Nachdem ich trotz der Hitze recht gut geschlafen habe, genieße ich ein längeres Frühstück und lese dabei die neuesten politischen Nachrichten, die sich freilich von den gestrigen kaum unterscheiden. Danach nehme ich die beabsichtigte Tour entlang des Saimaakanals in Angriff. Sie verspricht gemütlich zu werden, weil keine Steigungen zu befürchten sind.

Der Saimaakanal wurde bereits zwischen 1849 und 1856 gebaut als das gesamte Gebiet, durch das er führt, noch zu Russland gehörte. Er verbindet das Saimaa-Seengebiet mit der Ostsee, in die er bei Wyborg mündet. Die Länge beträgt von Lappeenranta aus ca. 43 Kilometer, davon liegen heute knapp 20 Kilometer auf russischem Territorium. Die Höhendifferenz beträgt 76 Meter die mit acht Schleusen überwunden wird. Der Kanal wurde hauptsächlich für den Holztransport gebaut, was wohl auch heute noch sein Hauptzweck ist.

Nachdem 2. Weltkrieg wurde die Schifffahrt auf dem Kanal zunächst eingestellt, doch im Rahmen der sich entwickelnden gut nachbarlichen Beziehungen zwischen Finnland und der Sowjetunion wurde 1963 ein Vertrag abgeschlossen, in dem die Sowjetunion den Abschnitt, der sich auf ihrem Gebiet befindet auf 50 Jahre an Finnland verpachtete. Finnland ist also heute der Betreiber des gesamten Kanals. Im Jahre 2010 wurde der Vertrag erneuert und ein weiteres Mal für 50 Jahre an Finnland verpachtet. Schon in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der Kanal modernisiert und rekonstruiert. So konnte er Ende der sechziger Jahre dann wiedereröffnet werden. Seit 1991 kann man den Kanal auch als Tourist oder mit Ausflugsbooten befahren. Für diese Ausflugsfahrten nach Wyborg braucht man kein Visum.

Meine Fahrt entlang des Kanals ist angenehm aber auch nicht besonders aufregend. Zumindest heute war auch nicht viel los auf dem Kanal. Außer einem Freizeitboot habe ich nur einen größeren Frachter Richtung Russland fahren sehen. Was er geladen hatte, war nicht sichtbar, weil verdeckt. Im Saimaa-Hafen lagen noch zwei Frachter, der eine mit Holz beladen wies mit dem Bug in Richtung Russland, der andere mit Kohle beladen wies in Richtung des Saimaa-Seengebietes. Über viele Kilometer hinweg führen der alte Kanal und der modernisierte parallel aneinander entlang und man fährt sozusagen auf einem Damm zwischen den beiden Kanälen durch. Einziges Kuriosum auf diesem Weg ist eine Fähre, die man über den alten Kanal nehmen muss und die im Passagierbetrieb arbeitet. Der finnische Abschnitt des Kanals endet dann in Nuijamaa, einem kleinen, verträumten Dorf direkt an der russischen Grenze.

Die Tour war wie erwartet eine entspannte Fahrt. Die Hitze ist auch etwas zurückgegangen und es soll wohl heute erst einmal der letzte ganz schöne Tag gewesen sein. In den nächsten Tagen sind etwas niedrigere Temperaturen, Wolken und Schauer angesagt. Ich denke aber, dass es insgesamt schön bleiben wird. Etwas Abküphlung ist sicher auch für die weitere Tour angenehm. Heute Abend werde ich dann noch einmal mit einem Abendessen von Lappeenranta Abschied nehmen, wobei ich noch nicht weiß, ob es Pizza, Burger oder Kebab geben wird.

Tagesdaten: 61,35 Km; 04:53:19 Std. Fz.; 12,55 Km/h; 247 Hm

Ein Kommentar

  • Regina Sakowitz sagt:

    Hallo Wolfgang,

    nun hast Du ja den finnischen Teil vom Iron Curtain Trail fast geschafft. Die lange Einsamkeit ist bestimmt gewöhnungsbedürftig. Aber es sind wirklich tolle Eindrücke und Fotos. Vielen Dank und weiterhin eine gute Reise.
    Herzliche Grüße
    Regina Sakowitz

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