28. Tag: (5. April 2024) – Von Caen nach Touques

Tagesstrecke, 52,6 Km; 12,06 Km/h; 280 Hm

Natürlich regnet es heute morgen wieder. Aber dann ist der Regen irgendwann gegen 9 Uhr vorbei und der Tag wird eher schön; die Temperaturen steigen auf 19 Grad. Gegen 10 Uhr mache ich mich auf den Weg. Mein heutiges Ziel ist Touques. Es sind so um die 50 Kilometer. Eine harmlose Strecke, gutes Wetter und der nach wie vor recht frische Wind kommt mir zumindest nicht entgegen.

Nachdem ich von meinem Hotel aus wieder bergab gefahren bin, geht es zunächst etwa vier Kilometer entlang des Canal de Caen und dann auf die andere Seite noch einmal vier Kilometer entlang der parallel verlaufenden Orne. Im Mündungsdelta der Orne ist heute ein mit Bunkern der deutschen Besatzung durchsetztes Naturschutzgebiet. Hier drehe ich eine kleine Extra-Rund, kann aber nicht viel von der Vogelwelt entdecken. Nach der Landung der Alliierten muss es auch hier schwere Kämpfe gegeben haben. Dann geht es in mehr oder weniger großer Entfernung entlang der Küste bis Carbourg, einem noblen Badeort. Überhaupt reihen sich nun entlang der Küste einfachere aber auch luxuriöse Badeorte aneinander. Die breiten Sandstrände hier entlang der Küste zwischen der Orne- und der Seinemündung laden dazu auch ein. Genannt wird dieser Küstenstreifen Cote Fleurie (Blumenküste), der damit die charakteristischen Merkmale der Region, die blühenden Gärten und Wiesen im Namen wiederkehren lassen soll. Mit dieser Namensgebung wollte man vorrangig die touristischen Vermarktung fördern, um sich von Namen wie Cote dÁzur, der Alabasterküste oder der Cote d´Émeraude abzuheben.

Beispielhaft habe ich mir den wohl größten Badeort, Cabourg, etwas näher betrachtet. Bis 1853 war Cabourg ein kleines Fischerdorf. Der Pariser Rechtsanwalt Henri Durand-Morimbau beschloss, neben dem „alten“ Cabourg ein Seebad zu errichten. Er gründete eine Gesellschaft, die die Strände aufkaufte. Paul Leroux, ein junger Architekt aus Caen, entwarf den Plan der Stadt Cabourg-les-Bains. Der Stadtplan des Zentrums des Ortes ist  sehr symmetrisch angelegt. Zentrum sind das Grandhotel und das Casino. Um sie herum sind  halbkreisförmig und sternförmig verlaufende Straßen angelegt. Das erste Casino wurde 1854 aus Holz erbaut und hunderte von Bäumen wurden entlang der geplanten Alleen gepflanzt. 1861 wurde das erste Grand Hotel in Cabourg gebaut. Das heutige Casino und das Grand Hôtel wurden dann 1908 von den Architekten Lucien Viraut und Émile Mauclerc entworfen. Die Bauwerke zählen zu den am besten erhaltenen Beispielen für Badeorte der Belle Époque. Viele Villen stammen aus dem 19. Jahrhundert (bis Anfang des 20.).

Auffällig ist dass sich nun schon auf den letzten Kilometern diesseits der Ornemündung die Architektur und die Bauweise verändert haben. Die grauen Schieferhäuser werden von freundlicher erscheinenden Fachwerkhäusern, farbigen Ziegelsteinhäusern oder auch verputzten Häusern abgelöst, die auch den Stil der Villen in Carbourg prägen. Ich verweile hier ein Zeitlang und setze mich später noch auf eine Bank auf der Strandpromenade und schaue nun über die Seinemündung nach Le Harve.

Weiter geht es dann über die Dives in den benachbarten Badeort Houlgate. Auch er ist im 19. Jhdt. entstanden, nicht ganz so mondän wie Carbourg aber durchaus auch von gehobenem Standard. Von hieraus muss ich dann das einzige Mal heute eine nennenswerte Höhe von 130 Metern hinauf und auf der anderen Seite steil nach unten. Auf der Höhe geht es durch Auberville und dann vorbei an Villers-sur-Mer, Saint-Arnoult bis hier nach Touques.

Mein preiswertes Ein Stern-Primiere Classe Hotel liegt mitten in einem Gewerbegebiet umgeben von einem Buffalo Grill und Mc Donalds und nicht weit von Aldi, Lidl und Carrefour entfernt. Man kommt sich fast schon vor wie zu Hause. Trotz der schlechten Kritiken, die diese Hotels meistens bekommen, finde ich es hier angenehm, die Zimmer sind hier auch nicht kleiner als in den letzten Unterkünften, die um einiges teurer waren. Das Frühstück wird allerdings hier recht dürftig sein, meistens richtig französisch aber dafür auch erheblich preiswerter. Touques liegt nicht direkt an der Küste, sondern etwas landeinwärts. Über die Stadt habe ich bisher nichts Besonderes herausgefunden, außer, dass sich hier ein Pferdegestüt der Familie Rothschild befinden soll.

Insgesamt also ein nicht sehr ereignisreicher Tag. Ich hatte keinen Platten, musste auch nicht mit dem Zug fahren, es gab keinen Regen und es war sogar deutlich wärmer als in den vergangenen Tagen. Ich kann also überlegen, ob ich meine Winterunterwäsche, die mir nach meiner Erkältung doch gute Dienste erwiesen hat, bald wieder einpacke. Allerdings sind für nächste Woche wieder kühlere Temperaturen und wechselhaftes Wetter angesagt.

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