Mein Fahrrad und einen großen Teil meines Gepäcks darf ich bis Montag in der Pension in Tulcea lassen, denn dann kehre ich auch dorthin zurück und verbringe dort noch eine Nacht. So fahre ich mit kleinerem Gepäck auf einem schnellen Motorboot zusammen mit etwa zehn anderen Passagieren sehr rasant nach Sulina. Ich hatte mir die Bootsfahrt eigentlich schöner vorgestellt. Aber mein Vermieter in Tulcea hatte mir diesen Anbieter empfohlen und auch für mich gebucht. Der Vorteil war sicher, dass die Fahrt so nur 1 ½ Stunden dauerte und nicht vier wie mit anderen Booten. Nach Sulina gelangt man nur mit dem Schiff. Straßen nach Sulina gibt es nicht. Insofern war dann auch der erste Eindruck in Sulina recht überraschend. Denn Sulina ist voller Autos wie jede andere Stadt auch.- Der Aktionsradius ist aber sicher deutlich eingeschränkt. Aber zumindest gibt es in der Stadt selbst asphaltierte Straßen. In Sulina hatte ich mich für die beiden Nächte in einer kleinen Pension eingemietet.

Der erste Eindruck von Sulina ist auch in anderer Hinsicht ernüchternd. Obwohl der Ort ein Touristenort ist, vornehmlich wohl für rumänische Touristen, macht er einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck. Hier verfallen sogar die Kirchen inzwischen. Es gibt allerdings auch Ausnahmen wie beispielsweise die Pensionen, die Gaststätten und auch die Läden, die durchaus einen guten und ordentlichen Eindruck machen. Trotz der einmaligen Lage Sulinas mitten im Donaudelta, hat man wohl zu früheren Zeiten keine Möglichkeit ausgelassen, um die Stadt hässlich zu machen. Die vielen heruntergekommenen Plattenbauten sind in dieser Naturlandschaft schon wirklich eine Provokation. Wie gesagt, Sulina ist ein Touristenort, aber der Tourismus steckt noch deutlich in den Anfängen.

Nachdem ich mich in meiner Pension eingerichtet habe, erkunde ich erst einmal die Stadt. Hier ist durchaus eine Substanz alter Villen und öffentlicher Gebäude, um deren Erhaltung und Sanierung man sich bemühen sollte. Sulina verfügt aber auch über einen kilometerlangen Sandstrand, der sich offensichtlich bei den einheimischen Touristen besonderer Beliebtheit erfreut. Für mich geht es in den zwei Tagen vor allem um drei Dinge. Ich habe mir natürlich erst einmal den Kilometerpunkt Null angeschaut, der hier in Sulina ist, weil anders als bei den meisten anderen Flüssen die Kilometer bei der Donau nicht von der Quelle, sondern von der Mündung an gezählt werden. Es ist übrigens schon traurig, dass es hier keinerlei Hinweis auf den Donauradweg oder auf den Eurovelo 6 gibt. Die Rumänen scheinen für Fahrradtouristen noch wenig Gespür zu haben. Ich habe auch schon öfters gehört, dass sie leicht naserümpfend meinten Fahrradfahren würden nur Deutsche. Übrigens liegt die Donaumündung heute einige Kilometer vom Nullpunkt entfernt, weil die Donaumündung sich hier im Jahr um etwa 40 Meter durch Ablagerungen ins Meer hinausschiebt.

Dann bin ich zum Strand gewandert, weil es mir natürlich ein großes Anliegen war, ans Schwarze Meer zu kommen und meine Füße auch einmal dort einzutauchen. Das ist auf jeden Fall gelungen, wobei ich nicht verstehen kann, was man hier für einen Badegenuss erleben kann, weil das Schwarze Meer eher seinem Namen alle Ehre macht und aus meiner Sicht ziemlich schmutzig erscheint.

Schließlich habe ich dann für morgen noch eine Exkursion ins Donaudelta gebucht. Es gibt hier Dutzende Anbieter und da war ich dann froh, dass einer der Anbieter hier der Besitzer der Pension ist, in der ich untergekommen bin. Vielleicht hier schon mal zum heutigen Abschluss einen kurzen Steckbrief des Donaudeltas.

Das Biosphärenreservat Donaudelta hat eine Gesamtfläche von 5800 Qkm und ist damit mehr als doppelt so groß wie das Saarland. Davon liegt der weitaus größte Teil von etwa 82,5 % in Rumänien und ein kleinerer Teil von 17,5 % in der Ukraine. Es gibt drei Mündungsarme der Donau. Im Norden der Ciliarm, der mit 116 Kilometern der längste Mündungsarm der Donau ist und gleichzeitig auch die Staatsgrenze zwischen der Ukraine und Rumänien darstellt. Er transportiert eine Gesamtwassermenge von 67 Prozent der Donau ins Schwarze Meer. Der Sulinarm läuft in gerader Linie von Westen nach Osten transportiert aber von der Gesamtwassermenge lediglich 13 Prozent. Er ist aber für die Schifffahrt der wichtigste Donauarm. Er wurde zwischen 1858 und 1902 für die Schifffahrt reguliert und begradigt. Durch Instandhaltungs- und Baggerarbeiten wird eine Wassertiefe von mindestens 7,23 Metern garantiert und damit der Verkehr von mittlerer Seeschifffahrt ermöglicht. Etwa 20 Prozent der Wassermenge gelangt dann noch durch den etwa 70 Kilometer langen Sfantu-Gheorghe-Arm ins Schwarze Meer. Soviel als erster kleiner Steckbrief zum Donaudelta. Nach meiner Tour morgen werde ich dann hoffentlich aus erster Hand auch über Flora und Fauna berichten können.

One Comment

  • Werner Hempel sagt:

    Lieber Wolfgang, der Strand ist aber nicht so bevölkert wie am Mittelmeer. Und Du warst ja nur mit maximal 10% Deiner Körpergröße im Wasser😂. Jetzt gib dem Rest Deines Körpers noch eine Chance das „schwarze Meer“ zu genießen. Die Bildauswahl zeigt aber offensichtlich die schönere Seite von Sulina, denn das sieht doch ganz nett aus. Aber Plattenbauten sind Ja auch nicht zwingend ein empfehlenswertes Motiv eine Stadt am Donaudelta zu präsentieren. Für die nächsten Tage noch ausreichend beeindruckende Impressionen, auch wenn sie nicht alle positiv sein sollten. Und getrau Dich mal 30 cm tiefer ins Wasser👍
    Liebe Grüße Werner

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