28. Tag: 26.04.2017 Donaueschingen – Sigmaringen

Was für ein Tag! Die Wetterprognosen sind tatsächlich eingetreten. Als ich morgens aus dem Fenster schaue ist alles weiß. Etwa 5 cm Schnee liegen da, die Temperaturen liegen bei 0 Grad und das am 26. April im Südwesten Deutschlands. Natürlich überlege ich, ob ich es heute wagen soll, aufs Fahrrad zu steigen. Es gibt eine gute Zugverbindung nach Sigmaringen. Allerdings gilt die Radtour als eine der schönsten des Donauradweges. Als ich nach dem Frühstück mir die Straßenverhältnisse betrachte ist zumindest eins klar. Es hat nicht gefroren. So sind die Straßen auch schneefrei, was für mich erst einmal Grund genug ist, mich dafür zu entscheiden, die Tour zu wagen. Gegen 9:30 Uhr komme ich los. Es schneit weiter und die Fahrt über die Hochebene der Baar ist eine Fahrt durch eine Winterlandschaft. Auch die Vögel scheinen verwirrt und gucken augenscheinlich erstaunt ob dieser Unbilden in die Welt. Ein Storch sitzt ziemlich zerzaust auf einem Scheunendach und scheint die Welt nicht mehr zu verstehen. Auch die Pflanzen haben gelitten. Einige umgestürzte Bäume, viele herabgefallene Äste und tausende Baumfrüchte bedecken den Boden. Es sieht eigentlich aus wie nach einem Sturm. Das hätte ich so nicht gedacht. So geht es bis in die Mittagszeit. Dann lässt der Schnee allmählich nach, geht zunächst in Regen über und endlich am späteren Nachmittag hören die Niederschläge gänzlich auf. Die Wolken hängen nicht mehr so tief und steigen auf und ermöglichen damit schöne Blicke auf eine sich nun entfaltende sehr markante Donaulandschaft. Bei Beuron lugt sogar die Sonne für kurze Zeit durch die Wolken hervor. Es ist wahrscheinlich die eine Stunde Sonnenschein, die das Wetterapp vorausgesagt hat. Dass dies nun gerade in Beuron passiert, hat sicher mit der dortigen Nähe zum Himmelspersonal zu tun, befindet sich dort doch ein weithin bekanntes Benediktinerkloster. Den Donauradweg habe ich heute für mich alleine. Nur einem Tourenradler begegne ich, einem Ungarn, der die Tour von Budapest aus Donauaufwärts gemacht hat und sich nun freut, dass es nur noch 27 Kilometer bis Donaueschgingen sind. Abends im Gasthaus treffe ich zwei Schweizerinnen, die auch mit dem Fahrrad unterwegs sind, aber heute die Bahn genommen haben.

Vor Tuttlingen werde ich noch einmal auf die hydrologischen Besonderheiten der Donau aufmerksam. Bei Immendingen, Tuttlingen und Fridingen versickert oder versinkt die Donau nämlich und verliert einen beträchtlichen Teil ihres bis dahin angesammelten Wassers durch ein unterirdisches Karsthöhlensystem an den Rhein. Das Wasser taucht nämlich am Aachtopf, Deutschlands größter Karstquelle wieder auf, und fließt dann über die Aach in den Bodensee, also in den Rhein. Leider habe ich mir den Aachtopf nicht angesehen, obwohl ich am Montag durch Aach gefahren bin. Da war ich aber hydrologisch noch nicht soweit fortgeschritten. Die Donauversickerung führt dazu, dass die Donau hier an etwa 120 Tagen im Jahr überhaupt kein Wasser führt, also das Flussbett trocken liegt. Heute ist das nicht der Fall. Die Donau bleibt ein größerer Bach.

Es liegen übrigens eine ganze Reihe sehenswerter Orte an der Strecke. Da ist zunächst einmal Geisingen, wo sich das Tal der Donau, also die Hochebene der Baar verengt und zu einem immer schmaleren Tal wird. Da gibt es aber auch Immendingen, Möhringen, Stetten und schließlich die Kreisstadt Tuttlingen, die als Hauptstadt der deutschen Medizintechnik gilt. In Tuttlingen lege ich dann eine Mittagspause ein und wärme mich in einer Bäckerei mit einer großen Tasse Cappuccino und einer Winzerseele auf. Aber auch die folgenden Orte Fridingen und Beuron lohnen durchaus ein Verweilen. Allerdings lässt das meine heutige Tourenplanung nicht zu.

Zwischen Immendingen und dem noch etwa 20 Kilometer hier von Sigmaringen entferntem Ertingen durchquert die Donau den Naturpark Obere Donau, in dem sie sich ein tiefes Bett durch das Juragestein der Schwäbischen Alb gegraben oder besser gefräst hat. Dabei wurden mächtige Kalkfelsen freigelegt, die der Landschaft ihr Gepräge und ihre Einzigartigkeit geben. Das Ganze wird noch dadurch malerisch ergänzt, dass sich hier eine größere Anzahl von Burgen und Schlössern auf markanten Felsen finden, die der Gegend noch einmal ein besonderes Gepräge geben. Da sind Schloss Bronnen, die Burg Wildenstein, Schloss Werenwag und Schloss Gutenstein, um nur einige zu nennen.

Ich bin tief beeindruckt von den Blicken hier in diesem Teil des Donautals. So versuche ich auch möglichst viel fotografisch festzuhalten, was natürlich wieder Zeit kostet, sich aber hoffentlich gelohnt hat. Erst gegen 19:30 Uhr komme ich hier in dem Gasthof mitten im Zentrum von Sigmaringen an, in dem ich ein Zimmer gebucht habe. Von meinem Fenster aus kann ich einen Teil der bedeutenden Hohenzollernburg sehen. Sie muss ich mir morgen auf jeden Fall noch etwas genauer betrachten.

Die Tour war doch recht anstrengend. Dennoch bin ich froh, dass ich sie geschafft habe und viele Eindrücke mitnehme. Eigentlich müsste man das eine oder andere noch recherchieren. Dazu bleibt aber im Moment nicht die Zeit und so muss es auf später verschoben werden. Der Schnee ist übrigens im Laufe des Tages an vielen Stellen weitgehend weggetaut. Die Aussichten für morgen sehen aber auch nicht verlockend aus. Es droht noch einmal Dauerregen.

Tagesdaten: 93,19 km/07:25:07 Std. Fz/12,56 km/h/810 Hm aufwärts/809 Hm abwärts

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