nun durch die Altstadt. Sie hat für mich den Charakter eines Freilichtmuseums, Am Markplatz genehmige ich mir in einem Café einen Cappuccino und ein Stück Kuchen. Anschließend ruhe ich mich noch ein wenig aus und kehre Abends im Eifelstübchen ein, wo ich mir ein Wiener Schnitzel mit Spargel gönne. Danach mache ich noch einen Spaziergang entlang der Rur.

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