39. Tag: 11.05.2017 Straubing – Passau

Heute ist wieder ein sonniger Tag und es wird sogar wärmer. Im Laufe des Tages steigen die Temperaturen endlich mal wieder auf deutlich über 20 Grad. Meine Stimmung ist heute Morgen nicht die Beste. Immer noch ärgere ich mich über die missglückte WLAN-Verbindung. Es hat Stunden gekostet und mich danach auch noch schlecht schlafen lassen. Es ist eben mein Ehrgeiz, tagesaktuell zu berichten. So fehlt mir heute Morgen trotz des schönen Wetters ein wenig der Schwung. Gegen 9 Uhr raffe ich mich dann auf, fahre noch einmal über den Theresienplatz, einem fast ein Kilometer langgestreckten Hauptplatz der Stadt mit Stadtturm und Rathaus, schaue beim Herzogsschloss von Straubing vorbei und mache mich dann auf den Weg zu der etwas abseits gelegenen Kirche St. Peter. Die Kirche ist eine der wenigen romanischen Kirchen in dieser Gegend. Ihr jetziges Aussehen verdankt sie aber einer reinigenden Reromanisierung eines früheren barocken Umbaus im 19. Jahrhundert. Sehenswert sind auch die beiden Portale der Kirche.

Die Kirche steht inmitten eines historischen Friedhofs, der etwa vor 10 Jahren sehr aufwendig restauriert wurde. Der Friedhof ist von einer Mauer umgeben. Er gilt als einer der stimmungsvollsten Friedhöfe in Deutschland, ein Eindruck, den ich bestätigen kann. Wer also mal nach Straubing kommt, sollte sich St. Peter und den historischen Friedhof nicht entgehen lassen. Ich hätte dort stundenlang Inschriften und Grabinschriften studieren können. Drei große Kapellen finden sich auch noch auf den Friedhof, die eigentlich so groß wie eine kleinere Kirche sind. Leider sind sowohl St. Peter als auch die drei Kapellen geschlossen. Offensichtlich hat es schon Fälle von Vandalismus gegeben, dem man so vorbeugen will. Hinter einem Gitter darf man lediglich die Holztüren aufmachen und so ein Blick in das Innere werfen.

Min Interesse gilt vor allem der Agnes-Bernauer-Kapelle, die offensichtlich der Schwiegervater als Sühne und zur Besänftigung des Sohnes errichten ließ, nachdem er Agnes Bernauer dem Tode geweiht hatte. In der Kapelle befindet sich das Epitaph von Agnes Bernauer. Ob ihre Gebeine tatsächlich dort beerdigt wurden ist bis heute umstritten.

Danach fahre ich den Donauradweg Richtung Südosten. Schon bald ist spürbar, wovor mich schon Wolfgang Konnerth gestern gewarnt hatte. Bei schönem Wetter also bei Hochdrucklagen kommt hier der Wind von Osten. So ist es auch heute. Ich habe den ganzen Tag Gegenwind. Er ist zwar nicht stark aber konstant und das kostet natürlich Kraft.

Der Donauradweg wird übrigens nun doch immer belebter. Es ist die Generation 60+, die nun mit den längeren Touren die Saison beginnt. Also bin ich hier natürlich gut aufgehoben. Ein junges Ehepaar aus Frankreich begegnet mir allerdings. Sie sind mit zwei offensichtlich noch nicht schulpflichtigen Kindern unterwegs. Sie sind vor einem Monat in Frankreich gestartet, wollen nun die Donau bis nach Wien fahren, von dort nach Prag und dann die Elbe abwärts bis Hamburg. Dafür haben sie drei Monate geplant: sie machen jeden Tag so vierzig Kilometer. Die Kinder, wahrscheinlich so fünf und sechs Jahre alt, haben ihre eigenen Kinderräder und es scheint zu funktionieren. Sie zelten und fanden verständlicherweise, dass es die letzten Wochen doch recht kalt gewesen sei.

Die Gegend, durch die ich heute fahre und teilweise gestern schon ab Wörth gefahren bin, nennt sich Gäuboden. Sie zieht sich südlich der Donau entlang des Bayerischen Waldes. Straubing liegt mittendrin und wird daher als Zentrum des Gäubodens bezeichnet. Der Gäuboden gehört zu den Größten Lössgebieten in Süddeutschland. Es ist also eine sehr fruchtbare Gegend und so wundert es nicht, dass hier die landwirtschaftliche Nutzung für Getreide und Gemüse im Vordergrund steht. Jetzt, nachdem der Regen etwas nachgelassen hat, hat man auch wieder ein Auge für die Natur. Die Rapsfelder stehen in voller Blüte und geben der Landschaft ihren besonderen Reiz. Die Löwenzahnblüten sind inzwischen zur Fruchtreife gelangt und auch die Weiden lassen ihre Früchte durch die Lüfte wehen. Das Getreide ist inzwischen als solches erkennbar. So hat der regen also offensichtlich auch etwas Gutes gehabt.

Ansonsten lasse ich mich heute treiben. Ich habe wenig Nerv, mir groß etwas anzuschauen. Irgendwann entscheide ich, doch bis Passau durchzufahren und morgen noch mal einen Ruhetag einzulegen. Hier im Passau bietet mir booking.com ein nobles Hotel, in dem schon Gorbatschow, die meisten unserer Bundespräsidenten und viele gekrönte Häupter Europas genächtigt haben, für einen sehr günstigen Preis an. Es ist das Hotel Wilder Mann direkt neben dem neuen Rathaus. Da kann ich natürlich nicht widerstehen! Vor allem, weil auch das WLAN so vortrefflich funktioniert, obwohl ich vermute, dass die meisten ViPs das hier gar nicht genutzt haben.

Ja, nun bin ich am Ende des deutschen Teils des Donauradweges angelangt. Morgen werde ich einen Ruhetag einlegen und mich mit Wolf, meinem Schwager, treffen. Samstag geht es dann weiter nach Österreich und dann werde ich etwa sechs Wochen nicht in Deutschland aber weiter versuchen, aktuell zu sein.

Tagesdaten: 101,28 km/07:24 Std. Fz/13,67 km/h/227 Hm aufwärts/214 Hm abwärts

Ein Kommentar

  • Françoise sagt:

    Lieber Wolfgang!
    Ich bewundere, wass du allés von Straubing gesehen hast und wie du es allés erklärt. Dièse Stadt hatte mich sehr gefallen, ich habe sie aber nur spät abends gesehen.
    Ich freue mich SEHR dass du dièse französiche Famille begegnet hast. Ich habe sie auch begegnet, es war im Sigmaringen. Wenn du sie nochmal seht, grüsse sie für mich!
    Jetzt bin ich für 2 Nächte in Bratislava. Allés Gutes!
    Françoise

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