Heute geht es also weiter. Am Morgen hat es noch geregnet aber als ich aufbreche hat der Regen bereits aufgehört.  Es bleibt zwar feucht und gelegentlich nieselt es noch ein wenig, Aber es ist kein Dauerregen mehr wie in den vergangenen Tagen. Natürlich ist die Fahrt hoch auf den über Ibanetapass  heute nicht so schön wie am vergangenen Donnerstag. Die Wolken hängen tief und die Sicht ist dadurch beeinträchtigt. Dennoch komme ich gut voran, wenn auch etwas langsamer als das letzte Mal. 20 Kilo Gepäck machen sich eben doch bemerkbar. Insgesamt brauche ich etwa dreieinhalb Stunden und schaffe die Strecke mit etwa 7,3 Km/h. Das ist natürlich nicht schnell, aber ich bin damit ohne Probleme hochgekommen.

Auf der Passhöhe ist die Aussicht heute natürlich auch nicht so schön. So fahre ich bald zügig weiter nach Roncesvalles.  Ich hatte vor noch einiges zu besichtigen. Leider komme ich außer in die Stiftskirche nirgends hinein. So sehe ich weder das Schachbrett Karls des Großen, noch komme ich in den Kreuzgang der Stiftskirche. Woran das liegt weiß ich nicht genau. Nach dem Reiseführer müsste es zugänglich sein. Aber auch die Kapelle zum Heiligen Geist bleibt heute wieder verschlossen. Die Stiftskirche es recht sehenswert, wenn man mitbekommen hat, dass man gegen einen Euro die Beleuchtung einschalten kann. Sie soll eines der schönsten Beispiele frühgotischer Architektur auf der iberischen Halbinsel darstellen. Sehenswert sind sicher auch die Kirchenfenster, die Statue der heiligen Maria von Roncesvalles, eine Holzstatue, die mit Silber überzogen ist und natürlich auch der Altar des heiligen Jakobus, der hier wie nicht anders zu erwarten im Pilgergewand abgebildet ist.

In Roncesvalles fällt mir nun doch auf, wie sich die Pilgerzahlen so ergeben. Ich halte mich etwa anderthalb Stunden dort auf und es sind immer etwa 30-50 Menschen vor Ort. Da die meisten auch nicht viel länger bleiben als ich, kann sich damit am Tag schon eine stattliche Zahl ergeben. Doch kann man wirklich nicht behaupten, dass die Strecken überlaufen sind. Es verteilt sich eben auf 790 Kilometern bis Santiago de Compostela. Viele Touristen kommen auch mit dem Auto. So lerne ich in der Touristeninformation wieder eine junge Studentin aus der Nähe von Stuttgart kennen, die aber in Dresden Maschinenbau studiert. Sie ist mit dem Auto unterwegs, will auch nicht den Jakobsweg direkt gehen, sondern sozusagen eine Rundfahrt um die iberische Halbinsel machen und dann auch nach Santiago de Compostela reisen.

Nachdem ich mir sonst nicht viel anschauen kann, mache ich noch eine kurze Mittagspause und mache mich dann auf den Weg in das etwa 6 km entfernte Espinal. In dem kleinen Ort Burguete, den ich passiere, soll sich auch Ernest Hemingway öfters aufgehalten haben. Die Einwohner des Dorfes soll er auch in seinem Roman Fiesta verewigt haben. Espinal ist ein sehr kleiner Ort von nicht einmal 300 Einwohnern, wo ich in einer kleinen Pension für heute eine Bleibe gefunden habe. Das Zimmer ist in Ordnung, das Bad muss ich mir mit den anderen Gästen teilen. Leider ist die Heizung zwar angestellt, aber das Wärmen dauert offensichtlich länger.

Frühstücken und Abendessen kann man in einer nahe gelegenen Bar. Der Wirt bedient und kocht gleichzeitig, so dass man Glück haben muss, seine Bestellung oder sonstigen Wünsche an den Mann zu bringen. Er ist aber recht freundlich, spricht englisch, allerdings macht die Gaststätte oder Bar doch ein ziemlich chaotischen Eindruck.  Insofern gibt mein erster Eindruck dem Pilgerführer aus dem 12. Jahrhundert zumindest insofern recht, dass die Navarresen doch etwas anders sind als die Franzosen. Das will aber natürlich noch nichts heißen, denn weitere Übereinstimmungen mit den Beschreibungen des Pilgerführers habe ich ansonsten noch nicht feststellen können.

Tagesdaten: 35,59 Km, 04:21:52 Std. Fz.; 8,15 Km/h; 1025 Hm

Ein Kommentar

  • Dr. Heribert Rumpler sagt:

    Also den Pass geschafft ! Wir gratulieren – jetzt geht’s ja angenehm runter bis Pamplona – tolle Leistung. Viel Spass in Spanien – wir beobachten dich

    Heribert + Susanne

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