31. Tag (4. August 2021): Ausflug nach Werben

von 29. August 2021Aktuelles

Das Frühstück in den Havelhöfen ist sehr gut. Es ist ein Buffett aufgebaut, das nichts zu wünschen übrig lässt. Der Tag beginnt also schon mal gut. Heute mache ich einen letzten Ausflug und es zieht mich nach Werben an der Elbe. Immer, wenn ich hier in der Gegend war, habe ich Zeit gefunden, diese Stadt zu besuchen. Nun muss ich aber doch etwa 25 Kilometer von Garz aus nach Werben fahren. Werben gehört für mich zusammen mit Tangermünde und Jerichow wegen seines Klosters zu den drei mir am besten gefallenden Kleinstädten in Sachsen Anhalt. Die Hansestadt Werben (Elbe), liegt im Norden des Landkreises Stendal in Sachsen-Anhalt. Werben ist die drittkleinste Stadt in Sachsen-Anhalt und gehört zu den 20 kleinsten Städten in Deutschland. Sie hat gerade etwas mehr als 1.000 Einwohner.

Der Ort erschien als Wiribeni iuxta Albim (Werben an der Elbe) erstmals in den der Chronik Thietmars von Merseburg († 1018). Danach verhandelte König Heinrich II. hier mehrmals mit Slawen. Der Bischof nennt dafür kein Datum; die Forschung setzt diese Zusammenkünfte in die Zeit zwischen Dezember 1005 und April 1006. Der Ort war aufgrund seiner Lage an einem Elbübergang bereits früh von Bedeutung für Handel und Handwerk. Bei der in der Nähe der Stadt befindlichen Burg Pritzlawa fand 1056 eine Schlacht zwischen Sachsen und den Lutizen statt, in der das sächsische Kontingent fast gänzlich vernichtet wurde. Hier fiel auch der Markgraf der Nordmark, Wilhelm am 10. September 1056 im Kampf gegen die Lutizen. Im Jahr 1358 wurde Werben Mitglied der Hanse und blieb es bis zum Bierkrieg mit dem Kurfürsten Johann Cicero 1488. In dieser Zeit wurde das Elbtor erbaut. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Werben aufgrund seiner strategischen Lage von den schwedischen Truppen in Besitz genommen, und Schwedenkönig Gustav-Adolf ließ die Schwedenschanze errichten. Mit ihr beherrschte man die Haveleinfahrt und die Elbe als wichtigste Transportader.

Die Stadt verfügt über die älteste Gründung des Johanniterordens auf norddeutschem Boden. Nach einer Pilgerfahrt in den Jahren 1158 und 1159 nach Jerusalem übertrug Markgraf Albrecht der Bär dem Orden 1160 die Einkünfte der Werbener Kirche samt allem Zubehör einschließlich sechs Hufen Landes dem Johanniterhospital zu Jerusalem. Dabei bestimmte er, dass der Ertrag „den im Spitale zu Jerusalem weilenden Armen alljährlich überschickt“ würde.

Werben bezeichnet sich als die storchenreicheste Stadt Deutschlands, was aber natürlich wohl nur im Verhältnis zur Einwohnerzahl gelten kann. In die Storchenstadt kehren im Frühling bis zu 20 Storchenpaare ein, die regelmäßig ihre Horste auf den Dächern der alten Stadt beziehen. Als Sehenswürdigkeit betrachte ich die Stadt als solche. So prägen zahlreiche Wohnbauten des 18. und 19. Jahrhunderts das Stadtbild, leider drohen aber auch viele der unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhäuser zu verfallen. Dies hat natürlich vor allem etwas mit der starken Abwanderung und hohen Arbeitslosigkeit zu tun. Lokale Handwerksbetriebe sind vorhanden. Die Stadt setzt aber weitgehend auf Tourismus und Zuzügler. Am Rande der Stadt befinden sich ein kleiner Sportboothafen und ein Freibad.

Das bedeutendste Bauwerk in Werben ist sicher die mittelalterliche Pfarrkirche St. Johannis mit ihrer bemerkenswerten Ausstattung. Die gotische Pfarrkirche war im Mittelalter auch Gotteshaus der 1160 hier gegründeten Komturei (Kommende) des Johanniterordens. Mächtig erhebt sich aus der flachen Elbniederung der Backsteinturm und das steile Dach des überwiegend gotischen Baus. Nur die blockhaft geschlossenen, auch durch kein Portal geöffneten Untergeschosse des querrechteckigen Westturms gehören noch zum spätromanischen, im 12. Jahrhundert begonnenen Ursprungsbau, einer Basilika, deren übrige Teile in gotischer Zeit durch den Neubau einer weiträumigen Hallenkirche ersetzt wurden.

Bedeutend ist aber weniger die Architektur, sondern viel mehr die Innenausstattung, die von bemerkenswertem Reichtum ist. Dies spiegelt wohl eher den mittelalterlichen Rang von Stadt und Kirche als deren heutige Bedeutung. Erhebliche Reste mittelalterlicher Glasmalereien (um 1380 und 1420 bis 1467) sind umgeben von 1891 ausgeführten, recht willkürlichen Ergänzungen.

Der Flügelaltar im Chor besteht aus zwei bereits 1721 aufeinandergesetzten Retabeln. Das untere ist der Gottesmutter gewidmet. In der Predella und in zwei Feldern des Mittelschreins entwickelt sich in acht szenischen Reliefs das Marienleben von der Verkündigung bis zur Himmelfahrt, kulminierend im großen mittleren Rundbild, in dem, von Engelschören umgeben, Maria von Christus gekrönt wird. Apostel und Heilige begleiten die Szene auf den Flügeln. Die schreinhaft durchmodellierte, recht hohe Predella und der untere Retabelaufsatz gehören wegen der fortlaufenden Bilderzählung zweifellos zusammen, sie entstanden um 1430. 1721 setzte man einen weiteren, fast 100 Jahre jüngeren Schrein darüber. Er hat die Dreifaltigkeit Gottes zum Thema, die Darstellung des Hl. Geistes ist allerdings verloren.

Ein anderer Schnitzaltar aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, in der Nordkapelle, zeigt neben der Muttergottes die Heiligen Gertrud und Ottilie. Für den Annenaltar fertigte der Hamburger Bildhauer Helmeke Borstel um 1513 das Relief der Anna Selbdritt, heute in einem Schrein des 19. Jahrhunderts. Auch das Messing-Taufbecken von 1489 und der monumentale fünfarmige Standleuchter von 1488 stammen von einem Gießer aus Hamburg, Hermen Bonstede.

Die Kanzel und ihren Reliefschmuck fertigte der Magdeburger Michael Spieß. 1717 wurde eine Kanzeluhr angebracht. Das spätgotische Chorgestühl zeigt spätere Ergänzungen.

Die Orgel der Kirche wurde 1747 von den brandenburgischen Orgelbaumeister Joachim Wagner erbaut. 11 originale Register von Joachim Wagner sind noch vorhanden, ebenso der figürlich angereicherte Prospekt von Johann Philipp Joachim. Die Orgel ist derzeit nicht spielbar, 1985 wurde sie stillgelegt. Eine Restaurierung im Sinne Wagners ist geplant.

Zahlreiche Grabdenkmäler des 16. bis 18. Jahrhunderts befinden sich in der Kirche. Erwähnenswert ist der von dem Werbener Bildhauer und Zimmermann Hans Hacke geschaffene Grabstein für die im Jahre 1608 verstorbene Blandina Goldbeck geb. Luidtke, Tochter des Dekans am Dom zu Havelberg Matthäus Ludecus und Ehefrau des Christoph Goldbeck (1568–1621). Er war Ratsherr in Werben und Erbsaß (Erbherr) auf Räbel und Berge (Ortsteile von Werben).

Nach der Besichtigung der Kirche setze ich mich auf eine Bank auf dem Kirchplatz und verzehre mein mitgebrachtes Mittagsbrot, zwei Käselaugenstangen. Danach lasse ich es mir aber nicht nehmen, gegenüber im Café Lämpel noch einen Cappuccino zu trinken. Anschließend mache ich eine kleine Stadtrundfahrt. Ausgesprochene Sehenswürdigkeiten gibt es dann eigentlich nur noch zwei. Zum einen die Kapelle des Hl.-Geist-Spitals aus dem frühen 15. Jahrhundert, die im Laufe der Zeit weltlichen Zwecken zugeführt wurde. Von ihrer Rolle als Warenlager im 18. Jahrhundert verblieb ihr der Name „Salzkirche“. Von der mittelalterlichen Stadtmauer mit ihren fünf Toren sind nur noch wenige Reste erhalten. Prächtig, wenn auch im Zinnenbereich 1907/1908 und 1997/98 stark restauriert, zeigt sich am Nordostrand der Stadt das um 1460/70 aus Backstein gemauerte Elbtor mit seiner spitzbogigen Durchfahrt neben dem runden, zinnenbekrönten Turm.

Nach der Stadtrundfahrt geht es wieder zurück. Zunächst fahre ich noch einmal nach Havelberg, um etwas Proviant einzukaufen. Heute Abend mache ich mir mein Abendessen in der Küche der Havelhöfe und für die Fahrt morgen brauche ich noch zwei Laugenkäsestangen. Dann geht es zurück in die Havelhöfe. Nach dem Abendessen, mache ich noch einen Spaziergang durch den Ort und danach gehe ich recht zeitig schlafen.

Tagesstrecke: 56,85 Km

 

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