3. Tag: (23. Juni 2024) – Ausflug nach Kachetien

Heute steht ein Ausflug nach Kachetien auf dem Plan. Kachetien ist eine Verwaltungsregion im Osten Georgiens und der Name eines historischen Staates in diesem Gebiet an den Südhängen des Großen Kaukasus. Kachetien, eine sehr strukturschwache Region Georgiens ist stark von der Agrarwirtschaft dominiert. Der Dienstleistungs- und Industriesektor liegt praktisch brach. Eine Ausnahme bildet der Tourismus, der ebenso wie die mit großen Anstrengungen vorangetriebene Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur als der Sektor mit dem größten Potenzial erkannt worden ist. Kachetien ist die von Touristen am meisten besuchte Region Georgiens.

Über die Hügelketten des Gombori Kamms fahren wir nach Telawi, der Hauptstadt der Region Kachetien. Der Gombori-Kamm ist ein Gebirgszug und Teil des Großen Kaukasus. Der Kamm hat eine Länge von 107 km. Der höchste Gipfel, der Berg Ziwi, liegt 1.991 m über dem Meeresspiegel.

Telawi ist eine Kleinstadt von etwa 20 Tsd. Einwohnern. Leider halten wir uns nicht direkt in der Stadt auf. So fahren wir ohne Halt durch das Stadtzentrum an dem Reiterdenkmal an König Irakli II. (georg. Erekle II., auch Heraklios II:) vorbei, der von 1744 bis 1798 Kachetien, später als vereinigtes Königreich Kartli-Kachetien, bzw. Georgien regierte. Unweit des Denkmals steht der älteste Baum Georgiens. Es handelt sich um eine 900 Jahre alte Platane, die 46 Meter hoch sein soll und deren Krone 36 Meter misst. Im Volksmund trägt sie den Namen Chadari. Auch hier fahren wir leider vorbei.

Unser erster Stopp ist bei einem Kwewri-Töpfer in Wardisubani. Er heiß Zaza (Sasa) und erklärt uns die Herstellung der georgischen Weinamphoren, die eine ganz besondere  Kunst ist, die nur noch von ganz wenigen Meistern beherrscht wird. In diesen, uns eher unter dem Begriff Amphoren bekannten Tongefässen reift der Wein dann heran.

Nachdem uns das Verfahren von Zaza ausführlich erklärt wird, schließt der Besuch mit einer Weinprobe ab. Dabei sind sowohl die beiden Weine als auch der Grappa auf diese traditionelle Art und Weise gereift.

Besuch im Alwerdi-Kloster

Nächste Station ist dann das Alwerdi-Kloster. Das Kloster bei Telawi (etwa 15 km von Telawi) in der ostgeorgischen Region Kacheti ist eines der bedeutendsten Heiligtümer der georgisch-orthodoxen Kirche. Es hat auch eine der bekanntesten Kirchen Georgiens. Besonders eindrucksvoll wirkt sie gegen den Hintergrund der schneebedeckten Berge (bis 3500 m) des Großen Kaukasus. Die sind zwar heute nicht schneebedeckt, sondern ein wenig wolkenverhangen zu sehen, aber auch das iust eindrucksvoll.

Der Bau wirkt bereits beeindruckend, wenn man sich ihm nähert. Denn anders als in anderen Teilen Georgiens, das zu rund 80% aus Gebirgen besteht und in denen Kirchen auf exponierten Bergen prangen, steht das Alawerdi-Kloster in der Ebene des Flusses Alasani. Die Kirche erhebt sich als einziger Bau weit und breit über diese Ebene und zieht damit die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Umgeben ist das Kloster auch heute noch von landwirtschaftlich genutzten Flächen, vor allem wird hier Wein angebaut, der in Georgien seit dem Rebenkreuz der Heiligen Nino eine religiöse Bedeutung hat.

Das Kloster selbst kann auf eine Geschichte von rund 1.700 Jahren zurückblicken. Die Gründung des Klosters Alaverdi geht auf Ioseb von Alawerdi zurück, einen der 13 Syrischen Väter, die im 6. Jahrhundert durch ihre Missionierung das Christentum nach Georgien brachten. Diese Arbeit war von Erfolg gekrönt, im Goldenen Zeitalter Georgiens im 11. Jahrhundert ersetzte man den alten Kirchenbau durch einen neuen, der die Basis für den Kirchenbau bildet, den wir heute sehen. Diese Kirche geht auf den König von Kacheti Kwirike III. zurück. Seit dieser Zeit ist das Kloster Alaverdi auch Bischofssitz und Residenz der Diözesanpriester. Das Alawerdi-Kloster ist ein orthodoxes Kloster. Das Kloster wurde im 4. Jahrhundert von Ioseb Alawerdeli (Ioseb von Alawerdi) begründet. Im 11. Jahrhundert wurde eine neue größere Kirche des Klosters von Kwirike III. (König von Kachetien) errichtet. Dieses Gebäude ist noch heute eine Hauptkirche des Alawerdi-Klosters und unter dem Namen „Alawerdi-Dom“ bekannt. Das Bauwerk ist die drittgrößte Kirche in Georgien (nach der Sameba-Kathedrale und der Swetizchoweli-Kathedrale) in Tiflis und mit 53 Metern die zweithöchste nach der Sameba-Kathedrale. Architektonisch gesehen handelt es sich bei der Gestaltung des Grundrisses um einen Kreuzkuppelbau.

Die Kathedrale wurde mit Bruchsteinen erbaut und ist an ihren Fassaden innen wie außen mit einem Travertin verkleidet. Im späten 15. Jahrhundert erlitt die Kirche starke Zerstörungen und wurde danach wieder aufgebaut. Besonders starke Zerstörungen ergaben sich durch ein Erdbeben im Jahr 1742. Bei den Wiederherstellungsarbeiten wurde in einigen Bereichen Ziegelmauerwerk versetzt. Das Kloster war in der Mitte des 20. Jahrhunderts, in der Zeit der Sowjetunion, in Teilen verfallen. Im Jahr 1967 führte man Arbeiten zur Renovierung des Alaverdi-Klosters durch. Dabei entdeckte man unter der Renovierung des 19. Jahrhunderts Wandgemälde mit Bildnissen bedeutender Persönlichkeiten aus der Geschichte Georgiens. Seit der Unabhängigkeit Georgiens 1991 hat man die Arbeiten verstärkt. Damit einher gingen archäologische Forschungen in den umliegenden Teilen des Klosters, um dessen Geschichte zu erkunden. Bilder der Ausgrabungen sind rund um die Kirche sichtbar. 2011 gab es nach Starkregen Schäden an den Fresken in der Kirche. Auch in Zukunft ist damit zu rechnen, dass es durch Erdbeben und Witterungseinflüsse zu Beschädigungen an der Kirche kommen kann. Seit dem 24. Oktober 2007 ist das Alawerdi-Kloster Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Regionaler Bauernmarkt in Telawi

Nächste Station ist eine beeindruckende Markthalle von Telawi. Hier gibt es ausschließlich regionale Produkte. Es ist ein traditioneller Bauernmarkt.

Museum und Weingut Zinandali

Weiter geht es zum Museum und Weingut Zinandali. Mitten in der ostgeorgischen Provinz Kachetien schuf Fürst Tschawtschawadse im 19. Jahrhundert ein Zentrum europäischer Aufklärung. Das zum Museum ausgebaute Weingut Zinandali befindet sich im gleichnamigen, etwas abgelegenen Stadtteil von Telawi. Es wurde von Alexander Tschawtschawadse, einem Offizier des Zarenreiches und bedeutenden georgischen Dichter der Romantik im Jahre 1886 erbaut. Das Weingut ist auch der Geburtsort des Weines Zinandali.

Als Erster stellte Tschawtschwadse in Georgien Wein nach europäischem Verfahren her und begründete damit einen der bekanntesten georgischen Markenweine. Er befreite seine Arbeiter von der Leibeigenschaft und kämpfte für eine gerechtere Gesellschaft. Leider darf man im Museum selbst nicht fotografieren. Gezeigt wird hier die Lebensweise des Hochadels.

Mittag- bzw. Abendessen und noch eine Weinprobe im Weingut Mosmieri

Am Nachmittag kehren wir im Weingut Mosmieri ein, wo Wein sowohl nach georgischer als auch europäischer Methode gekeltert wird. Eine Weinprobe darf hier natürlich nicht fehlen.

Die Mosmieri Weine gehören zu den Premiumweinen Georgiens. Das Weingut verwendet ausschließlich lokale georgische Rebsorten die seit Jahrhunderten im Alazanital in Kakheti gedeihen.
Das Weingut Mosmieri ist im traditionellen georgischen Stil erbaut. Es befindet sich inmitten von Weinlagen und liegt an einem sanften Hang mit Blick auf das wunderschöne Tal des Alazani und die schneebedeckten Gipfel des Großen Kaukasus. Das Weingut beherbergt ein großzügiges Restaurant mit einer gemütlichen Weinbar. Bei einem verspäteten Mittagessen und einer Weinprobe können wir die edlen Tropfen des Weingutes kennenlernen.

Am frühen Abend fahren wir die zwei Stunden zurück nach Tiflis. Als wir in unser Hotel zurückkehren, müssen wir feststellen, dass in unserem Zimmer kein Wasser läuft. Als ich Erkundigungen einziehe, erfahre ich, das in ganz Tiflis die Wasserversorgung ausgefallen sei. Eine Information dazu haben wir bei Ankunft im Hotel nicht erhalten. Eine Notversorgung hat man auch nicht eingerichtet, wahrscheinlich war das auch nicht möglich. So müssen wir nun ungeduscht in unsere Betten steigen und haben die geringe Hoffnung, dass das Wasser morgen vielleicht doch wieder läuft. Die Stadtwerke arbeiten wohl mit Hochdruck daran. Die Georgienreise wird offensichtlich auch eine Abenteuerreise.

Fahrzeit: ca. 04:30 Std. | Fahrstrecke: ca. 240 km | Unterkunft: FOLK Boutique Hotel in Tiflis | Verpflegung: F,M

 

 

 

 

 

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