Es wird den ganzen Tag regnen. Insofern habe ich meinen fahrradfreien Tag in Chelm genau richtig geplant. Ab morgen soll das Wetter wieder besser werden. Ich frühstücke im Restaurant des Hotels Edels. Das Frühstück ist nicht so üppig wie manch andere Hotelfrühstücke in Polen. Das ist aber sicher auch den Umstand geschuldet, dass die Gästezahl im Hotel sehr überschaubar ist. Ich sehe selten mehr als fünf Gäste im Restaurant. Nach dem Frühstück sitze ich den Vormittag auf meinem Zimmer und arbeite an meinen Reiseberichten.

Am Nachmittag lässt der Regen etwas nach und geht in mehr oder weniger starken Nieselregen über. Ich mache mich daher auf den Weg in die Stadt, um mich ein wenig umzuschauen. Chelm hat eine ähnliche Geschichte wie ich sie schon bei vielen Städten der Region kennengelernt haben. Nach der ersten polnischen Teilung gehörte es zu Österreich und später dann zu dem Russland unterstehenden Kongresspolen. Auch Chelm hatte eine große jüdische Gemeinde, deren Mitglieder nach der Besetzung Chelms durch die Deutschen insbesondere in Sobibor ermordet wurden.

Um es vorwegzunehmen, an besonderen Sehenswürdigkeiten hat Chelm nicht viel zu bieten. Der Große Platz wird zur Zeit restauriert. Hervorstechendstes Gebäude ist sicher die auf dem Burgberg stehende Basilika Mariä Geburt und der dazu gehörende Glockenturm. Die heutige Barockkirche wurde in den Jahren 1736-1757 vom Architekten Paweł Fontana als unierte (griechisch-katholische) Kathedrale umgebaut. In den Jahren 1875-1915 war es eine orthodoxe Kathedrale. Seit 1919 ist es wieder eine römisch-katholische Kirche. In den Jahren 1940-1944 wurde es wieder die orthodoxe Kirche. Der Titel einer Basilica minor wurde der Kirche von Papst Johannes Paul II. verliehen. Hier sieht man auch mal wieder, welche unterschiedlichen religiösen Schicksale hier auch die Kirchengebäude hatten. Der imposante Glockenturm wurde erst 1878 erbaut und 1939 umgebaut und erhöht. Daneben steht dann auch der Palast der unierten Bischöfe, ein Gebäude, das in den Jahren 1711-1730 errichtet wurde und  Teil des Domkomplexes auf dem Burgberg in Chełm ist.

Dieser Burgberg ist schon sehr interessant und ich schaue sowohl in die Kirche hinein, mache dann aber auch eine Wanderung zum Gipfel des Burgberges mit seinem Kreuz mit einer in Holz geschnitzten Christusfigur. Mein Interesse weckt auch der alte und inzwischen wohl aufgegebene orthodoxe Friedhof, der 1867 angelegt wurde. Hier fällt insbesondere ein neueres Grab auf, das für Pylyp Pylypczuk hier eingerichtet wurde, weil er 1940 hier in Chelm starb. Er muss wohl mal Ministerpräsident der Ukraine gewesen sein. Das muss ich aber noch weiter recherchieren.

Nachdem Besuch auf dem Burgberg mache ich noch einen Spaziergang durch die Stadt. Mein Interesse findet vor allem die ehemalige kleine Synagoge, in der heute eine Bar und eine Bierhalle betrieben wird und die neue orthodoxe Kirche. Nach dem etwa zweieinhalbstündigen Rundgang trolle ich mich wieder in mein Hotel. Das Abendessen nehme ich wieder im Restaurant des Hause ein und gönne mir diesmal eine Rote Beete Suppe mit Piroggen mit einer Fleischfüllung und anschließend einer Portion Piroggen mit Sauerkraut und Pilzfüllung. Hat sehr gut geschmeckt.

 

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