Nach einem guten französischen Frühstück geht es heute Morgen gegen 9 Uhr los. Der Tag ist trübe, aber es regnet erst einmal nicht mehr. Die Fahrt wird relativ eintönig. Sie geht kaum an der Mosel, sondern an den sie begleitenden Kanälen entlang und das über fast 80 Kilometer. Das heißt aber nicht, dass es nicht durchaus Vergnügen macht. Als Radwanderer muss man ohnehin über eine gewisse Portion Kontemplationsfähigkeit verfügen und sich auf sich und die unmittelbare Umgebung beschränken können. Die ersten ca. 60 Kilometer geht es entlang des Canal des Vosges, das entspricht etwa der Hälfte seiner Länge. Zahlreiche Schleusen säumen den Weg. Die ersten ca. 35 Kilometer nach Épinal führt ein hervorragender asphaltierter ehemaliger Treidelpfad den Kanal entlang. Spätestens bei Gripport sollte man sich allerdings auf die parallel verlaufende Straße begeben, weil der Weg recht unvermittelt auf einen Feldweg führt, der für Fahrräder kaum zumutbar ist. Für die etwa 25 verbleibenden Kilometer an diesem Kanal hätte man Stunden gebraucht. So radle ich denn auch die D 570 bis Richardménil, um dann den Weg nach Nancy auf einem wieder hervorragenden Radweg entlang des Canal de Jonction fortzusetzen. Dieser verbindet den Canal des Vosges mit dem Canal de la Marne au Rhin. Er ist also nur 10 Kilometer lang und die begleite ich ihn auch.
Sehenswürdigkeiten auf dieser Strecke gibt es wenig. Man durchfährt oder tangiert zumindest zwar zahlreiche Orte wie Thaon, Chatel-sur-Moselle, Charmes, Neuville-sur-Moselle und Flavigny-sur-Moselle. Aber besonders Auf- oder Anregendes haben sie alle nicht zu bieten. Lediglich Chatel-sur-Moselle wirbt mit seinem Forteresse, einer mittelalterlichen Festung mit unterirdischen Galerien und Sälen. Die Festung soll sich auf einer Fläche von 5 ha ausdehnen und damit eine der größten Burgen Europas sein. Da ich genug Burgen und Schlösser in den letzten Wochen gesehen habe, verkneife ich mir den Ausflug. Ansonsten wird man begleitet von einem immer bunter werdenden Herbstwald und schon gefallenem Herbstlaub.
In Nancy komme ich so gegen 16 Uhr an und wurde von meinem Navi gleich auf den Hauptplatz der Stadt, den Place Stanislas geführt. Er gilt tatsächlich als einer der schönsten Plätze der Welt und ohne das näher beurteilen zu können hinterlässt er auch bei mir einen tiefen Eindruck. Seine Entstehung verdankt er Stanislaw Leszcynski, dem Herzog von Lothringen und ehemaligen König von Polen und Schwiegervater Ludwig XV. Der Platz ist ein klassizistisches städtebauliches Ensemble mitten in Nancy, das wirklich seinesgleichen sucht. Geradezu selbstverständlich ist seine Aufnahme in die Liste de Weltkulturerbes der UNESCO. Zurzeit findet irgendeine Herbstschau mit vielen bunten Pflanzen Stadt. Das sieht zwar sehr schön aus, nimmt dem Platz aber auch einiges von seiner sonstigen Wirkung.
Vielmehr kann ich mir leider von Nancy auch nicht anschauen. Insbesondere die ebenfalls mit Nancy verbundene Schule der Art Nouveau und ihrer (Bau)werke muss ich mir leider verkneifen. In meinem preisgünstigen Hotel unweit der Innenstadt werde ich schon vor 17 Uhr freundlich empfangen. Aber ich habe einige Probleme, um die ich mich kümmern muss. Zum einen schafft mein IPhone es nicht mehr ins Internet. Ich habe ja noch ein zweites als Navi, auf das ich zurückgreifen kann. Aber hier muss ich neue Einstellungen vornehmen. Zum anderen funktionieret die Stromversorgung an meinem Notebook irgendwie nicht mehr richtig. Als ich gestern in einem PC-Laden in Épinal war, funktionierte es natürlich. Abends dann auch im Hotel, sodass ich wieder aufladen konnte. Heute aber schon wieder nichts, so dass ich nicht weiß, ob ich noch alle Berichte meiner Tour aktuell veröffentlichen kann. Wir werden sehen. Zu allem Überfluss ist auch das wlan in diesem Hotel für mich nicht nutzbar. Alle Versuche übrigens die Probleme mit meinem Notebook und meinem IPhone zu lösen sind leider bisher fehlgeschlagen. Vielleicht ein Zeichen, dass ich langsam nach Hause soll! So geh ich etwas missmutig in den Abend hinein und komme noch gerade dazu eine kleine Pizza in einer nahegelegenen Pizzeria zu essen und hoffe natürlich, dass ich morgen wieder Energie tanken kann.
Tagesdaten: 80,57 Km; 5:35:12 Std. Fz; 14,42 Km/h; 94 Hm
hallo wolfgang,
lese seit kurzem mit vergnügen deine radwanderberichte.
was für eine differenz zu meinen autofahrereindrücken!
jacqueline und ich haben bisher eine hälfte der loire
abgefahren. leider mit gewaltigem abstand vom fluss.
alles gute weiterhin. bon courage!
salut
thomas